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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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tüchtig; unterhalten können wir uns anschließend«, erklärte Honn. »Der Häuptling wird bei Sonnenuntergang von der Jagd zurückkehren.«
    Sowohl Hael als auch Deena langten eifrig zu, denn in den letzten Tagen hatte sie hauptsächlich von Trockenfleisch gelebt. Hael hatte die Frau nicht alleinlassen wollen, während er auf die Jagd ging, und kein Tier war nahe genug vorbeigewandert, um es erlegen zu können. Die Matwafrau schenkte ihnen einen säuerlich schmeckenden Saft aus leicht gegorenen Früchten ein.
    Als sie gegessen hatten, hieß Honn sie sich von der Reise erholen und eilte davon, da sich die Männer des Dorfes allabendlich nach der Jagd zu versammeln pflegten. Deena erzählte Hael, dass sich tagsüber nur wenige Männer in den Matwadörfern aufhielten, und manche oft sogar mehrere Tage währende Jagdausflüge unternahmen. Die Arbeiten im Dorf wurden von den Frauen erledigt, und es gab nur wenig alte Leute beiderlei Geschlechts, denn das Leben in den Hügeln war hart. Um diese Jahreszeit, wenn es ausreichend Wild und Fische gab, das Wetter mild war und die wilden Früchte reiften, lebte es sich am besten in dieser Gegend.
    Der Winter war grimmig, und viele Menschen erfroren oder kamen in Schneestürmen um. Ein besonders strenger Winter bedeutete fast immer eine Hungersnot. Ein trockener Sommer verhieß wenig Wild, keine Ernte und schreckliche Feuersbrünste, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit ausbreiteten und mehrere hundert Meilen Wald in rauchende Asche verwandelten.
    Wegen dieser Naturereignisse und den Raubüberfällen der Amsi und anderer Feinde waren die Aussichten, ein hohes Alter zu erreichen, sehr gering. Trotzdem, fand Hael, wirkten die Matwa ebenso glücklich wie andere Stämme, denen er bisher begegnet war. Sie waren so stolz und unabhängig wie die Shasinn, und die Freiheit bedeutete ihnen mehr als Bequemlichkeit oder ein geruhsames Leben.
    »Sind deine Leute genauso?« fragte Hael, als sie nach der Mahlzeit ruhten.
    »O ja«, antwortete Deena. »Die Menschen aus den verschiedenen Dörfern heiraten untereinander, und es finden Zusammenkünfte und Feste statt. Wir halten uns nicht voneinander fern und haben alle die gleichen Sitten und Gebräuche.«
    »Wo trefft ihr euch? Und wo finden Feste und Versammlungen statt?«
    »Es gibt große Lichtungen, auf denen sich mehrere Dörfer gleichzeitig versammeln können. Die religiösen Zeremonien werden in Hainen abgehalten, und es gibt Höhlen, die von den Männern aufgesucht werden, um die Jagdzauber zu wirken.«
    »Bei diesen Bögen und der Art, wie sich die Jäger durch den Wald bewegen, wundert es mich, dass sie überhaupt Magie benötigen.«
    »Das Jagen ist nie ganz einfach, und die Geister müssen uns gewogen sein. In den Wäldern können Unfälle geschehen, und davor muss man sich schützen.«
    Hael erkundigte sich nach den Stoffen, aus denen die Matwa ihre Kleidung fertigten. »Etliche werden in den Dörfern gewebt, und man verwendet Pflanzenfasern und Farben, die wir aus den Waldpflanzen gewinnen. Die dünnen hellen Stoffe kaufen wir bei den Händlern, die aus dem Süden kommen. Sie tauschen sie gegen Pelze und Toonoozähne ein. Manchmal finden wir in den Flüssen auch Goldklumpen. Einmal kam eine eigenartige Reisegesellschaft aus dem Süden hierher und heuerte ein ganzes Dorf an, um Tiere und Vögel lebend zu fangen. Sie erzählten, ihr König hätte eine riesige Sammlung ungewöhnlicher Tiere und wollte von jeder Gattung auf Erden mindestens ein Exemplar besitzen. In jenem Jahr verdienten die Dorfbewohner eine Unmenge Geld, mussten es aber ausgeben, um sich Nahrung zu kaufen, da sie die besten Jagdmonate damit verbracht hatten, Tiere für diesen verrückten König einzufangen.«
    Zu seiner Überraschung erfuhr Hael, dass es in diesen Wäldern, in denen es von Beutetieren nur so wimmelte, kaum Raubkatzen gab. Die am meisten gefürchteten Räuber waren Verwandte der Pelzschlange und des Langhalses. Zum Glück gab es hier den riesigen Langhals, der auf Haels Insel heimisch war, nicht, aber die hiesigen Abarten, die das Gewicht zweier Männer harten, gefährlich waren und zahlreich vorkamen, scheuten nicht davor zurück, die menschliche Bevölkerung anzugreifen und zu töten. Es gab sogar einen kleinen, im Wasser lebenden Langhals, der sich von Fischen ernährte. Kein Wunder, dachte Hael, dass sich die Geisterkraft in diesen Wäldern so stark bemerkbar machte, wenn es hier so viele Langhälse gab.
    Als es draußen allmählich dunkel

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