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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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ist das Ufer weniger steil, und die Kapsel läßt sich sanfter herausziehen.«
    »Und Fredy hat sein Publikum.«
    »Daran denkt er im Augenblick gewiß nicht. Der Verlust Oskars ist ihm ganz schön aufs Gemüt gegangen.«
    »Dann wird er wohl kaum nächste Woche am Kumosee Urlaub machen«, meinte Sara. »Der Gedanke, daß Oskar auf dem Grunde des Sees steht, würde ihm alle Urlaubsstimmung verderben.«
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, gestand Boris.
     
    Die Insassen der Kapsel zweifelten nicht mehr an ihrer Rettung. Und als die Kapsel, nachdem sie die längste Strecke frei durch das Wasser geführt worden war, erneut auf dem Seeboden aufsetzte und über ihn hinschlurfte, bereiteten sie sich auf den Ausstieg vor. Der Professor zog die Jacke über und strich die schweißverklebten Haare aus der Stirn.
    »Ich glaube«, sagte er verlegen, »mein Benehmen war ziemlich . . .«
    »Ist schon vergessen«, unterbrach ihn Doktor Wedim. »Wir alle haben uns ziemlich unüblich benommen. Schließlich befanden wir uns in einer unüblichen Situation.«
    »Aber die Entdeckung«, beharrte Lock, »ich habe sie als mein Verdienst ausgegeben, auf der Notiz in der Kassette habe ich es ausdrücklich vermerkt. Die Wahrheit ist aber, daß es ein Versehen war, ein Irrtum!«

    »Auch ein Irrtum kann ein Verdienst sein«, entgegnete der Doktor, »und jedenfalls ist es dein Irrtum. Also laß ihn dir nicht nehmen.«
    Der Professor atmete erleichtert auf. Heli Anderson hatte ganz andere Sorgen. Sie sammelte ihre abgeworfene Oberbekleidung auf und brachte sie in Ordnung, um sie wieder anzuziehen. Ihr Eifer machte den Doktor aufmerksam.
    »Was soll das«, meinte er grinsend, »willst du das Publikum unbedingt enttäuschen?«
    »Soll ich etwa ohne . . .« Heli Anderson hielt irritiert inne. »Und die Haare! Wie seh’ ich denn aus!«
    »Schön tragisch«, sagte Wedim, »und das steht dir ausnehmend gut.«
     
    Boris war der Lorak vorausgeflogen und setzte das Unikraft in Ufernähe auf den Strand. Als er aus-stieg, wurde er von den Jeepmännern umringt.
    »Geht alles in Ordnung?«
    Der Cheflotse nickte. »Soweit ich es beurteilen kann, ja.«
    »Dann ist auch die Entdeckung gerettet?«
    »Richtig!« Boris schlug sich gegen die Stirn. »Die hatte ich ganz vergessen!«
    Er stieg in das Unikraft zurück, um die Kassette zu holen. Indessen hatte die Lorak das Ufer erreicht und schob sich jetzt, einem Meeresungeheuer gleich, auf den Strand. Die Jeepmänner sprangen hinzu und holten, sobald die Triebwerke zu arbeiten aufgehört hatten, die Trosse ein. Fredy öffnete den Ausstieg der Lorak und hockte sich auf die Lukenschwelle, Gustav gesellte sich zu ihm. Von hier aus beobachteten sie, wie die Jeepmänner die Kapsel an Land zogen, sie in die richtige Lage drehten und die Ausstiegluke herunterklappten. Die Badegäste drängten sich jetzt in einem dichten Ring um die Kapsel, so daß die Lorak außerhalb des Geschehens geriet und wie vergessen dastand.
    Soeben tauchte der Doktor in der Luke der Kapsel auf und half der ihm folgenden Anderson beim Aussteigen. Die Menge brach in Jubel aus, der sich noch verstärkte, als der Professor der Kapsel entstieg. Lock reckte die Arme hoch wie ein Olympionike auf dem Siegerpodest, besann sich plötzlich und hielt nach seinen Rettern Ausschau. Die beiden Raumlotsen hockten noch immer gemütlich hoch oben auf der Türschwelle der Lorak. Dieser Anblick verwirrte den Professor sichtlich. Er wußte nicht, wie er dahinauf seinen Dank abstatten sollte, noch dazu die beiden nicht dergleichen taten. Der Altlotse hatte sich ein Pfeifchen angesteckt, während Fredy sinnend über den See hin blickte. Der Professor verneigte sich mehrmals in Richtung der Lorak und blickte dann hilflos umher. Indessen war es Boris gelungen, sich durch die Menge zu Lock durchzuarbeiten. Er händigte ihm die Kassette aus. Der Professor verneigte sich abermals und hob die Kassette mit beiden Händen hoch über den Kopf. Die Menge applaudierte. Jetzt wurden die Geretteten zu einem soeben gelandeten Hubschrauber geführt, der sie zur THERMOCHEMAK bringen sollte.
    Die Menge zerstreute sich. Boris winkte zu Gustav und Fredy hinauf und kletterte in das Unikraft, um ebenfalls davonzufliegen.
    Fredy blickte wieder auf den See hinaus.
    »Laß man, Kleiner«, tröstete Gustav den Junglotsen, »kriegst einen neuen Blechkameraden.«
    Fredy reagierte nicht darauf. Er holte das Leitgerät aus der Lorak, hockte sich neben Gustav nieder und gab Oskar

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