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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Freunde hatte sie Gott sei Dank immer etwas in der Speisekammer. Tessa hatte Taillenweite 56, Freddie nur knapp drei Zentimeter mehr, was nicht schlecht war, fand sie, wenn man bedachte, dass sie aß, was ihr unter die Finger kam. Sie war in letzter Zeit sehr gewachsen, vielleicht setzte der Brotpudding, mit dem sie in der Schule vollgestopft wurden, deshalb nicht an.  
    Vorsichtig, damit keine Marmelade auf den weißen Teppich tropfte, streifte Freddie durch die Wohnung, um sich wieder mit ihr vertraut zu machen. An den Wänden im Wohnzimmer hingen ein paar neue Fotos von Tessa in eleganten Kleidern und extravaganten Hüten. Auf einem stand sie in einem Teich, auf einem anderen streichelte sie, ganz in Schwarz und Weiß gekleidet, ein Zebra. In der rechten unteren Ecke des Zebrafotos stand: ›In tiefer Verehrung für einen strahlenden Stern, Max Fischer‹. Auf dem Kaminsims lagen mehrere Ansichtskarten, die Freddie ungeniert herumdrehte und las. ›Paris ist nicht dasselbe ohne Dich.‹ – ›Grauenvolle Stadt, es gießt in Strömen und das Hotel ist eine Zumutung.‹ Und, rätselhaft: ›Ich habe das Schachbrett gefunden.‹  
    Tessas Schlafzimmer war groß und hell und hatte ein Erkerfenster mit Blick auf eine von Platanen beschattete Straße. Freddie ließ sich auf das breite Doppelbett mit dem muschelförmigen Betthaupt fallen und seufzte genussvoll. Ein großer Teil ihres Lebens bestand aus der Sehnsucht nach Dingen, die sie nicht haben konnte: leckeres Essen, schöne Kleider, Champagner, Zigaretten, Fahrten in einem Sportwagen. Sie hatte auch andere Sehnsüchte, die sie nicht einmal in Worte fassen konnte, die ihr aber hin und wieder im Text eines Liedes oder in einer Passage eines Romans treffend zusammengefasst schienen.  
    Ihr Blick fiel auf ein Päckchen auf dem Toilettentisch, und sie glitt vom Bett. Neben dem Päckchen lagen, von einer goldenen Puderdose beschwert, eine Fünf-Pfund-Note und ein gefaltetes Blatt Papier, auf dem ›Freddie‹ stand.  
    ›Schatz, wärst du so lieb und würdest das für mich abgeben?‹, hatte Tessa geschrieben. ›Das Geld ist fürs Taxi. Gib das Päckchen nur Julian persönlich.‹ Das letzte Wort war dreifach unterstrichen. ›Komm dann nach ins Ritz, wir sind dort zum Tee. Kann es kaum erwarten‹ – wiederum mehrfach unterstrichen – ›dich zu sehen.‹  
    Das Päckchen war an Julian Lawrence adressiert. Als Freddie es schüttelte, hörte sie es leise klappern.  
    Sie trat vor Tessas Schrank und begann, die Bügel auf der langen Kleiderstange herumzuschieben. Tessa hätte nichts dagegen gehabt – Tessa lieh ihr immer ihre Sachen. Freddie entschied sich für ein enges Kleid mit Jäckchen aus schwarzem Baumwollsatin mit cremefarbenen Seidenborten. Sie legte ihr gelb-weiß kariertes Trägerkleid ab und zog das schwarze Ensemble über ihren dunkelblauen Schlüpfer, den weißen Büstenhalter und das weiße Hemdchen. Dann noch Seidenstrümpfe und ein Paar schicke hochhackige italienische Pumps.  
    Sie setzte sich an den Toilettentisch. Glattes dunkles Haar umrahmte, halblang und seitlich gescheitelt, ihr sehr hellhäutiges Gesicht mit den dunkelbraunen Augen. Sorgfältig malte sie sich die Lippen und legte Puder auf. Sie musterte ihr Spiegelbild. Sie neigte dazu, das Kinn vorzuschieben und die Brauen zu runzeln, wenn sie angestrengt nachdachte, so wie jetzt. Sie entspannte ihre Züge, machte einen kleinen Flunsch und versuchte einen Augenaufschlag. Viel besser. Keine Spur mehr von dem Schulmädchen, sie sah gleich älter aus und erfahrener. War sie hübsch? Ja, eigentlich schon, dachte sie.  
    Sie verstaute den Geldschein und das Päckchen in einer Lackledertasche und verließ, ausgerüstet mit einem Schirm, weil es draußen regnete, schließlich die Wohnung.  
    Unten winkte der Portier einem Taxi und nannte dem Chauffeur die Adresse in Kensington, die auf dem Päckchen angegeben war. Dort angekommen bat Freddie den Taxichauffeur zu warten und trat in einen kleinen Vorgarten mit einem ausladenden Sommerflieder, von dessen dunkellila Blütenrispen der Regen tropfte. Neben der Haustür war ein Klingelschild mit vier Namen. Sie läutete bei ›Lawrence‹.  
    Die Tür wurde geöffnet.  
    Julian Lawrence war jung, sah gut aus und wirkte verschlafen. Das weiße Hemd über der grauen Hose stand am Hals offen, sein schwarzes Haar war zerzaust.  
    »Ich bin Frederica Nicolson«, sagte Freddie. »Wir sind uns schon einmal begegnet, im Tearoom bei Fortnum and

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