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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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nachzulassen in ihrem Bemühen, auch wenn sie und ihre Mutter Schwierigkeiten miteinander hatten.  
    Sie nahm sich Zeit auf dem Weg zurück, zwischen den blühenden Hecken hindurch, quer durch das Waldstück und schließlich am Feldrain entlang zur Gartenpforte.  
    Mrs. Fainlight stand in einer Schürze in der Küche am Spülbecken und schälte Kartoffeln. Sie hob den Kopf, als Rebecca eintrat.  
    »Ich dachte, ich nehme dir das schon mal ab.«  
    Rebecca erkannte das Friedensangebot. »Das ist lieb von dir, Mama«, sagte sie, »aber mute dir nur nicht zu viel zu.«  
    Sie hängte ihre Jacke auf, dann wälzte sie die Makrele in Mehl und schnitt einen Frühkohl auf. Sie arbeiteten Seite an Seite, und nach einer Weile sagte ihre Mutter plötzlich: »Die Kartoffeln sind gar nicht mehr richtig fest. Ich bin in letzter Zeit überhaupt nicht mehr zufrieden mit Mr. Wrights Gemüse«, und Rebecca sagte: »Ich habe mir gedacht, ich könnte dir ein kleines Gemüsebeet anlegen, Mama. Hinten beim Kohlenschuppen ist genug Platz, und wenn ich wieder in Mayfield bin, könnte Meriel ab und zu zum Unkrautjäten vorbeikommen.«  
    Später, als Mrs. Fainlight zu Bett gegangen war, setzte sich Rebecca an den Küchentisch und zeichnete die wilden Blumen, die sie auf dem Heimweg gepflückt hatte. Sie fühlte sich viel besser, während ihr Stift über das Papier glitt und ferne Musik, die aus irgendjemandes Radio im dunkler werdenden Sommerabend über die stillen Gärten getragen wurde, durch die offene Küchentür hereinwehte.  
    Max’ Wohnung lag über einem Lebensmittelgeschäft in der Frith Street. Oben auf dem Treppenabsatz spielte ein kleiner Junge mit einem Spielzeugzug, den er ganz vertieft mit gedämpftem »Puff, Puff, Puff« auf dem Boden herumschob.  
    Freddie klopfte. »Max? Ich bin’s. Ich weiß, dass du da bist.« Nichts rührte sich. Sie klopfte lauter. »Max! Mach auf.«  
    Ein Riegel wurde klappernd zurückgeschoben. Der kleine Junge packte seinen Zug und rannte die Treppe hinunter.  
    Dann öffnete sich die Tür. Max sah verärgert aus. »Bist du hergekommen, um mich zu kontrollieren?«  
    »Ich bin hergekommen, um zu sehen, wie es dir geht.«  
    »Ausgezeichnet, wie du siehst.«  
    Er wollte die Tür schließen. Freddie schob den Fuß in den Spalt. Dahinter konnte sie sein Zimmer erkennen, Bücher, Papiere und Kleidungsstücke auf dem Boden verstreut, leere Flaschen auf dem Tisch.  
    »Ach ja?«, sagte sie sarkastisch. »Man sieht’s. Du siehst grauenvoll aus, Max.«  
    »Verzieh dich, Freddie. Such dir ein anderes Opfer zum Betütteln.«  
    »Max!«  
    »Verzieh dich einfach.«  
    »Da kannst du lange warten.«  
    Er kniff die Augen zusammen. »Soll das ein Akt der Barmherzigkeit sein?«  
    »Ray hat mir erzählt, dass du und Marcelle euch getrennt habt.«  
    »Ich bin sicher, du weißt genau, dass von wir keine Rede sein kann. Marcelle hat sich von mir getrennt.« Max verzog verächtlich den Mund, während er sie aus blutunterlaufenen Augen abschätzig ansah. »Es gibt Momente, da erinnerst du mich an Tessa. Die gleiche Unfähigkeit, der Realität ins Auge zu sehen.«  
    Sie sagte nicht gleich etwas. Dann nickte sie. »Na schön, wenn du es so siehst.«  
    Sie war an der Treppe, als sie ihn seufzen hörte.  
    »Entschuldige, Freddie. Ich bin ein Ekel. Ich weiß nicht, warum du dich überhaupt mit mir abgibst. Bitte, komm rein. Ich mache uns einen Kaffee.«  
    In Max’ Zimmer roch es nach kaltem Zigarettenrauch und Alkohol. Während er Wasser aufsetzte und nach sauberen Trinkbechern suchte, schaute Freddie durch das beschlagene Fenster hinaus in den strömenden Regen. Unten krochen die Schatten des späten Abends über die mit Brettern vernagelten Schaufenster der Geschäfte und die mit Sandsäcken verbarrikadierten Haustüren. Unter den heftigen Luftangriffen des Blitz hatte in der Stadt eine Aufgeregtheit geherrscht, eine fieberhafte Lebendigkeit, die aller Angst und allem Ungemach widerstanden hatte. Seit die Luftwaffe ihre Aufmerksamkeit den Weiten Russlands zuwandte, hatten die Angriffe auf London stark an Häufigkeit und Heftigkeit verloren, doch Kriegsmüdigkeit, Rationierung und graue Tristesse waren nicht verschwunden.  
    »Was war los?«, fragte Freddie.  
    Max zuckte mit den Schultern. »Nichts weiter. Wir haben uns gestritten. An Einzelheiten kann ich mich nicht erinnern. Es wird ungefähr so gewesen sein – ich habe irgendetwas gesagt oder getan, was sie geärgert hat, sie

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