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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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in einem vergeblichen Versuch, die Fliegen zu vertreiben.
    »Übrigens hat er auch darüber gesprochen. Er meinte, wir sollten die anderen Völker als Sklaven halten, die sich um die Herden und alle übrigen Arbeiten kümmern könnten. Wir Shasinn hätten keine Pflichten außer dem Kämpfen und dem Herrschen.«
    »Er ist völlig verrückt geworden!« sagte Hael kopfschüttelnd. »Niemals würden die Shasinn einen einzigen Herrscher dulden, und wir lieben unsere Herden viel zu sehr, um sie der Obhut Fremder anzuvertrauen.«
    »Seine Verrücktheit«, murmelte Tata Mal, »macht ihn aber nicht weniger gefährlich.«

 
KAPITEL VIER
     
    E s tat gut, wieder auf Wanderschaft zu gehen. Die Herden hatten alles Gras verzehrt, und der Ältestenrat hatte beschlossen, zu den Weidegründen im Süden der Insel zu ziehen. Wenn das Gras abgeweidet war, brauchte der Boden vier oder fünf Jahre, um sich völlig zu erholen.
    Hael erklomm die Kuppe eines Hügels, um Ausschau zu halten. Ihm bot sich ein wohltuender Anblick: Zwanzig Dörfer waren mitsamt ihren Tieren auf der Wanderschaft. Die Kaggaherden erstreckten sich bis zum Horizont und waren in kleine Gruppen unterteilt worden, damit man sie besser hüten konnte. Sie wurden von Kriegern, Frauen und Kindern umringt. Die Menschen trugen den größten Teil ihrer Habe auf dem Rücken, nur die großen und schweren Teile wurden von den Packtieren, den Nusks, geschleppt. Die Shasinn hatten kaum Verwendung für diese haarigen und dummen, aber starken Tiere. Deshalb hielten sie auch nur sehr wenige. Sobald neue Weidegründe erreicht waren, tauschten sie die Nusks bei benachbarten Bauern ein und holten sie sich erst zurück, wenn sie weiterzogen.
    Eine starke Vorhut der Krieger eilte dem Zug ein paar Stunden voraus, und auch die Flanken und die Nachhut bestanden aus erfahrenen Kämpfern. Hael gehörte zu den Kriegern, die eine Flanke des Zuges bewachten. Heute war der dritte Tag ihrer Wanderschaft, die aus noch gut dreißig weiteren Tagen bestehen mochte. Sie kamen nur langsam voran, da sie sich nach den kleinsten Kindern und den trägsten Tieren richten mussten und kaum mehr als vier oder fünf Meilen pro Tag zurücklegten. Unzählige Flüsse und Bache gab es auf der Insel, deren Durchquerung jedes Mal einen gewaltigen Zeitverlust bedeutete, da das Vieh nur mühsam dazu gezwungen werden konnte, das wunderbar kühle Wasser wieder zu verlassen.
    Wenn die neuen Weidegründe erreicht wurden, mussten den verschiedenen Herden Plätze zugeteilt und Dörfer gebaut werden. Die alten Hütten blieben zurück. Es gab überall ausreichend Baumaterial, um neue Niederlassungen zu errichten. Die erste Zeit an einem neuen Ort war anstrengend, aber dennoch unterhaltsam. Man sah alte Freunde wieder, die zum ersten Mal seit Jahren wieder im Nachbardorf lebten. Manchmal hatten sich auch andere Hirten auf den traditionellen Shasinnweidegründen breitgemacht. In diesem Fall kam es zum Kampf.
    Letztere Möglichkeit reizte die jungen Krieger sehr. Hier bot sich eine Gelegenheit, sich im Kampf zu beweisen und endlich die erlernten Fähigkeiten anzubringen. In letzter Zeit hatte es ihnen an jeglicher Aufregung gemangelt. Zwar hatten sie Minda gebeten, sie einen Überfall ausführen zu lassen, aber der alte Mann gestattete es ihnen nicht.
    »Ein Raubzug?« hatte er unwillig gemurrt. »Die vergangenen drei Jahre waren die fruchtbarsten, die ich je erlebte. Was glaubt ihr, weshalb wir in diesem Jahr so viele Kaggas verkauft haben? Wir hätten den Weiden, die wir in Kürze verlassen müssen, nicht noch mehr Tiere zumuten können. Und da wollt ihr einen Überfall durchführen, nur um euch mit Ruhm zu bedecken?« Er hatte auf seine unnachahmliche, herablassende Art gelacht und den Kopf geschüttelt. »Kommt wieder, wenn der Bestand durch Krankheiten, Feinde oder Dürre verringert wurde und Frauen und Kinder mangels Milch Hunger leiden müssen. Dann reden wir noch einmal über Raubzüge.« Enttäuscht waren die jungen Männer gegangen, aber der Umzug in neue Gebiete hatte sie schnell wieder in gute Stimmung versetzt.
    Alle waren erleichtert, den Staub und die Fliegenplage der alten Dörfer hinter sich zu lassen. Schon nachdem sie eine kurze Wegstrecke zurückgelegt hatten, wurde das Gras saftiger, die Gewässer klarer und das Ungeziefer, das sich in großer Zahl sammelte, wo immer Menschen sich niederließen, war verschwunden. Dabei handelte es sich nicht nur um Insekten, sondern auch um Mäuse und ihre großen Vettern, die

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