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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Seitdem lebt die Menschheit bedeutend friedlicher.«
    Malk nickte. »Ich habe viele, viele Geschichten über die Katastrophe gehört. Deine ist nicht die erste, die feurige Speere erwähnt. Manche Legenden berichten von schrecklichen Plagen, von Zeiten großer Dürre oder von riesigen Bergen, die aus dem Himmel in den Ozean stürzten. Es gibt so viele Geschichten, dass sie gar nicht alle wahr sein können, aber trotzdem denke ich, dass jede auch ein Fünkchen Wahrheit enthält. Ein paar Weise erwähnen die Zeit des Bösen, in der ein Grauen dem anderen folgte, und das halte ich für sehr wahrscheinlich. Die Plage wird zum Beispiel im Süden erwähnt, und die Klahoms sprechen von Dürre und Trockenheit. Jenes Volk zog vor vielen Generationen in das Königreich Neva. Außerdem gibt es zahlreiche Legenden über das versunkene Land, das sehr reich und sehr schlecht gewesen sein soll. Angeblich waren diese Inseln die höchsten Ebenen des Landes, und das stimmt letztlich mit euren Legenden überein, die erklären, weshalb es auf allen Inseln Shasinn gibt, obwohl ihr keine Seefahrer seid.«
    Hael wurde ganz schwindlig von diesen neuen Erkenntnissen. Vielleicht lag es auch am Wein. »Wir danken dir für deine Gastfreundschaft«, sagte er, »aber jetzt müssen wir gehen. Vielleicht kommst du heute Abend einmal zu unserem Lager hinüber, damit wir die Unterhaltung fortsetzen können. Du bist uns herzlich willkommen.«
    »Wir versprechen auch, dich nicht zu zwingen, mit Blut vermischte Milch zu trinken«, sagte Danats. Leicht schwankend erhob er sich.
    »Vielleicht lässt es sich einrichten. Wenn das Entladen jedoch schnell voran geht, werde ich noch mit der abendlichen Flut davonsegeln. Wer weiß, vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder. Die Wellenfresser legt zwei- oder dreimal im Jahr hier an, falls das Wetter es zulässt. Jetzt rate ich euch, einen langen Strandspaziergang zu machen. Und ehe ihr vor eure Ältesten tretet, wascht euch den Mund mit salzigem Meerwasser aus.«
    Die Jungen dankten ihm noch einmal und verließen die Taverne. Die Sonne stand noch immer hoch am Himmel, und sie befolgten Malks Rat und wanderten am Strand entlang, bis sie wieder gehen konnten, ohne zu schwanken. Es gab viel Interessantes zu sehen. Sie betrachteten den Sleenfelsen aus der Nähe, sahen die eigenartigen Sternfische und Tiere, die wie Pflanzen aussahen. Eklige, stinkende Seetanghaufen wurden von ganzen Fliegenschwärmen überfallen, und eine Meeresschildkröte, die zweimal so groß wie ein männliches Kagga war, sonnte sich genüsslich im warmen Sand. Der obere Rand ihres Panzers lag auf gleicher Höhe wie die Köpfe der beiden jungen Krieger. Das Tier beobachtete die Menschen, die staunend vor ihm standen, gleichgültig. Am faszinierendsten fanden sie das Skelett einer großen Seeschlange, das am südlichen Ende des kleinen Hafens in der Sonne bleichte. In lebendigem Zustand schien der Körper halb so dick wie der eines erwachsenen Mannes, und das Skelett war sechzig Schritt lang. Der Kopf maß zwei Schritt Länge und einen Schritt Breite, und auf der Stirn ragten sechs Hörner empor. Die langen dünnen Zähne bogen sich im Maul und schienen hervorragend geeignet, Fische zu fangen und festzuhalten.
    Sie erkundigten sich bei einer Frau, die in der Nähe saß und Netze flickte, nach Seeschlangen und erfuhren, dass es sich um ausgesprochen seltene Tiere handelte. Wenig Menschen hatten je ein lebendes Exemplar zu Gesicht bekommen, nur tote Schlangen wurden von Zeit zu Zeit nach einem Sturm an Land geschwemmt. Da die Berührung des Kadavers Unglück bringen sollte, ließ man die Skelette liegen, bis die Knochen irgendwann zu Staub zerfallen waren. Dieses Skelett lag seit mehr als einem Jahr am Strand.
    Als sich der Himmel rot färbte und die Fischerboote, deren dreieckige Segel sich im Abendwind blähten, zurückkehrten, machten sich Danats und Hael auf den Weg zum Lager. Sie wurden bereits ungeduldig erwartet. Die Ältesten hatten die Kaggas schon verkauft und wollten ins Dorf zurückkehren. Vor Einbruch der Dunkelheit konnten sie noch etliche Meilen hinter sich bringen.
    Hael war traurig, denn er würde sein Gespräch mit Malk nicht fortsetzen können. Vielleicht trafen sie sich irgendwann durch Zufall wieder, aber Hael glaubte nicht an Zufälle. Die Wellenfresser lag hier höchstens dreimal im Jahr vor Anker, und es schien wenig wahrscheinlich, dass er ausgerechnet an diesen Tagen eine Herde zum Hafen begleiten durfte.
     
    Als sie das

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