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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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heimatliche Dorf erreichten, suchte Hael Tata Mal auf, um mit ihm über sein Zusammentreffen mit Malk zu reden.
    »Götter?« fragte der Geisterbeschwörer. »Davon habe ich gehört. Die Leute vom Festland halten sehr viel davon.«
    »Aber gibt es sie wirklich?« wollte Hael wissen. Er saß in der Hütte des Alten, die sich kaum von den anderen Behausungen des Dorfes unterschied.
    »Wirklich?« Tata Mal zuckte die Achseln. »Was ist schon wirklich und was nicht? Wenn die Götter da sein wollen, sind sie es eben. Wir sind nicht in der Lage, über die Wirklichkeit der Geisterwelt zu entscheiden. Aber sicher ist, dass die Menschen einst mit mächtigen Geistern in Verbindung standen. Es muss so gewesen sein, denn wie sonst hätten sie feurige Speere besitzen können, mit denen sie den Mond angriffen?«
    »Aber wohin gingen sie? Wie verloren die Geister ihre Macht?«
    »Vielleicht gibt es sie ja noch, und die alten, mächtigen Geister wurden die Götter des Festlandes. Wir Shasinn haben gelernt, mit unseren Geistern zu leben.
    Es schickt sich nicht, mit Geistern anderer Völker Verbindung aufzunehmen.«
    Seine Worte ärgerten Hael. »Ich möchte aber mehr darüber wissen. Ich bin genau wie der fremde Kapitän. Mich interessiert, was die Menschen tief im Herzen über die Geisterwelt glauben.«
    Tata Mal seufzte. »Ich wünschte, du wärest ein Geisterbeschwörer. Du bist aus dem rechten Holz geschnitzt. Leider darf es nicht sein. Deshalb bist du verbittert und quälst dich mit Gedanken, die einem Krieger nicht zustehen.«
    Der alte Mann streckte sein schmerzendes Bein aus und massierte das Knie. »Du bist nicht der einzige, der dummes Geschwätz mit Fremden abhält, aber wenigstens hört es sich bei dir nicht ganz so einfältig an wie bei anderen.«
    »Was meinst du damit?« Hael scheuchte ein paar Fliegen mit einem Kaggaschwanz fort. Sie weilten schon viel zu lange in diesen Weidegründen, und die Fliegen plagten sie ohne Unterlass. Nicht einmal der Rauch in der Hütte vermochte sie zu vertreiben.
    »Erinnerst du dich, dass wenige Tage vor eurer Abreise eine andere Kaggaherde zur großen Hafenstadt im Süden getrieben wurde?«
    »Natürlich. Ich wollte sie begleiten, aber ich glaube, Gasam überredete Minda, es mir zu verbieten.«
    »Und von Gasam rede ich! Genau wie du hat auch er sich mit Händlern vom Festland unterhalten. Aber du kannst sicher sein, dass sie nicht über die Welt der Geister sprachen. Er wollte alles über ihre Armeen und Kriege wissen, und sie erzählten ihm von den Königen, die ihre Länder regieren.«
    »Ich glaube, das hat auch Malk erwähnt, als er über die Zivilisation sprach. Er sagte, es gebe Menschen, die andere regieren, und Krieger, die nichts als das Kriegshandwerk ausüben. Er gebrauchte auch das Wort ›Königreich‹, aber ich hatte keine Gelegenheit, ihn nach der Bedeutung zu fragen.«
    »Nun, anscheinend lassen sich diese Fremden von Königen beherrschen. Dabei handelt es sich nicht um die ältesten des Volkes, die ihre Position einem langen Leben und der daraus entstandenen Weisheit verdanken. Es handelt sich um ein Geburtsrecht, das beim Tod des Vaters auf den Sohn übergeht. Auch gibt es immer nur einen einzigen Mann im Land, der diesen Titel tragen darf.«
    »Nur einer?« fragte Hael. »Kein Rat?«
    »Anscheinend nicht. Ein König hat Ratgeber, aber sein Wort ist Gesetz. Und er befiehlt eine Armee von Kriegern, die er gegen andere Könige oder schwächere Völker wie uns aussenden kann, die wir keinen Herrscher haben. Diese Leute führen keine vernünftigen Überfälle aus, um Kaggas zu rauben oder Frauen und Kinder als Sklaven zu nehmen, sondern nur, um den Feinden ihren Willen aufzuzwingen.«
    »Das hört sich völlig unsinnig an«, meinte Hael. »Das kann doch nicht stimmen. Natürlich sind Fremde eigenartig, aber Kapitän Malk schien ein vernünftiger Mann zu sein.«
    »Nun, Gasam fand das keineswegs unsinnig. Er kehrte vor zwei Tagen zurück und erzählt seither überall, dass auch die Shasinn einen König brauchen. Er behauptet, wir seien die tapfersten Krieger der ganzen Welt und müssten eine Armee aufstellen, die zu den mächtigsten der ganzen Welt zählen wird.«
    Hael lachte ungläubig. »Und er glaubt, die Shasinn würden so etwas dulden? Wer soll sich denn um die Kaggas kümmern und sie beschützen, wenn alle Krieger und Wachen in der Armee dieses Königs dienen?«
    »Habe ich etwa behauptet, sein Gerede sei klug?« Der alte Mann warf ein wenig Holzkohle ins Feuer,

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