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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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fauchte: »Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?«  
    »Ich hatte Lust, meine Freunde zu sehen. Sonst noch etwas?«  
    Julian hob eine Faust. »Julian«, sagte Tessa sanft, und nach einem Moment des Zögerns ließ er die Faust sinken, zischte: »Ach, fahrt doch alle zur Hölle«, und rannte hinaus.  
    »Ach Gott, junge Liebe. Wirklich rührend«, murmelte Raymond.  
    Max ging einmal um den Tisch, um alle zu begrüßen, wobei er den Damen flüchtig die Hand küsste – die Tessas etwas weniger flüchtig. Als er bei Freddie ankam, sagte er: »Ah, Miss Nicolson, enchanté «, und neigte sich über ihre Hand. Als er den Kopf hob, bemerkte Freddie das amüsierte Glitzern in seinen dunklen Augen. »Die Schwestern Nicolson beim Diner im Mirabelle«, sagte er. »Hört sich doch an wie ein John-Singer-Sargent-Gemälde, nicht?«  
    Freddie fielen die Fotografien in Tessas Wohnung ein. »Warum haben Sie Tessa eigentlich mit einem Zebra fotografiert, Max?«  
    »Weil ich ein Surrealist bin und Surrealisten so was tun.« Er setzte sich neben sie auf den Platz, den Julian Lawrence frei gemacht hatte.  
    In der folgenden halben Stunde unterhielten sich Max und Freddie angeregt über die Schwierigkeiten einer Fotositzung mit einem Zebra und einer Python. Dann wandten sie sich den Theaterstücken zu, die gerade im West End gegeben wurden. »Lauter albernes, banales Zeug, das es nicht wert ist, dass Sie zwei Stunden Ihres Lebens daran verschwenden«, erklärte Max wegwerfend. »Ich schicke Ihnen Karten für eine Geschichte, die einer meiner Freunde gerade in einem Pub in Whitechapel inszeniert.«  
    Nach dem Kaffee sagte Tessa: »Ich weiß nicht, wie es mit euch ist, aber ich habe große Lust, tanzen zu gehen.«  
    Sie holten ihre Mäntel und Schirme und ließen sich vom Portier Taxis herbeiwinken. Freddie, die mit Max und Bee hinten saß, schaute zum Fenster hinaus. Es war dunkel geworden, und in den Regentropfen auf den Scheiben brachen sich schillernd die grellen Lichter von Piccadilly. Eine Gruppe junger Frauen in Regenmänteln und hohen Absätzen rannten lachend zu einem wartenden Bus, schimmernde verschwommene Gestalten in der Nacht.  
    Die Tanzbar war in der Shaftesbury Avenue. Regenfeuchte Mäntel wurden an der Garderobe abgegeben, das Make-up wurde aufgefrischt. Die Musik – der heisere Ton einer Trompete und die silbrigen Arpeggios eines Klaviers – lockte sie hinein. Die Wände wirkten wie schwarz lackiert im Licht des riesigen Leuchters mit den goldenen Glastrichtern, der von der Decke hing. Ein Scheinwerfer tauchte die Band in Helligkeit, und auf den Tischen brannten Kerzen.  
    Die Leute drehten die Köpfe, als Tessa den Raum betrat. Sie und die Freunde, dachte Freddie, waren ihr Gefolge, Tessa die Königin.  
    Die Nacht verging zum klagenden Quäken des Saxofons, zum Wirbel bronzefarbener Seide und zu Tessas ausgelassenem Lachen, wenn sie den Quickstep tanzte.  
    »Ich wollte, ich wäre älter«, sagte Freddie irgendwann in den frühen Morgenstunden zu Max. »Ich wollte, ich würde wirklich dazugehören anstatt mich immer irgendwie als Randfigur zu fühlen.« Sie hätte nicht präzise ausdrücken können, wozu genau sie gehören wollte – zu Tessas Freundeskreis, zu London, zur Welt der Erwachsenen vielleicht. Wahrscheinlich, dachte sie, hatte sie ein bisschen zu viel getrunken.  
    Aber ihre Bewegungen, als sie später mit Antonio Tango tanzte, waren weich und fließend, jeder Schritt im Einklang mit der sinnlichen Musik.  
    Antonio verbeugte sich mit einem frivolen kleinen Lächeln, als der Tanz zu Ende war, und küsste sie auf den Mund. Sein Schnauzer kratzte, aber wie aufregend, der erste Champagner und der erste Kuss, alles an einem Abend.  
    Nicht lange danach fuhren sie nach Hause. Es hatte aufgehört zu regnen, in den nassen Pflastersteinen spiegelte sich das erste Morgenlicht, ein Milchwagen rollte langsam mit Zwischenstopp vor jeder Haustür die Straße entlang. Bilder zogen Freddie durch den Kopf, während das Taxi durch die stillen Straßen brauste – vom Sänger der Band, der sein Mikrofon so zärtlich gehalten hatte wie eine Geliebte – von dem Bettler in der Toreinfahrt – von den Perlen im dunklen Sommerflieder. Ob sie immer noch dort hingen?  
    Im Aufzug gähnten sie beide, lächelten und sagten »Meine Füße!«, während sie aus den Schuhen schlüpften.  
    Tessa sperrte die Wohnungstür auf. »Du hast dich amüsiert, Schatz, oder?«  
    »Es war göttlich.« Freddie

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