Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
möge sich irren. Sie flüsterte: »Soll ich sie anrufen, Milo?«  
    Einen Moment schien er wie versteinert. Dann schüttelte er den Kopf.  
    Stolpernd machte sie kehrt und ließ sich wieder aufs Bett fallen. Sie schloss die Augen. »Wie lange?«, fragte sie, und als er nicht antwortete, schrie sie ihm die Frage ins Gesicht.  
    »Ich sagte, wie lange?«  
    »Ein Jahr. Ungefähr ein Jahr.«  
    »Ach, du weißt es nicht genau?«  
    »Leise. Mrs. Hobbs«, zischte er, und sie hörte das Lärmen des Staubsaugers draußen auf der Treppe. »Ich habe sie letztes Jahr im Januar kennengelernt«, murmelte Milo. »Aber wir haben nicht – da war nichts – erst später.«  
    »Januar.« Rebecca wischte sich mit zitternder Hand den Schweiß von der Stirn.  
    »Meriel«, sagte sie. »Du hast sie durch Meriel kennengelernt.«  
    »Nein.«  
    »Aber Meriel kennt diese Frau.« Der nächste entsetzliche Gedanke: Wusste Meriel, dass Tessa Nicolson Milos Geliebte war? Hatte sie deshalb im Auto diese seltsame Bemerkung gemacht? Es muss nicht immer alles gut sein. Es muss nicht immer alles wunderbar sein.  
    »Nein«, sagte er. »Ich war spazieren. Tessa war am Weiher – hinter der Schule. Sie ist Schlittschuh gelaufen. Meriel hat nichts damit zu tun.«  
    Tessa. Wie selbstverständlich ihm der Name über die Lippen kam. Blind vor Tränen drehte sie sich um und kramte im Nachttisch nach ihrem Taschentuch. Sie schnäuzte sich und wischte sich die Augen.  
    »Und das Kind?«, fragte sie leise.  
    Als er nicht antwortete, zwang sie sich, ihn anzusehen. Die Schuld stand ihm in den Augen. »Es ist von dir?«  
    Er nickte. Dann senkte er den Kopf. »Es tut mir so leid.« Er kam einen Schritt auf sie zu. Gleich würde er versuchen, sie zu berühren.  
    »Ich möchte, dass du gehst.« Ihre Stimme war ruhig. »Lass mich allein.«  
    »Rebecca, bitte –«  
    »Geh weg!«, schrie sie ihn an. »Fahr doch in dein verdammtes Oxford. Oder nach London, zu ihr . Tu, was du willst, es ist mir egal.«  
    Dann krümmte sie sich schluchzend auf dem Bett zusammen. Sie hörte ihn leise die Schlafzimmertür schließen, als er ging.  
    Montagabend. Sie hatte hämmernde Kopfschmerzen. Sie schluckte mehrere Aspirin und machte sich einen starken Kaffee. Dann setzte sie sich ins Hinterzimmer und rauchte, während sie den Kaffee trank.  
    Sie hörte den Wagen vorfahren, fuhr zusammen, als die Haustür geöffnet wurde. Sie hörte ihn von Zimmer zu Zimmer gehen, bis er sie fand.  
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du zurückkommst«, sagte sie.  
    Er setzte sich auf einen niedrigen Hocker am Fenster. »Ich wusste nicht, ob du willst, dass ich zurückkomme.«  
    Sie zuckte mit den Schultern. »Du hast gesagt, du hast sie voriges Jahr im Januar kennengelernt.«  
    »Ja.«  
    »Bei Meriels Schule.«  
    »Ja.«  
    »Und weiter?«  
    Schweigen. »Zwei Monate später bin ich ihr zufällig in London begegnet.«  
    »Lüge mich nicht an, Milo.«  
    »Ich habe sie angerufen.«  
    »Und dann bist du mit ihr ins Bett gegangen.« Sie stand auf. »Sie muss ein Flittchen sein«, sagte sie voller Verachtung. »Geht sie mit jedem Mann ins Bett, der ihr über den Weg läuft? Musstest du Schlange stehen, Milo?«  
    Dann rannte sie hinaus und schlug krachend die Tür hinter sich zu. Sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen; sie merkte plötzlich, dass sie sehr hungrig war. In der Küche schnitt sie sich zwei Scheiben Brot ab und schob ein Stück Schinken dazwischen. Dann ging sie ins Wohnzimmer, drehte das Radio sehr laut auf, um ihn abzuschrecken, und aß ihr Schinkenbrot.  
    In dieser Nacht schlief er im Gästezimmer.  
    Als sie in den frühen Morgenstunden erwachte, hatten Mut und Kompromisslosigkeit sie verlassen. Zu ausgelaugt, um noch weinen zu können, lag sie da und fragte sich, wie sie ohne ihn weiterleben sollte, wenn er sie verließ. Denn dass er sie verlassen würde, wusste sie jetzt. Warum sollte er bei ihr bleiben, wenn er diese schöne junge Frau, Tessa Nicolson, haben konnte?  
    Ohne ihn wäre sie nichts. All seinen Schwächen, allen Treuebrüchen zum Trotz liebte sie ihn immer noch. Sie hatte vom ersten Tag an gewusst, dass sie den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte. Niemand konnte sie zum Lachen bringen wie Milo. Niemand konnte ihr wie er das Gefühl geben, dass sie begehrenswert, schön und aufregend war. Selbst jetzt noch sehnte sich ein Teil von ihr danach, ins Gästezimmer hinüber zu gehen und sich zu ihm ins Bett

Weitere Kostenlose Bücher