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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Schritt weit sehen konnte. Rings umher erklangen Kriegsrufe, Männer riefen die Namen ihrer Kameraden, stöhnten vor Schmerzen, und die Asasa sangen unentwegt ein Kriegslied. Waffen schlugen gegen Schilde oder gegen andere Waffen.
    Haels Gegenüber versuchte, die Deckung des Schildes von links zu umgehen, aber der Junge sprang nach rechts und erhielt so die Möglichkeit, die Kante des eigenen Schildes hinter das des Gegners zu bringen. Mit einem heftigen Ruck riss er den Mann nach links und sah die ungeschützte Seite des Feindes. Fest stieß er mit dem Speer zu, der in den Körper des Asasa eindrang. Der Gegner stöhnte auf und fiel zu Boden.
    Einen Augenblick lang stand Hael wie angewurzelt und starrte auf den im hohen Gras kaum sichtbaren, sich windenden Körper. Er machte einen Luftsprung, schüttelte triumphierend Schild und Speer und stieß einen schrillen Siegesschrei aus.
    Dann fiel ihm ein, dass die Schlacht noch längst nicht beendet war und später noch genug Zeit bliebe, um zu feiern. Also machte er sich auf die Suche nach dem nächsten Gegner.
    Sekunden später tauchte bereits der zweite Asasa vor ihm auf. Er schwang eine Keule, und sekundenlang hieben die beiden aufeinander ein, ehe sie durch eine Gruppe kämpfender Krieger getrennt wurden. Hael sprang zur Seite, um einen besseren Überblick zu erhalten. Soweit er erkennen konnte, kämpften die Nachtkatzen, die zur Wache ausgezogen waren, gegen Feinde, die bereits ein paar Kaggas von der Herde abgesondert hatten, während seine eigene Gruppe auf Gegner gestoßen war, die zur Verstärkung herbeieilende Shasinn abwehren sollte. Jetzt, da er wusste, wonach er Ausschau halten musste, waren die Asasa leichter zu erkennen.
    Ein Mann stand abseits, wie Hael, und brüllte Befehle, die der Junge nicht verstand, da sie vom Donnergrollen übertönt wurden. Hael lief auf ihn zu, und der Fremde wandte sich um. Sein Körper war mit schwarzen Streifen bemalt, und er hatte das Haar auf dem Kopf zu einem Knoten gebunden. Brüllend stürmte er mit kampfbereiter Waffe auf Hael zu. Überrascht bemerkte der Junge, dass es sich um ein Langschwert handelte, eine bei den Shasinn nicht gebräuchliche Waffe. Hael wehrte den ersten Hieb mit dem Schild ab und stieß mit dem Speer zu. Die Waffe bohrte sich in den Schild des Gegners und blieb dort stecken. Der Feind bemühte sich, gleichzeitig zuzuschlagen und den Speer abzustreifen, wobei die beiden Männer sich umeinander herum drehten. Hael gelang es, seine Waffe mit einem Ruck an sich zu reißen, aber noch ehe er erneut angreifen konnte, sprang der andere vor, und sie standen sich Schild an Schild gegenüber. Hael verlor das Gleichgewicht, fiel hintenüber und riss den Schild schützend über den Körper. Verzweifelt versuchte er, die wütenden Hiebe des Angreifers abzuwehren und gleichzeitig wieder auf die Beine zu kommen.
    Ein Blitz enthüllte ihm, dass der Feind in seiner Kampfeswut, den am Boden liegenden Gegner zu töten, sich nicht besonders gut mit dem Schild schützte. Im Licht des folgenden Blitzes stieß Hael mit dem Speer zu, der durch die Rippen des Asasa drang und an der Stelle stecken blieb, wo das Herz saß. Der Angreifer erstarrte zu Stein und fiel langsam vornüber.
    Hael richtete sich hastig auf, stieß einen erneuten Siegesschrei aus und lauschte angestrengt. Allmählich erstarben die Laute der Schlacht. Der Feind zog sich zurück. Aus dem Hintergrund erklang die Stimme eines Ältesten: »Krieger, bleibt bei der Herde! Bei Tageslicht werden wir die Leichen der Feinde zählen! Bringt die Verwundeten ins Dorf!«
    Hael entspannte sich, und ein Zittern überlief seinen Körper. Dann stieß er den Speer in den Boden, lehnte den Schild dagegen und bückte sich, um den Feind seiner Trophäen zu berauben. Er musste das Schwert den klammen Fingern entwinden. Die Scheide, die der Mann an einem Gürtel auf dem Rücken trug, hängte er sich um und verstaute die Waffe, die er später genauer betrachten wollte. Der Tote trug zahlreiche Schmuckstücke aus Silber. Das Schwert und der Schmuck ließen darauf schließen, dass es sich um eine wichtige Persönlichkeit gehandelt haben musste – vielleicht um den Häuptling eines Stammes. Zuerst wollte Hael auch noch den Leichnam des ersten Feindes suchen, aber er wusste, dass es seine Pflicht war, zur Herde zurückzukehren. Außerdem bestand in der Dunkelheit wenig Aussicht, den Gefallenen wieder zu finden. Bei Tagesanbruch blieb genügend Zeit, nach dem Toten Ausschau zu

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