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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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erzählen. Sie war der einzige Grund, weshalb er sich nicht schon längst sehnlicher fortwünschte. Seit seiner Ankunft in Kasin hatte er jede Nacht mit ihr verbracht, und bei dem bloßen Gedanken an diese Nächte wurden ihm die Knie weich. Sie war in seinem Alter, hatte ihn jedoch Dinge gelehrt, die eigentlich nur eine äußerst erfahrene Kurtisane hätte wissen können. Mit Hilfe ihrer Finger, Lippen und Zunge verwandelte sie ihrer beider Körper in ein Instrument höchster Lust, die so ekstatisch war, dass Hael hin und wieder glaubte, selbst Qualen leichter ertragen zu können. Und sie lehrte ihn, es ihr gleichzutun.
    So groß die Leidenschaft auch war, die er empfand, so groß war auch Haels Furcht. Gleichgültig, wie leidenschaftlich ihre Umarmungen auch endeten – es erschien ihm immer mehr wie ein Ritual als ein Akt der Liebe. In den Augenblicken, in denen Shazad außer sich vor Lust geriet, redete sie in einer unverständlichen Sprache, und immer klang es wie ein Gebet oder ein Sprechgesang. Ob es sich um Magie oder eine unheilige Religion handelte, es reichte, um Hael kurz vor dem Höhepunkt ihrer Vereinigung beinahe aus dem Gleichgewicht zu bringen. Beinahe, aber nicht ganz. Der Gedanke, diese Zusammenkünfte aufzugeben, verstörte ihn ebenso sehr wie die Vorstellung, in der Stadt und im Palast bleiben zu müssen.
    Er war dankbar, als ihn ein Ruf aus seinen sorgenvollen Grübeleien riss.
    »Hael! Komm her!« Das war Shong, der Kaufmann mit der Vorliebe für Abenteuer. Wie immer lag der Ausdruck höchster Ungeduld auf seinen Zügen, als er wartend am Zaun stand. Hael tätschelte das Cabo und warf den Striegel in die Kiste mit Putzzeug, die neben der Stalltür stand. Dann trat er in das Sonnenlicht hinaus und begrüßte seinen zukünftigen Brotherrn. Ohne es zu merken, griff er dabei nach dem Speer, der rechts neben der Stalltür lehnte.
    Shongs Mundwinkel verzogen sich kaum merklich nach oben. »Ohne deinen Zahnstocher hätte ich dich fast nicht erkannt.« Hael trug das Schwert am Gürtel, obwohl es ihn häufig bei der Stallarbeit behinderte. Tiere waren wichtig, aber für einen Krieger war es unehrenhaft, ohne seine Waffen angetroffen zu werden.
    »Es gibt schlimmere Kennzeichen als das«, erwiderte Hael und fuhr liebevoll über die scharfe Seite der Speerspitze.
    Er hielt Shong für einen fähigen Mann. Anfangs hatte der Kaufmann an ihm gezweifelt, da er oftmals Höflinge, nichtsnutzige Söhne oder Beamte auf seine Expeditionen mitnehmen musste. Hael hatte sich bemüht, dem Kaufmann zu beweisen, dass er nicht nur gut, sondern hervorragend mit Tieren umzugehen verstand, und Shong hatte sich die Mühe gemacht, Malk aufzusuchen und aufs genaueste über den seltsamen Jüngling auszufragen, denn er wollte sicher sein, keinen Spion unter seinen Leuten zu haben oder gar einen Narren, den seine Familie auf diese Art und Weise loswerden wollte. Inzwischen verstanden sich Shong und Hael recht gut, und eine fruchtbare Zusammenarbeit während der Expedition würde dazu beitragen, ihre Freundschaft zu vertiefen.
    »Wir brechen im Morgengrauen auf«, verkündete Shong. »Finde dich mit deinem Bündel am Mondtor ein, ehe der dritte Morgengong ertönt. Wenn du nicht da bist, reisen wir ohne dich, und du kannst nachkommen oder verschwinden, ganz wie es dir beliebt.«
    »Ich werde pünktlich sein«, versprach Hael.
    »Gut. Wenn du dein Zimmer aufsuchst, wirst du merken, dass dich der Herr Pashir großzügig hat ausstatten lassen.«
    Erstaunt verabschiedete sich Hael und lief den Hügel hinauf, um einen Blick in sein Zimmer zu werfen. Im Innenhof erwartete ihn eine Überraschung, die ihn nach Luft schnappen ließ. Zuerst fiel sein Blick auf einen Sattel aus feinstem Leder, das man über ein Gestell aus Edelholz gezogen hatte. Auch Kleidungsstücke für jedes Wetter, hervorragend gearbeitete Stiefel und Decken aus gewebten Quilhaaren lagen bereit. Außerdem gab es noch ein Zelt aus schwerem Stoff, zu dem zusammensteckbare Stäbe gehörten, um die Konstruktion aufrecht zu halten.
    »Es gibt nur wenige, die so gut ausgerüstet sind«, erklang Shongs Stimme hinter ihm. Der Kaufmann war Hael mit bedächtigen Schritten gefolgt.
    Hael war nicht sicher, ob er sich freuen sollte. Bisher hatte er außer seinen Waffen keine Besitztümer gehabt. »Wie soll ich das alles tragen?«
    »Ein Nusk wird dir als Packtier zur Verfügung gestellt.«
    Auf Shongs Vorschlag hin ließ Hael seine neue Habe zum Sammelplatz der Expedition bringen, der

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