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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Palaver auf?«
    Danats lachte, und sie schritten zu dritt den Pier entlang. »Auf diese Weise macht es uns eben mehr Spaß!«
    In der Taverne, die nichts weiter als ein Schuppen mit einem Holzfußboden, ein paar Tischen und Bänken war, ließen sie sich nieder. Drei Wände der Hütte bestanden aus geflochtenen Palmblättern, die vierte war zum Hafen hin geöffnet. Ein überdachter Hinterhof diente als Küche und Lagerraum.
    Hael war begeistert. Die Bänke unterschieden sich nicht sehr von den Hockern, an die er gewöhnt war, aber Tische kannte er bis jetzt noch nicht. Es kam ihm eigenartig vor, alles so nah vor sich hinstellen zu können, und obwohl es sicher bedeutend bequemer war, sich nicht dauernd zum Boden bücken zu müssen, fühlte er sich verunsichert.
    Malk rief die Schankwirtin herbei, eine rundliche Frau, deren gute Laune nicht unter der mangelnden Kundschaft zu leiden schien. Sie brachte einen Krug und drei Tassen, die aus Poohranußschalen gefertigt waren.
    »Du solltest diese Burschen nicht betrunken machen, Malk«, verkündete sie, als sie die Tassen auf den Tisch stellte. »Ihre Ältesten werden sonst deinen Kopf als Andenken an ihren Besuch hier in Shevna mitnehmen.«
    »Macht dir keine Sorgen«, beruhigte sie Hael. »Niemand außer uns beiden wird für den Verstoß gegen die Regeln bestraft.«
    Die Wirtin strahlte ihn an. »Wenn das nicht die höflichsten jungen Männer sind, die ich je kennen lernte! Bestimmt wären sie weitaus bessere Ehemänner als die elenden Kerle, die wir heiraten müssen.«
    Hael und Danats erröteten, und Malk dankte der Frau. Dann bestellte er Essen. »Wenn man schon am Nachmittag trinkt, sollte man unbedingt etwas dazu essen«, erklärte er den Jungen.
    »Deine Großzügigkeit beschämt uns«, sagte Hael. »Wir können sie nicht erwidern.«
    »O doch, das könnt ihr. Alle Seeleute sind begierig, fremde Völker kennen zu lernen. Unseren Lebensunterhalt verdienen wir nur, wenn wir wissen, was andere brauchen, sich wünschen und wofür sie zu zahlen bereit sind. Aber ich will noch viel mehr lernen. Ich möchte wissen, woran andere Menschen glauben, ihre Religion und ihre Legenden kennen lernen.« Er schenkte ihnen aus dem Krug ein. Eine bernsteinfarbene Flüssigkeit füllte die Tassen. Nachdem sie gekostet hatten, stellten Danats und Hael fest, dass das Getränk bedeutend besser als der heimische Ghul schmeckte.
    »Das ist wirklich gut!« rief Danats. »Was ist das?«
    »Wein«, erklärte Malk. »Es gibt die verschiedensten Arten, die meist aus Früchten, Beeren oder anderen Pflanzen mit hohem Zuckergehalt gewonnen werden.« Er bemerkte die verwunderten Blicke seiner Gäste. »Ich sehe, dass ich mich nicht verständlich genug ausdrücke. Man kann Wein nur herstellen, wenn man an einem festen Ort lebt, da er in riesigen Fässern oder Krügen gelagert wird und lange Zeit reifen muss. Euer Ghul wird wahrscheinlich in Schläuchen aufbewahrt, nicht wahr?« Die Jungen nickten. »Das dachte ich mir. Auf dem Festland gibt es Kornfelder, und dort brauen die Männer Bier. Das ist aber wieder eine andere Sache. Doch nun zu meiner eigentlichen Frage: Ich möchte etwas über fremde Religionen erfahren. Wie heißen eure Götter?«
    Das Wort sagte den Kriegern nichts. »Götter?« wiederholte Danats.
    Malk sah ihn erstaunt an. »Ja, Götter. Manche Völker haben auch nur einen Gott. Ist das bei euch der Fall?«
    »Was ist denn ein Gott?« wunderte sich Hael.
    »Dann stimmt es tatsächlich, dass ihr keinen habt! Das hörte ich bereits, mochte es aber nicht glauben.« Malk blickte drein wie ein Mann, der gerade einen verborgenen Schatz entdeckt hat, an dessen Vorhandensein niemand glaubte. »Aber an welche übernatürlichen Wesen glaubt ihr denn dann?«
    »Übernatürlich?« fragte Danats. Noch ein unbekanntes Wort.
    »Nun«, meinte Malk und fuchtelte mit den Händen, um seine Worte zu unterstreichen, »alles Unsichtbare. Die unsichtbare Welt.«
    »Ach so«, sagte Hael, »du meinst die Geister! Jenes seltsame Wort verwirrte uns. Wie hieß es doch? ›Übernatürlich‹, nicht wahr? Ja, die Geister sind unsichtbar, aber genauso natürlich wie alles andere auch. Der Wind ist unsichtbar, aber dennoch Teil der Natur.«
    »Du sprichst wie ein Seemann«, sagte Malk beifällig. »Du hast völlig recht. Trotzdem habt ihr keine Götter. Das finde ich äußerst fesselnd.«
    Danats schenkte sich mehr Wein ein. »Da bist du gerade an den richtigen gekommen. Mein Chabas-Fastan gehört beinahe zu den

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