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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Nach einer Weile sagte er: »Kann sehr schlimm werden dann.«
    Aber Hael hatte schon wieder das Bewusstsein verloren.

 
KAPITEL DREI
     
    V ergnügt trieben Hael und Danats die Kaggas zur Küste. Gemeinsam mit zwanzig anderen jungen Kriegern hatte man sie ausgewählt, um die kleine Herde zum Handelsstützpunkt am Meer zu treiben. Sie wurden von drei Ältesten und einem halben Dutzend erwachsener Krieger begleitet. Bei den Kaggas handelte es sich um männliche Tiere, die man ob der verschiedensten Mängel kastriert hatte, damit sie sich nicht vererbten. Um hohe Preise zu erzielen, hatte man die Tiere gut gemästet.
    Inzwischen waren Haels Haare gewachsen, und zahlreiche Zöpfe baumelten ihm im Nacken. Die tiefen Wunden am Bein waren zu rosig gefärbten Narben geworden, und er humpelte nicht mehr. Die Tatsache, dass man ihn für den Viehtrieb zur Küste ausgewählt hatte, war ein sicheres Zeichen für seine wachsende Bedeutung innerhalb der Bruderschaft. Aus dem unbeachteten Kind war einer der vielversprechendsten jungen Krieger des Stammes geworden. Gasam schien darüber erbost, konnte aber nichts dagegen tun.
    Die Reise zur Küste dauerte drei Tage, da die Kaggas nicht allzu schnell laufen konnten. Sie hatten die Heimat hinter sich gelassen, waren in das tiefer gelegene, hügelige Gebiet der Bauern gekommen und erreichten schließlich das sandige Flachland am Meer. Die Kinder der Landbevölkerung starrten ihnen bewundernd nach, wenn sie ihrer ansichtig wurden. Die wilden Krieger aus dem Hochland waren bei den Siedlern berühmt und berüchtigt.
    Allmählich verschwanden die den Shasinn vertrauten Bäume und Pflanzen und machten hohen Palmen und stacheligen Gewächsen Platz, deren seltsame Formen die Krieger in Erstaunen setzten. In Küstennähe gab es weder Kornfelder noch Gemüseanbau. Dafür erblickten sie unzählige Obstplantagen, die von sprudelnden Quellen gespeist wurden. Dazwischen wuchsen Gewürzsträucher, deren Düfte der Wind zu den Reisenden hinübertrug.
    Shevna, der größte Handelshafen der Insel, lag an einem breiten Sandstrand. Der Ort war nichts weiter als ein großes Fischerdorf mit einem fest angelegten Pier und einer Reihe von Lagerschuppen. Runde, mit Palmblättern gedeckte, auf Pfählen stehende Hütten waren ohne erkennbare Anordnung entlang der Küste errichtet worden. Der Duft der Gewürzsträucher drang nicht bis hierher, und die Shasinn rümpften die Nase, als sie den durchdringenden Geruch wahrnahmen, der von den überall zum Trocknen aufgehängten Fischen herrührte. Nur wenige Boote lagen am Ufer; allesamt mehr oder weniger beschädigt. Gegen Abend, wenn die Fischer zurückkehrten, würden Dutzende von Kähnen auf dem Strand liegen.
    Obwohl es im Dorf nicht gut roch, herrschte Sauberkeit, und die mit Lehm beworfenen Hüttenwände waren ordentlich geweißt. Das Plätschern der Wellen und der melodische Gesang der Frauen, die mit dem Flicken der Netze beschäftigt waren, verliehen dem Ort eine überaus friedvolle Stimmung. Die Shasinn trieben die Kaggas in Pferche, die unweit der Lagerschuppen standen.
    Nachdem das Vieh versorgt war, gab es für Danats und Hael nichts mehr zu tun, bis die Ältesten den Verkauf besiegelt hatten, und das konnte Tage dauern. Daher wanderten die Jungen zum Pier, um sich die Boote der Händler anzusehen. Sie waren vor langer Zeit einmal als Kinder nach Shevna gewandert, als man große Kaggaherden zur Küste getrieben hatte und viele Helfer vonnöten gewesen waren. Damals hatten die Erwachsenen sie jedoch nicht aus den Augen gelassen.
    Als die beiden jungen Männer an ihnen vorüberschritten, sahen die Frauen ihnen kichernd und flüsternd nach. Die meisten hatten schwarzes oder braunes Haar und waren hübsch anzusehen. Verglichen mit den Shasinn, konnte man sie als rundlich bezeichnen, was ihrer Schönheit jedoch keinen Abbruch tat. Weniger anziehend wirkten die Hände, die mit Fischschuppen bedeckt waren, und ebenso die zum Teil sehr schlechten Zähne.
    »Hübsche Frauen«, bemerkte Danats. »Jedenfalls die jüngeren. Ich würde sie gern einmal ausprobieren, aber ich glaube, dass ich den Fischgestank nicht ertragen könnte.«
    »Mir ist aufgefallen«, sagte Hael, »dass sie die Nase rümpfen, wenn wir vorübergehen.«
    Danats schnaubte verächtlich. »Was gibt es besseres als den Geruch nach Schweiß und Kaggas? So sollten Männer riechen! Frauen auch. Nicht nach Fisch. Sie scheinen ziemlich einfältig zu sein, wenn sie jeden Tag fischen gehen und nichts

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