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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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blinden, unbehaarten Nager, die nur des Nachts erschienen.
    Ein weiterer Vorteil der Wanderschaft war der geänderte Speiseplan. Die weiblichen Kaggas brauchten den größten Teil ihrer Milch, um die Kälber zu sättigen, und es wäre dumm gewesen, die Tiere durch das Abzapfen von Blut zu schwächen, aber tagtäglich trat mindestens ein Kagga in ein Horngräberloch, brach sich ein Bein oder lahmte so stark, dass es getötet werden musste. Aus diesem Grund verfügten die Shasinn über eine willkommene Menge an Frischfleisch. Auch der Speisezettel der jungen Krieger wurde entsprechend abwechslungsreicher.
    Die großen Raubtiere mieden den riesigen Zug, nur ein paar verletzte Katzen, die nicht mehr in der Lage waren, nach Wild zu jagen, waren verzweifelt genug, um sich an zurückbleibende Kaggas zu wagen. Sie wurden mit Leichtigkeit getötet oder verjagt. Die Streiflingsrudel und vereinzelte Aasfresser erwiesen sich als bedeutend lästiger. Sie begleiteten den Zug in gebührendem Abstand, heulten und kläfften unablässig und drehten sich oftmals wie wild im Kreis, als könnten sie es nicht fassen, dass die begehrten Beutetiere das Land verließen. Kleinere Aasfresser hielten sich im Hintergrund, und über den Herden kreisten hungrige Raubvögel. Bei Nacht hielten die großen fleischfressenden Fiederflieger Wache.
    Rings um den Zug der Shasinn suchten grasende Wildtierherden, die den riesigen Tross erstaunt beobachteten, eiligst das Weite. Von oben erblickte Hael mindestens zwanzig verschiedene Tiergattungen, die in kleinen und großen Gruppen zusammenstanden. Eine Vielfalt von Farben, Streifen, Tupfen und unterschiedlich gebogenen Hörnern war zu erkennen. Unweit einer kleinen Herde erspähte der Junge eine Graskatze, die wie ein grüner Streifen durch das hohe Gras schlich.
    Zwei Krieger kamen auf den Hügel zu. An den Schilden erkannte er Luo und Raba. Da man jederzeit mit einem Angriff rechnen musste, trugen alle Männer sowohl Speere als auch Schilde bei sich. Diese Schilde waren aus festen Häuten gefertigt, beinahe mannshoch und bunt bemalt. Es stand den Kriegern frei, die Muster und Farben ihrer Schilde selbst zu bestimmen. Einige verwandten Muster, die ihnen im Traum erschienen waren oder ahmten die Fellzeichnung von Tieren nach, die sie bewunderten. Doch die meisten malten einfach das, was ihnen am besten gefiel. Haels Schild wies senkrechte grüne und weiße Streifen auf. Rabas hatte kunterbunte Flecke auf weißem Grund. Luo hatte bei den schwarzweißen Streifen seines Schildes an das Fell des Dreihorns gedacht.
    »Welch ein Anblick!« seufzte Raba, als sich die beiden zu Hael gesellten. »Kann es Schöneres geben?« Sie stellten die Schilde auf den Boden und stützten sich darauf. Wie üblich, nahmen sie die ›Storchenstellung‹ der Krieger ein, bei der ein Fuß gegen das andere Knie gestemmt wurde.
    »Nein«, antwortete Hael. »Wenn wir die Weiden im Süden erreichen, wird es langweilig. Dann vergehen Jahre, bis wir wieder eine solche Aussicht genießen können.«
    Schweigend verharrten sie eine Weile und beobachteten ihr vorüberziehendes Volk. Schließlich ergriff Luo das Wort: »Wir sorgen uns wegen Gasam. Sein Benehmen wird von Tag zu Tag eigenartiger.«
    »Er meldete sich freiwillig zur Nachhut«, erklärte Raba. »Freiwillig – da er sich doch den besten Platz vorn oder an den Flanken hätte aussuchen können! Bis jetzt steht er hoch genug in der Gunst der Ältesten, um seine Einteilung beeinflussen zu dürfen, und nun geht er hin und entscheidet sich für Staub und Dung!«
    »Habt ihr mit Torba gesprochen?« fragte Hael. Torba war Gasams Chabas-Fastan, und wenn jemand das seltsame Betragen des jungen Mannes erklären konnte, dann mochte er es sein.
    »Er sagt, dass Gasam ihm völlig fremd geworden ist. Und weißt du, was am unglaublichsten ist?« Luo fuchtelte wild mit den Händen, um seinem Erstaunen Ausdruck zu verleihen. »Er behauptet, mit den Geistern reden zu können!«
    »Und nicht mit irgendwelchen Geistern, O nein!« warf Raba ein. »Es handelt sich um einen Geist, dessen Namen er uns nicht verraten will. Gasam sagt, er sei bedeutend mächtiger als alle anderen Geister.«
    Das hörte sich ausgesprochen besorgniserregend an. »Hat er euch mitgeteilt, was ihm dieser Geist erzählt?«
    »Nein«, antwortete Luo. »Er sagt, die richtige Zeit dafür sei noch nicht gekommen. Heute Morgen traf ich ein paar Leute aus der Nachhut, die sich am Feuer ausruhten. Sie erzählten, dass er seinen Posten

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