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Der Ire

Der Ire

Titel: Der Ire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und zufrieden.
      Er hörte Hannah herankommen. Sie lächelte ihm zu. »Ein wunderbarer Morgen, was?«
      »Seitdem die beiden fort sind, ist er noch schöner.« Rogan holte tief Luft.
      »Der Herbst ist meine liebste Jahreszeit«, sagte Hannah leise. »Aber er ist auch ein bißchen traurig. Alte Träume hängen einen Augenblick wie Rauch in der Luft, bevor sie endgültig zerflattern.«
      Rogan legte ihr tröstend einen Arm um die Schultern und streichelte mit der anderen Hand ihr Gesicht. Hannah küßte sie leicht. Dann sah sie mit strahlenden Augen zu ihm auf.
      »Was möchtest du tun?« fragte Rogan sie. »Wir haben den ganzen Tag für uns allein.«
      Hannah zeigte auf die Berge. »Ich würde am liebsten dort hinaufgehen, glaube ich. Es wäre schön, ein paar Stunden hoch über der Welt zu sein. Wir könnten Sandwiches mitnehmen.«
      »Einverstanden«, meinte Rogan. »Was ist mit deinem Onkel?«
      »Der schläft noch seinen Rausch aus. Brendan ist vor einer halben Stunde fortgegangen. Wahrscheinlich begegnen wir ihm irgendwo dort oben.«
      Sie gingen ins Haus zurück. Hannah verschwand in der Küche, während Rogan sich rasierte. Als er fertig war, zog er eine alte Windjacke an, die im Flur hinter der Haustür hing, und wartete draußen auf Hannah.
      Sie kam wenige Minuten später aus dem Haus. Diesmal trug sie kniehohe Stiefel, Jeans und ihre Lammfelljacke. In der Hand hielt sie einen ausgeblichenen Militärrucksack.
      »Gib her«, sagte Rogan und nahm ihr den Rucksack ab.
      Der Himmel über den Bergen hatte sich bezogen. Die Sonne schien nicht mehr, aber selbst der drohende Regen konnte die beiden nicht von ihrem geplanten Ausflug abhalten. Sie verließen die Farm und wanderten talaufwärts.
      Die alte Straße war im Lauf der Jahre fast völlig von Gras und Unkraut überwuchert worden. Sie stieg bald nach der Farm steil an. Rogan und Hannah erreichten den ersten Hügelkamm und blieben stehen. Unter ihnen lagen die Ruinen der ehemaligen Bergarbeitersiedlung.
      Als sie die zerfallenen Hütten schon fast erreicht hatten, begann es heftig zu regnen. Große Tropfen klatschten durch die zerfallenen Dächer ins Innere der Hütten. Das machte die ganze Szenerie noch unheimlicher.
      »Früher scheint hier viel los gewesen zu sein«, sagte Rogan.
      Hannah nickte zustimmend. »Ich war einmal in Ambleside in der Bücherei und habe mich darüber informiert. Damals haben hier zwei- bis dreihundert Menschen gelebt. Hier ist zur Zeit der Napoleonischen Kriege Blei abgebaut worden.«
      »Und dann?«
      »Das Vorkommen war um achtzehnhundertzwanzig bereits erschöpft.« Hannah seufzte. »Eigentlich traurig, wenn man darüber nachdenkt. Hier haben früher Menschen gelebt, haben sich geliebt, haben Kinder bekommen und sind sonntags in die Kirche gegangen - und dann war das Bleivorkommen plötzlich
    erschöpft.«
      »So ist eben das Leben«, sagte er leise. »Solche Enttäuschungen kommen immer, wenn man sie am wenigsten erwartet.«
      Hannah nickte resigniert. »Das ist eigentlich unfair, nicht wahr? Dabei muß man ja den Mut verlieren. Man arbeitet und hofft und bekommt dann vom Schicksal einen Tritt.«
      »Gott läßt keinen Menschen zu lange leiden.« Rogan lächelte. »Das hat meine Großmutter oft gesagt.«
      »Glaubst du daran?«
      Er zuckte mit den Schultern. »Ich gebe die Hoffnung nie vorschnell auf, Hannah. Ohne Hoffnung könnte ich nicht leben.«
      Sie blieben vor der kleinen Kirche stehen, und Rogan entzifferte die Inschrift auf der Steinplatte über dem Portal. Scardale Primitive Methodist Chapel 1805.
      »Das Jahr von Trafalgar«, murmelte er. »Das ist schon lange her.«
      »Ein weiterer englischer Sieg?«
      Rogan grinste. »Zur Besatzung von Nelsons ›Victory‹ gehörten über fünfzig Amerikaner und mehr als doppelt so viele Iren. Die Engländer konnten eben gut mit ihnen umgehen.«
      Sie gingen weiter die ansteigende Hauptstraße entlang und" kamen an einen großen Damm aus Granitblöcken, die von einer dicken Moosschicht überzogen waren. Am Fuß des Damms trat ein Bach aus.
      Jenseits des Damms begann das eigentliche Bergwerk. Dort waren zwölf oder fünfzehn Schafe in einem alten Steinpferch zusammengedrängt. In ihrer Nähe saß Brendan Costello und warf Steine ins Wasser. Er drehte sich fast erschrocken um, als er Hannahs Stimme hörte.
      Dann kam er auf sie zu und erwiderte Rogans Gruß verlegen lächelnd. Hannah fuhr ihm

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