Der Insulaner
anderes essen, anstatt Vieh zu züchten.«
Hael deutete mit dem Speer auf ein paar Pferche. »Sie halten Quil und Schlammroller.«
»Tiere, die von Abfall leben und keine Weide benötigen«, antwortete Danats verächtlich. »Wenn sie diese Viecher nicht hätten, würden sie im Unrat ersticken, weil sie fortwährend am gleichen Ort leben.«
Schließlich erreichten die beiden die Lagerschuppen am Ende des Piers. Eine der Hütten beherbergte eine einfache kleine Taverne, die jedoch bis auf drei oder vier männliche Gäste, die auf den Bänken hockten, leer war.
Im Hafen lagen zwei Schiffe vom Festland. Eines hatte im tieferen Wasser Anker geworfen, während das zweite am Pier festgemacht worden war. Eine Gruppe Männer entlud schwere Tuchballen, um sie anschließend zu einem der Lagerschuppen zu tragen. Danats und Hael gaben sich Mühe, die Überheblichkeit, die einem Shasinnkrieger zustand, möglichst offen zur Schau zu tragen. Das Treiben gewöhnlicher Menschen kümmerte sie überhaupt nicht. Trotzdem strahlten die fremden Schiffe eine ungeheure Anziehungskraft aus. Ein jedes war ungefähr zwanzig Schritt lang und sieben oder acht Schritt breit. Die hohen Pfosten, die vorne und achtern standen, waren mit kunstvollen Tierschnitzereien versehen, und auf jeden Bug hatte man oberhalb der Wasserlinie Augen gemalt. Kaum zu glauben, dass diese riesigen Boote von Menschenhand gefertigt worden und in der Lage waren, Männer von einer Insel zur anderen und zum Festland zu bringen.
»Wollen wir da hinein?« fragte Danats und deutete auf die Taverne.
»Wir dürfen ihren Ghul nicht trinken«, erwiderte Hael. »Außerdem besitzen wir kein Geld.« Bei den Shasinn war nur den Ältesten gestattet, mit Geld umzugehen, das lediglich für den Handel mit Menschen vom Festland bestimmt war. Ansonsten wurde auf der Insel nur Tauschhandel betrieben. »Gehen wir lieber auf den Pier hinaus.«
Der ausgesprochen stabil wirkende Pier schwankte beunruhigend und ächzte und knarrte unter dem Gewicht der zahlreichen Leute, die mit Waren bepackt hin- und hereilten. Die beiden Krieger schritten zielstrebig voran, und alle Entgegenkommenden waren gezwungen, ihnen auszuweichen. Das trug den jungen Männern finstere Blicke ein, aber niemand wies sie zurecht, denn der kriegerische Ruf der Shasinn eilte ihnen weit voraus.
Die meisten Arbeiter waren Dorfbewohner, aber es befanden sich auch Matrosen unter ihnen, die beim Anblick der Jungen stehen blieben und sie – im Gegensatz zu den Insulanern, die höflich die Augen abwandten – unverhohlen anstarrten. Danats und Hael gaben vor, die Takelage und die Schiffe zu betrachten, beobachteten jedoch in Wirklichkeit die Fremden voller Neugierde.
Die Matrosen waren von völlig unterschiedlichem Äußeren. Einige waren ebenso hochgewachsen und schlank wie die Shasinn, andere klein und rundlich. Viele hatten stark gebräunte Haut, andere wieder eine blassere Gesichtsfarbe. Die meisten trugen Bärte, die ihnen den Namen eingebracht hatten, den die Shasinn für Festlandbewohner benutzten. Die Jungen erblickten aber auch ein paar glattrasierte Männer und einige, die von Natur aus keinen Bartwuchs zu haben schienen. Dank der Hitze waren die Fremden spärlich bekleidet und mit den unterschiedlichsten Kleidungsstücken angetan. Viele waren tätowiert oder bemalt.
Die Schiffe sahen prachtvoll aus. Breite Holzplanken bedeckten die Rümpfe. Das am Pier liegende Schiff hatte vorn und achtern je eine Kajüte und in der Mitte einen Laderaum, der sich zum Kiel hin öffnete. Hael staunte, als er die riesigen, viereckigen Steinblöcke im Hintergrund des Laderaumes erblickte. Brachten die Schiffer diese Steine etwa an einen Ort, an dem Steine Mangelware waren?
In der Mitte war der Kiel doppelt so breit wie an anderen Stellen, und dort befand sich der hohe Mast. Die lange Rahe hatte man abgebaut und gegen ein Dollbord gelehnt. Das dreieckige Segel bauschte sich darunter. Entlang der Oberkante jedes Dollbords befanden sich Riemenauflagen für sechs lange Ruder.
Bis auf vereinzelt sichtbare Messer waren die Matrosen unbewaffnet, aber Hael erspähte Regale und Gestelle im Heck, wo kurze Speere, Keulen, gebogene Kurzschwerter und mit Haut bespannte runde Schilde hingen oder lagen. Sogar eine mit faustgroßen Steinen gefüllte Tonne stand daneben.
Die Schiffe glichen sich aufs Haar, nur die Planken der Rümpfe waren bei dem am Pier vertäuten Gefährt abwechselnd gelb und schwarz bemalt, und bei dem weiter draußen
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