Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
Vom Netzwerk:
einer wie mit dem Lineal gezogenen Linie den See in niedriger Höhe überflogen und ein mehlweißes Pulver abwarfen, das sich zu einer geschlossenen Decke verdichtete und auf dem See auflagerte. Sobald das Pulver die Wasseroberfläche berührte, stiegen Dämpfe auf, die in allen Regenbogenfarben leuchteten.
    »Heute wird uns allerhand geboten«, meinte der Dicke.
    »Das ist ein chemisches Kühlmittel«, versetzte der Fahrer. »Es soll verhindern, daß die hohe Wassertemperatur die Umwelt gefärdet.«
    »Gibt es nicht«, brachte der Dicke das Gespräch auf sein Lieblingsthema, »auch ein Pulver gegen zu kaltes Wasser?«
    »Wenn die Entdeckung des Professors hält, was sie verspricht, können wir ganze Weltmeere auf die Temperatur bringen, die uns beliebt.«
    »Auf die Temperatur, die mir beliebt«, meinte der Dicke, »ist bestimmt kein Weltmeer zu bringen.«
     
    Der Altlotse und Fredy hatten die Kapsel ohne weitere Schwierigkeiten gefunden. Sie lag kaum hundert Meter hinter der Sandbank in einer Kuhle. Gustav setzte die Lorak auf Grund und unterrichtete Boris, während Fredy bereits den Roboter durch die Schleuse beförderte. Oskar befestigte, sobald er draußen war, das Ende einer Trosse an der Lorak, faßte das andere Ende und stapfte auf die Kapsel zu. Sobald er sie erreicht hatte, umkreiste er sie mehrmals und stellte schließlich fest, daß die Krampe, an der er die Trosse befestigen sollte, sich nach Lage der Kapsel an der nach unten gekehrten Seite befand. Oskar wollte die Kapsel nicht drehen, ohne die Insassen vorher verständigt zu haben. Er klopfte die entsprechenden Morsezeichen gegen das Gehäuse und wiederholte sie geduldig. Die Antwort, die er endlich erhielt, schien er nicht erwartet zu haben, denn er versuchte jetzt, einen optischen Kontakt herzustellen. Da sich die Sichtscheibe der Kapsel gut einen halben Meter über Oskars Kopf befand und er zu schwer war, um schwimmend nach oben zu gelangen, machte er mehrmals hintereinander einen gewaltigen Hüpfer und drehte jedesmal, wenn er die Scheibe erreichte, die Hände schnell umeinander.
    Als die Insassen der Kapsel Oskars Gesicht hinter der Scheibe auftauchen sahen, fuhren sie erschrocken zurück. Natürlich erkannten sie im nächsten Augenblick, daß da nicht ein Gespenst, sondern ein Roboter herumhüpfte. Die Zeichen, die er ihnen gab, konnten sie allerdings nicht verstehen. Oskar seinerseits nahm das Gegenteil an und versuchte jetzt, die Krampe frei zu bekommen. Da er die Kapsel durch einfachen Druck nicht aus ihrer Lage brachte, versetzte er sie in Schaukelbewegungen. Die Insassen der Kapsel gerieten ins Taumeln. Doch während Doktor Wedim und Heli Anderson augenblicks nach einem Halt griffen, wollte der Professor seine Papiere nicht fahren lassen und wurde wie ein hilfloses Bündel hin und her geworfen. Plötzlich setzte das Schaukeln aus. Der Professor richtete sich stöhnend auf. Im nächsten Moment erschien Oskars Gesicht erneut hinter der Sichtscheibe. Diesmal drehte der Roboter die Hände in entgegengesetzter Richtung umeinander. Da er keinen Erfolg gehabt hatte, wollte er jetzt versuchen, die Kapsel nach der anderen Seite zu drehen, um die Krampe freizulegen. Bevor die Insassen das begreifen konnten, hatte Oskar die Kapsel schon wieder zum Schaukeln gebracht.
    »Der ist wahnsinnig geworden!« rief der Professor mit sich überschlagender Stimme. »Wir sind einem übergeschnappten Automaten ausgeliefert!«
    In diesem Augenblick verlor Lock das Gleichgewicht und schlug lang hin. Die Papiere flatterten zu Boden. Die beiden Gefährten bemühten sich um den wie leblos daliegenden Professor.
    »Er scheint nicht ernstlich verletzt zu sein«, stellte Heli Anderson fest, »er ist wohl nur bewußtlos.«
    »Das ist das Beste, was er gegenwärtig sein kann«, meinte Doktor Wedim und sammelte die Papiere auf. Er hatte noch immer die Idee nicht aufgegeben, die Postschleuse in Ordnung zu bringen und die Aufzeichnungen in einer Auftriebkassette nach oben zu schicken. Als er alle Papiere beisammen hatte, überflog er die letzten Notizen des Professors.
    »Die Formel!« rief er bestürzt. »Er hat die Formel nicht notiert!«
    Ohne die Formel waren die Aufzeichnungen für jeden anderen als den Professor so gut wie wertlos. Doktor Wedim und Heli Anderson wußten das sehr gut. Und sie begriffen auch, weshalb Lock die Formel für sich behielt.
    »Er will verhindern«, sagte Wedim, »daß wir uns die Formel aneignen und ihm die Entdeckung streitig machen.«
    Von

Weitere Kostenlose Bücher