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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hat daraufhin aus irgendeinem nichtigen Anlass eine Szene gemacht, ich habe sie als verwöhnte Göre bezeichnet und sie hat gesagt, ich soll verschwinden. So etwas in der Art.« Max lächelte schief. »Lächerlich, dass ich mich von einer Frau, die halb so alt ist wie ich, zum Narren machen lasse.«  
    »Das hat doch mit dem Alter nichts zu tun.«  
    »Aber es sollte etwas mit Lebenserfahrung zu tun haben, meinst du nicht? Vom Verstand her habe ich immer gewusst, dass Marcelle und ich auf Dauer keine Chance haben. Ich weiß, dass ich für sie immer zweite Wahl war. Ich bin zu alt, zu hässlich, zu ausländisch.« Er wehrte ihre Erwiderung mit einer kurzen Handbewegung ab. »Nein, es ist wahr, Freddie.«  
    Sie sah, dass seine Hand zitterte, als er das Kaffeepulver in die Becher gab. »Ach Max«, sagte sie. »Wie viel hast du getrunken?«  
    »Zu viel. Nicht genug. Das ist mein Laster. Wir haben alle unsere Laster, Freddie. Auch du. Milch?«  
    »Ja, bitte.«  
    Er öffnete eine Flasche, roch daran und verzog das Gesicht.  
    »Macht nichts«, sagte sie. »Ich trinke ihn auch schwarz.«  
    Nachdem er ihr einen Becher gereicht hatte, begann er Kissen und Decken hochzuheben und seine Taschen zu durchwühlen. »Wo zum Teufel sind meine Zigaretten? Du hast nicht zufällig welche da, Freddie? Nein? Vielleicht hast du doch kein Laster.« Er fand endlich eine zerdrückte Packung und fingerte eine Zigarette heraus. »Ich weiß nicht, was Marcelle will«, sagte er leise. »Ich glaube, sie weiß es selbst nicht. Sie ist eine schöne, interessante Frau voller Probleme, die gern Streit anfängt. Ich meine, es ist ja nicht das erste Mal, dass es zwischen uns zum Bruch gekommen ist.« Er begann wieder zu suchen, diesmal nach Streichhölzern, warf Papiere und Kleidungsstücke zur Seite und verschlimmerte noch das Chaos im Zimmer. »Sie streitet, um sich von der Angst um ihren Vater abzulenken, das weiß ich. Und vielleicht, weil sie das Machtgefühl genießt. Neulich habe ich sie fotografiert. Sie hatte den Mantel mit dem Pelzkragen an. Sie sah aus wie die Schneekönigin. Vielleicht habe ich einen Eissplitter im Herzen.«  
    »Du Armer.«  
    »Überhaupt nicht.« Er riss ein Streichholz an. »Ich verdiene deine Teilnahme nicht, Freddie. Obwohl ich das alles weiß, begehre ich sie immer noch. Sie bricht mir das Herz. Wie gesagt, ich bin eine lächerliche Figur.«  
    »Soll ich hier ein bisschen aufräumen?«  
    »Kommt nicht infrage. Setz dich. Rede mit mir. Es gibt tausend andere Dinge, über die ich mich weit mehr grämen sollte, als über so ein dummes, selbstsüchtiges Geschöpf.«  
    Freddie räumte einen Platz auf dem Sofa frei und setzte sich. »Aber so geht es eben nicht immer.«  
    »Ich habe so viele Freunde und Verwandte in Deutschland, und ich habe keine Ahnung, was mit ihnen los ist. Ich weiß nicht, ob sie noch leben oder schon tot sind. Manchmal möchte ich um sie weinen. Aber die Wahrheit ist, dass ich viel mehr an Marcelle denke.« Er sah Freddie an. »Tut mir leid, was ich vorhin über Tessa gesagt habe. Ich bin eben ein verbitterter alter Kerl. Du weißt, dass ich Tessa sehr geliebt habe. Du hast wohl nichts von ihr gehört?«  
    Freddie seufzte. »Ich habe den ersten Brief 1940 bekommen und sechs Monate später noch mal einen, der aber viel kürzer war. Beide kamen über eine Freundin von Tessa in Schweden und waren nicht sehr aufschlussreich. Sie schrieb nur, es gehe ihr gut und sie sei in Sicherheit. Sie nannte keine Namen. Sie hat wahrscheinlich Angst, andere in Schwierigkeiten zu bringen. Und seitdem, nichts.« Sie empfand, wie immer, wenn sie an Tessa dachte, ein schreckliches Gefühl von Verlust und Angst. »Aber ich weiß, was du meinst, Max. Ich rege mich auf, wenn ich im Bus keinen Platz bekomme oder wenn im Laden das Haarwaschmittel ausgegangen ist, das ich gerade brauche, dabei ist das Einzige, was mir wirklich wichtig ist, Tessa und dass es ihr gut geht.« Sie trank einen Schluck Kaffee. Er schmeckte bitter, nach Zichorie. Dann sagte sie: »Eigentlich bin ich gekommen, um dir auf Wiedersehen zu sagen.«  
    »Du gehst weg?«  
    »Ich bin nach Birmingham versetzt worden. Zur Ausbildung als Mechanikerin – sie wollen mir beibringen, wie man Flugzeuge baut.«  
    »Du lieber Gott!« Er zog die Augenbrauen hoch. »Also kein Papierkram im Verteidigungsministerium mehr?«  
    »Nein, das geht mir sowieso schon ewig auf die Nerven. Und da ich ungelernt und alleinstehend bin, kann man mich

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