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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Zugfenster geworfen und dann von Hand zu Hand weitergereicht worden, bis er auf langen, gewundenen Wegen von Norditalien in die Toskana gelangt war.  
    Er war von Sandro. Er war verhaftet worden, nachdem er sich geweigert hatte, in die faschistische Armee einzutreten. Er hatte ihn in einem Zug mit unbekanntem Ziel geschrieben. Es gehe ihm gut, und er schicke ihnen all seine Liebe.  
    Dann kam noch ein Brief, diesmal von Maddalena. Ein Kriegskamerad Guidos hatte sie in Florenz besucht und ihr berichtet, dass Guido nach dem Waffenstillstand aus der Kaserne in Bologna verschwunden war. Niemand wusste, wohin, niemand hatte seither von ihm gehört. Maddalena selbst hatte beschlossen, mit ihrer kleinen Tochter ein Stück nach Osten zu gehen und vorläufig bei einer Tante in der Nähe von Rimini zu bleiben. Sie hatte jetzt Angst in Florenz, ganz allein ohne Guido und ohne ihren Vater. Sie brauche Menschen um sich, schrieb sie. Sie sei es müde, immer allein zu sein.  
    Lewis’ Zug hatte über zwei Stunden Verspätung. Die beiden kleinen Jungen, die neben Freddie im Wartesaal saßen, traktierten sich gegenseitig mit heimlichen Fußtritten. Bei jedem Tritt brüllten sie wie am Spieß. Ihre Mutter sagte zu Freddie: »Wenn dieser verdammte Zug nicht bald kommt, drehe ich den beiden noch die Hälse um. Gilbert! Brian! Hört endlich auf.« Sie gab jedem Jungen einen Klaps auf die Beine. »Soll ich eurem Vater erzählen, wie ungezogen ihr wart? Ja?«  
    Undeutliches Genuschel aus dem Lautsprecher. Freddie ging hinaus, um besser hören zu können. Als sie in der Menschenmenge an der Sperre Lewis entdeckte, rannte sie auf ihn zu. Sie merkte seine Ungeduld an dem schnellen Blick auf seine Uhr und an der Gereiztheit, mit der er dem Kontrolleur seine Fahrkarte unter die Nase schob.  
    »Tut mir leid«, rief er, als er sie bemerkte. »Tut mir leid, dass du so lang warten musstest, Freddie. Diese elenden Züge!«  
    »Macht doch nichts.«  
    Sie küssten sich. Der nachlässig geschwungene Seesack eines Soldaten traf sie in den Rücken, und sie taumelte.  
    Lewis knurrte den Soldaten an, der sich eilig entschuldigte.  
    »Alles in Ordnung, Freddie?«  
    »Bestens, ja.«  
    »So ein Idiot.«  
    »Lass doch, mir ist ja nichts passiert. Ach, ich bin so froh, dich wiederzusehen.«  
    »Mein Gott, bist du schön, Freddie.«  
    »Du bist anscheinend auf beiden Augen blind, Lewis«, versetzte sie lachend. »Ich habe keinen Lippenstift mehr und konnte nicht ein einziges Paar Strümpfe ohne Laufmaschen finden.«  
    »Ich hasse es, wenn Frauen sich die Gesichter mit Lippenstift und Puder zukleistern.«  
    Seine Bemerkung ärgerte sie. Das sagten Männer so, in Wirklichkeit meinten sie, dass sie es hassten, wenn sie die Schminke im Gesicht einer Frau erkennen konnten. Ihnen kam es nur darauf an, dass eine Frau hübsch aussah. Wie sie das anstellte, war ihnen im Grunde egal.  
    »Nicht mehr viel übrig vom Vormittag«, bemerkte er mit einem Blick auf seine Uhr.  
    Sie traten aus der Bahnhofshalle in den peitschenden Regen. Lewis machte ein angewidertes Gesicht. »Ist ja scheußlich, das Wetter.«  
    »Das Wetter kann man leider nicht bestellen, Lewis.«  
    »Es schüttet aus Eimern, und man kann nicht mal in ein Museum flüchten, weil die sowieso alle ausgeräumt sind.«  
    Sie bekam ein flaues Gefühl. So hatte sie sich ihr Wiedersehen nicht vorgestellt. Hatte sie sich ihre Gefühle für Lewis vielleicht nur eingebildet? Sie aus lauter Einsamkeit und Langeweile heraufbeschworen?  
    Sie wappnete sich innerlich, um lieber gleich der Wahrheit ins Auge zu sehen. »Bist du enttäuscht von mir?«, fragte sie.  
    Der Regen tropfte vom Schirm seiner Mütze, als er sich ihr zuwandte. »Enttäuscht? Wie kommst du denn auf die Idee?«  
    »Manchmal verklärt die Erinnerung die Dinge.«  
    »Freddie, du bist viel schöner als in meiner Erinnerung. Warum sagst du so etwas? Geht es dir etwa mit mir so?«  
    »Nein, natürlich nicht. Du scheinst nur nicht sehr glücklich zu sein.«  
    »Entschuldige.« Er war voller Reue. »Tut mir leid, dass ich die ganze Zeit so genörgelt habe. Die Reise hat ewig gedauert, es gab keinen einzigen freien Sitzplatz, und ich konnte es nicht erwarten, wieder bei dir zu sein.« Er nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. »Wie kannst du glauben, ich wäre enttäuscht von dir? Du bist wunderbar. Und ich wollte, dass der Tag auch wunderbar wird, Freddie. Ich habe die Stunden gezählt. Ich wollte, dass

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