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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Shasinn kannten und mochten den Dschungel nicht, aber es blieb ihnen keine Wahl, als in ihn einzudringen. Im Gegensatz zu dem Hügelwald, den er als Begleiter der Holzfäller kennen gelernt hatte, fühlte sich Hael an diesem Ort ausgesprochen unwohl. Hier gab es Lebewesen im Überfluss, und ihn beschlich das Gefühl, dass im Dschungel Leben und Tod einander auf unnatürlich schnelle Weise abwechselten.
    Der Dschungel war riesig, aber es bereitete ihnen keine Schwierigkeiten, die gesuchten Kaggaspuren zu finden. Wann immer die Krieger neue Spuren, die in den Wald führten, entdeckten, schickten sie eine große Gruppe Verfolger aus, die unter der Leitung eines erfahrenen Kriegers stand. Sobald der Trupp auf Buschmänner stieß, griff er an, während die restlichen Shasinn einen weiten Halbkreis um den Kampfplatz zogen. Wenn sich die Endpunkte der verschiedenen Halbkreise trafen, waren die Buschleute umzingelt, und jeder, der nicht im letzten Augenblick zu fliehen vermochte, starb im Speerhagel.
    Nach drei Tagen hatten die Shasinn die Buschmänner ausgerottet. Die Krieger waren überrascht, aus welcher Vielzahl von Völkern sich die Dschungelbewohner zusammensetzten. Sämtliche Stämme der Inseln waren vertreten, und sogar ein paar Festlandbewohner. Soweit die Shasinn wussten, handelte es sich ausnahmslos um Flüchtlinge, die sich in den unwirtlichen Dschungel zurückgezogen hatten, da sie in ihren Heimatländern die Todesstrafe für die verschiedensten Verbrechen erwartete. Wertvolle Beutestücke schienen kaum vorhanden, aber das war bei diesem Kriegszug auch nicht zu erwarten gewesen. Die Shasinn hatten die Feinde auslöschen wollen, und das war ihnen gelungen.
    Einmal stießen sie auf eine Schreckenskatze, zur allgemeinen Überraschung kam jedoch niemand ums Leben. Das Tier maß mindestens zwanzig Fuß von den Schnurrhaaren bis zur Schwanzspitze. Das gelbliche Fell war vorne mit schwarzen Streifen versehen, der hintere Teil mit braunen Flecken. Eine prachtvolle weiße Mähne ergoss sich vom Hinterkopf über die muskulösen Schultern. Es schien, als sei ein Stück des Dschungels lebendig geworden. Die Katze stieß ein eigenartig heiseres Fauchen aus, entblößte die spitzen Zähne und sprang mit großen Sätzen davon. Die überraschten Krieger blieben bebend vor Schreck und Entsetzen zurück.
    Über hundert Frauen, die ausnahmslos behaupteten, von den Buschmännern geraubt worden zu sein, begleiteten die Shasinn. Man beschloss, alle als Dienerinnen zu behalten, die nicht an ihre Stämme zurückgegeben werden konnten.
    Fröhlich wanderten sie heimwärts und trieben eine kleine Herde befreiter Kaggas vor sich her. Der Kampf war ein voller Erfolg gewesen, und es gab nur wenig Verwundete, da die Buschleute keine wahren Gegner für geübte Krieger gewesen waren. Leider erwies sich der Dschungel als ungesunder Ort, und etliche Männer erkrankten zum Teil so stark, dass man sie heimwärts tragen musste. Die Verletzten stellten fest, dass sich offene Wunden über Nacht entzündeten. Allerdings nahm niemand diese Dinge allzu schwer, so dass sie der guten Stimmung keinen Abbruch taten. Jeder, der das Abenteuer miterlebt hatte, kehrte mit zahlreichen Geschichten heim, die während der kommenden Monate am Feuer erzählt werden konnten.
    Außerdem hatte der Sieg über die Buschleute den Ruf der Shasinn als ernstzunehmende Gegner gefestigt. Seit vielen Jahren hatten sie nicht mehr in diesem Gebiet gewohnt, und die Einheimischen hatten ein kurzes Gedächtnis. Jetzt war ihrer Erinnerung auf die Sprünge geholfen worden. Die Bewohner der umliegenden Dörfer waren sehr zufrieden, die Asasa, in ihre Grenzen zurückgewiesen zu sehen, und die Buschmänner hatten auch sie mit zahlreichen Überfällen belästigt. Jetzt kam es kaum noch zu Kaggadiebstählen, und täglich erschienen Abgesandte der benachbarten Dörfer, um ihren Dank und ihre Bewunderung für die tapferen Krieger auszusprechen.
    Das gefiel den Shasinn ausgesprochen gut, denn sie liebten es, ob ihrer Kriegskunst, ihrer Schönheit und anderer Vorzüge gelobt zu werden. Wurde dieses Lob sogar noch von Schmeicheleien, Verbeugungen und Zeichen der Demut begleitet, gefiel es ihnen noch besser. So lange man sie fürchtete, bewunderte und achtete, schien die Welt in Ordnung.
    Das Leben lag verheißungsvoll vor Hael. Er war ein anerkannter Krieger, der bereits mehr Ruhm eingeheimst hatte, als andere Jungen seines Alters. Sowohl bei dem Überfall auf die Herde als auch beim Kampf gegen

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