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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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der Matwa, während sie weitergingen. Der Junge genoss den Duft der Blumen und das Zwitschern der Vögel. Von den Baumwipfeln drang das Kecken der Tagsegler zu ihm herab, die kopfüber in den Zweigen hingen und ihre ledrigen Flügel putzten.
    Eine Stunde nach Mittag teilte ihnen Honn mit, die Augenbinden abzunehmen. Sie befanden sich auf einem schmalen Pfad, von dem aus man in ein kleines Tal hinabsah. Zuerst vermochte Hael kein Dorf zu entdecken, bis er winzige Rauchfahnen erblickte. Er verfolgte sie mit den Augen und bemerkte dann die kleine Ansammlung flacher, lang gestreckter Häuser, die förmlich aus dem Boden zu wachsen schienen. Es gab keine Palisade und auch keinen offenen Versammlungsplatz, wie er für alle anderen Dörfer, die Hael je gesehen hatte, typisch war. Allerdings lag auch diese Siedlung in der Nähe einer Wasserstelle, und zahlreiche Trampelpfade führten in den umliegenden Wald. Ihm kam der Gedanke, dass es gut möglich war, die Siedlung völlig zu übersehen, auch wenn man lange danach suchte und ganz in der Nähe vorüberging.
    Als sie das Dorf betraten, stellte er fest, dass die meisten Dächer der Häuser mit Erde bedeckt waren, aus der Gräser, Kräuter und Blumen wuchsen. Die Wände waren nicht mehr als einen Schritt hoch, da der untere Teil der Gebäude in der Erde lag. Ringsumher tollten spielende Kinder, die von ihren – mit den verschiedensten Pflichten beschäftigten – Müttern betreut wurden. Frauen und Kinder waren in bunte Gewänder gekleidet. Am Waldrand übten sich größere Knaben im Bogenschießen. Ihre Waffen waren verkleinerte Ausgaben der Langbogen, die die erwachsenen Krieger mit sich führten. Die Waffen reizten Hael und er schwor sich, sich ausgiebig damit zu beschäftigen, wenn er Deena sicher in ihrem Dorf abgeliefert hatte.
    Eine Frau nahm sich seiner Gefährtin an und führte sie zu einem der Häuser, während Hael die Cabos in den Wald brachte, von einer Horde neugieriger Kinder gefolgt, die nie zuvor derartige Tiere gesehen hatten. Hael nahm die Sättel und Zaumzeuge ab und ließ die beiden Cabos frei.
    »Willst du sie nicht anbinden oder ihnen Fußfesseln anlegen?« fragte Honn.
    »Sie kommen zurück, wenn ich sie brauche«, erklärte Hael. Zufrieden stellte er fest, dass der Matwa keine Einwände erhob, als er seine Waffen an sich nahm. Das Schwert und der Speer wurden von den Kriegern ob ihrer kunstvollen Ausführung und der reichlichen Verwendung von Metall bewundert, obwohl die Matwa der Ansicht waren, dass man im Wald nur mit Messern und Bögen überleben konnte.
    Der Stamm baute zwar auch ein wenig Getreide an, ernährte sich aber hauptsächlich von der Jagd und vom Fallenstellen. Sie wechselten den Standort des Dorfes von Zeit zu Zeit, genau wie die Shasinn. Es konnte geschehen, dass sich der Wildbestand zu sehr verringerte, aber glücklicherweise geschah das selten, denn es zogen so viele Herden auf dem Weg zu anderen Weidegründen durch dieses Gebiet, dass man sich kaum jemals nur auf den örtlichen Wildbestand beschränken musste. Die Matwa lebten zurzeit von den Krummhornherden, zum Beispiel den Tieren, die Hael auf geheimnisvolle Art entdeckt hatte. Die Hälfte der anwesenden Frauen war damit beschäftigt, Krummhornfleisch zu kochen oder zu räuchern, während die andere Hälfte die Häute der erlegten Tiere gerbte.
    Trotz ihrer einfachen Lebensweise waren die Matwa ungewöhnlich reinlich und gepflegt anzusehen, und niemand trug Körperbemalung. Die Frauen, die mit dem Gerben der Häute beschäftigt waren, wuschen sich die Hände immer wieder in bereitstehenden Ledereimern, und selbst die Kinder waren nur so schmutzig, wie es im Laufe eines Tages beim Spielen vorkam. Welch ein Unterschied zu den Byalla und den Amsi, die man nicht nur sehen, sondern auch riechen konnte!
    Honn führte Hael zu einem der lang gestreckten Häuser, und es dauerte ein paar Minuten, bis sich Haels Augen an das Dämmerlicht in dem verräucherten Innenraum gewöhnt hatten. Trotz des Feuers, das im Herd brannte, war es angenehm kühl im Haus. Der Teil der Wände, der unterhalb der Erdoberfläche lag, war mit gewebten Matten behängt, die auch den Boden bedeckten. Nur durch die winzigen Fenster unterhalb des Daches fiel Tageslicht herein.
    Honn bedeutete Hael, sich an dem langen Tisch niederzulassen, und der Junge setzte sich. Kurz darauf gesellten sich Deena und eine Matwafrau zu ihnen, die Schüsseln mit gebratenem Fleisch, flache Kuchen und Früchte auftischten.
    »Esst nur

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