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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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entgegengenommen hatte, seine Reisen nach London. Man brauchte die Stücke nur ein wenig herumzuschieben und sie fügten sich ineinander. Wenn Tessa Nicolson als Fotomodell arbeitete, musste sie jung und gut aussehend sein. Die Westdown-Schule war keine zehn Kilometer von der Alten Mühle entfernt. Milo konnte ihr auf einer seiner Wanderungen begegnet sein – vielleicht hatte sie mit ihrem Wagen eine Reifenpanne gehabt, und Milo, der edle Ritter, hatte ihr beim Reifenwechsel geholfen. Oder vielleicht hatte sie angehalten, um nach dem Weg zu fragen, oder er hatte sie, wenn sie die Sorte Frau war, die sich allein in ein Lokal setzte, im Pub kennengelernt, als er dort irgendwann ein Bier getrunken hatte.  
    Dann, und ebenso überzeugend, der Zweifel. Wieder einmal ging die Phantasie mit ihr durch. Ihre Spekulationen waren absurd. Meriel hatte ihr von der Mutter eines unehelichen Kindes erzählt, und sie nahm prompt an, dass Milo der Vater dieses Kindes sei. Schlimmer als absurd – irrsinnig. Sie war ja völlig von Sinnen, übergeschnappt.  
    Montagmorgen: Der Tag, an dem Milo in Oxford arbeitete. Sie konnte es kaum erwarten, dass er endlich das Haus verließ. Als sie um sieben nach einer ruhelosen Nacht erwachte, brachte sie ihm seinen Tee, badete und kleidete sich an. Während er im Badezimmer war, ging sie nach unten.  
    Licht fiel durch das Buntglasfenster in der Haustür und goss Streifen in Saphir und Rubin auf den Boden. Das Haus sah schön und freundlich aus, als blickte es dem Tag erwartungsvoll entgegen. In Milos Arbeitszimmer zog Rebecca die Jalousie hoch, setzte sich an den Schreibtisch, zog eine Schublade auf und nahm sein Adressbuch heraus. Sie schlug es beim Buchstaben ›N‹ auf. Nash, Neale, Nesbit – kein Nicolson. Sie blätterte weiter zum ›T‹. Tattersall, Taylor, Thorne… Der Name Tessa tauchte nirgends auf. Sie schloss die Augen, senkte den Kopf und hörte selbst ihr Aufatmen.  
    Irgendetwas veranlasste sie, noch eine Seite umzuschlagen. Mit etwas Abstand von der Namensliste stand, von Milo geschrieben, der Buchstabe T. Daneben eine Telefonnummer, Highbury 259.  
    Vom Nebenapparat aus wählte Rebecca die Vermittlung und bat um einer Verbindung mit der Nummer in Highbury.  
    Stille, dann Knistern in der Leitung und schließlich eine Frauenstimme. »Hier bei Miss Nicolson.«  
    Rebecca ließ den Hörer auf die Gabel fallen, als hätte sie sich an ihm verbrannt. Die Faust auf den Mund gedrückt, starrte sie zum Fenster hinaus. Das Licht der tiefstehenden Wintersonne lag funkelnd auf dem taunassen Gras. So ein herrlicher Tag; draußen wurde eine Tür zugeschlagen, Mrs. Hobbs rief laut Guten Morgen. Der Kessel wurde knallend auf den Herd gestellt, mit Getöse kamen Staubsauber, Eimer und Besen aus dem Schrank.  
    Sie lief aus dem Arbeitszimmer und rannte nach oben. Milo war noch im Bad. Ihr Blick irrte durchs Zimmer, fiel zuerst auf ein Paar Strümpfe, das über einer Stuhllehne lag, dann auf ihre Parfumflakons auf dem Toilettentisch, dann auf Milos Jackett, das an der Schranktür hing. Alles hatte ein neues, fremdes Gesicht bekommen, als sähe sie es zum ersten Mal.  
    Sie setzte sich auf die Bettkante, schwach und zittrig vom Schock.  
    Milo kam aus dem Bad. Er schien sie nicht zu sehen. Vor sich hin summend frottierte er sich das Haar, trat dann zum Kleiderschrank und begann, sich anzuziehen. Erst da bemerkte er sie anscheinend, denn er drehte sich herum.  
    »Was ist los?«  
    »Tessa Nicolson.«  
    Er erstarrte. »Was?«  
    »Ihre Telefonnummer steht in deinem Adressbuch.«  
    »Ich habe sie bei einer Gesellschaft in London kennengelernt«, sagte er schnell. »Das ist alles.«  
    Sie betrachtete ihn, ein wenig lächerlich in der Unterhose und mit dem feuchten Haar, das in kleinen Büscheln in die Höhe stand. »Ich glaube dir nicht«, sagte sie.  
    Er stieg in seine Hose. »Mach jetzt kein Theater, Rebecca. Bitte.«  
    »Ich möchte nur eines wissen: Hast du eine Affäre mit dieser Frau? Und wenn ja, bist du der Vater ihres Kindes?«  
    Er lachte dünn. »Rebecca, Herrgott noch mal…« Er ging zu ihr und umfasste ihre leblosen Hände. »Natürlich habe ich keine Affäre mit ihr. Selbstverständlich nicht.«  
    Sie rückte von ihm weg. »Gut, dann rufe ich sie an und frage sie selbst.« Sie stand auf.  
    Eilig trat er ihr in den Weg und stellte sich vor die Tür. »Rebecca. Bitte.«  
    In ihr verglühte etwas; sie erkannte, dass sie immer noch gehofft hatte, sie

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