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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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den Kopf und sah zum Fenster hinaus. »Ich werde ihn sehr vermissen, wenn er wirklich geht.«  
    »Will er denn?«  
    »Nein, überhaupt nicht.«  
    Arme Meriel, dachte Rebecca. Es musste zum Verzweifeln sein, sich so sehr um jemanden zu grämen, der nicht einmal wusste, dass man an ihm hing.  
    »Ich würde mir erst mal keine Sorgen machen«, tröstete sie. »Die doofe Deborah wird sich’s bestimmt wieder anders überlegen. Hat sie nicht immer wieder mal solche Schnapsideen gehabt?«  
    »Doch. Oft.« Meriel seufzte. »Aber mit Cornwall scheint es ihr ernst zu sein.« Dann fragte sie: »Und du, Becky? Wie geht es dir?«  
    »Mir? Mir geht es wunderbar.«  
    »Du wirkst in letzter Zeit ein bisschen gedrückt.«  
    »Wirklich?« Rebecca versuchte zu lachen. »Daran war wahrscheinlich das Fest schuld. Das war ein Haufen Arbeit. Aber es geht mir gut. Alles ist ganz wunderbar.«  
    »Es muss nicht immer so sein.«  
    »Wie?«  
    »Es muss nicht immer alles gut sein«, sagte Meriel. »Es muss nicht immer alles wunderbar sein.«  
    Der Blick ihrer Schwester brachte sie aus der Fassung. Rebecca hatte das Gefühl, versagt zu haben. Wie beschämend, dass ihre Beunruhigung für andere offenbar augenfällig war.  
    »Es geht mir wirklich gut«, sagte sie fest. »Ich hasse nur diese Jahreszeit, das weißt du ja.« Sie wechselte das Thema. »Was schenkst du Mama zum Geburtstag?«  
    »Badesalz und Körperpuder. Phantasielos, ich weiß, aber mir fällt nichts Besseres ein. Und du?«  
    »Ich dachte an Handschuhe, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich ihr schon letztes Jahr welche geschenkt habe. Hausschuhe vielleicht.«  
    »Ich habe mir schon überlegt, ob ich ihr nicht eine schöne Schachtel Pralinen kaufen soll, aber sie würde nur sagen, dass das für ihre Zähne nichts mehr ist.«  
    »Sogar die Erdbeersahnebonbons –«  
    »Erdbeersahnebonbons kann man lutschen.«  
    Sie kicherten beide. Die ersten Häuser von Abingdon kamen in Sicht.  
    Meriel sagte plötzlich: »Oh, ich muss dir was erzählen. Eine absolut skandalöse Geschichte.«  
    »Was denn?«  
    »Freddie Nicolsons Schwester hat ein Kind bekommen.«  
    »Und?«, fragte Rebecca nicht sonderlich interessiert. Sie gab Zeichen, um zwei Radfahrer zu überholen.  
    »Becky! Sie ist nicht verheiratet.«  
    »Oh! Das ist wirklich ziemlich skandalös.«  
    Irgendetwas rührte sich in ihr. Etwas Beunruhigendes, aber sie bekam es nicht gleich zu fassen.  
    »Wessen Schwester?« Sie runzelte die Stirn. »Was hast du gleich wieder gesagt?«  
    »Die Schwester von Freddie Nicolson. Tessa. Sie ist Fotomodell.«  
    »Fotomodell?«  
    »Sie ist anscheinend sehr bekannt. Freddie hat mir ihr Bild in der Vogue gezeigt.«  
    »Freddie…«  
    »Freddie Nicolson, ja. Ich habe dir doch von ihr erzählt. Eigentlich heißt sie Frederica, aber wir nennen sie alle Freddie. Ein entzückendes Mädchen. Sie ist eine ausgezeichnete Schülerin und Vizekapitän der ersten Lacrossemannschaft. Sie tut mir wirklich leid. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht unter den Teppich kehren. Kurz und gut, Miss Nicolson war ewig nicht mehr nach Westdown gekommen, dabei hatte sie Freddie immer regelmäßig besucht. Und das muss der Grund gewesen sein. Sie hat ein Kind erwartet.«  
    Frederica, aber wir nennen sie alle Freddie. Die Erinnerung nahm Form an. Vor fast einem Jahr in der Alten Mühle, der Geburtstag ihrer Mutter. Narzissen im Garten und abfällige Bemerkungen ihrer Mutter über die neuen Vorhänge. Ein Glück, dass wir Freddie Nicolson haben , hatte Meriel gesagt. Sie war großartig im letzten Spiel. Milo hatte plötzlich den Kopf gehoben. Nicolson? , hatte er gefragt. Und sie selbst, Rebecca, die ihn so gut kannte, hatte ihm angesehen, dass er erschrocken war.  
    »Wie alt ist das Kind?«, fragte sie.  
    »Zwei oder drei Monate. Ich weiß nicht genau. Miss Nicolson hat mir den Kleinen gezeigt. Ein niedlicher kleiner Bursche, aber ich war so schockiert, dass ich kaum wusste, was ich sagen sollte.«  
    Meriel tippte ihr auf den Arm. »Rebecca«, sagte sie. »Wir hätten hier abbiegen müssen. Du bist vorbeigefahren. Rebecca?«  
    Zuerst die Gewissheit, dass Milo mit dieser Frau, dieser Tessa Nicolson, eine Affäre hatte. Es erklärte, warum er damals beim Mittagessen so erschrocken war, warum die Erwähnung des Namens Nicolson ihn aus der Fassung gebracht hatte. Es erklärte seine Hochstimmung im letzten Frühjahr und Sommer, die Anrufe, die er im Arbeitszimmer

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