Der italienische Geliebte (German Edition)
Wohnung hinauf.«
Um zehn fuhr Milo mit einem Taxi nach Oxford, nachdem Rebecca ihm erklärt hatte, sie brauche den Wagen, um eine alte Nachbarin zu einem Termin im Krankenhaus zu fahren. Wenn Milo die Alte Mühle behielt, dann würde sie, verdammt noch mal, den Riley nehmen. Danach packte sie und räumte das Haus auf, was völlig albern war. Was bedeutete es schon, ob das Haus sauber war oder nicht, da sie doch nie mehr dort leben würde? Sie schrieb Milo einen kurzen Brief, legte ihn auf seinen Schreibtisch und machte dann einen Spaziergang durch den Garten, um sich zu beruhigen und um von ihm Abschied zu nehmen. Sobald Mrs. Hobbs gegangen war, verstaute sie ihr Gepäck im Kofferraum des Autos und fuhr los. Sie hatte sich gefragt, ob sie Bedauern spüren würde, aber vor ihr trottete gerade ein Nachbarshund über die Straße, und bis sie den Wagen um ihn herum manövriert hatte, war die Alte Mühle schon außer Sicht, und sie hatte nicht einmal einen Blick zurückgeworfen.
Meriels Wohnung befand sich in einer weiß getünchten Villa etwas abseits vom Hauptgebäude der Schule. Meriel selbst öffnete auf ihr Läuten und nahm ihr einen Koffer ab. Rebecca folgte ihrem breiten, dunkelblau gewandeten Hinterteil mehrere Treppen hinauf. »Ich habe dir das Feldbett gerichtet«, bemerkte Meriel. »Es ist ganz bequem. Ich nehme es immer beim Zelten mit den Pfadfinderinnern.«
Mit roten Köpfen und schnaufend kamen sie schließlich oben an. Meriel kochte Tee und bot Rebecca ein Sandwich an, das diese ablehnte. Dann sagte Meriel: »Ich muss wieder los, tut mir leid. Ich habe jetzt Mathe bei den Lernschwachen. Hoffnungslos, sie können nicht einmal addieren.« Sie sah Rebecca forschend an. »Geht’s? Bücher gibt es in Mengen, falls du lesen willst. Du kannst aber auch einen Spaziergang auf dem Gelände machen, wenn du Lust hast.«
»Ich komme schon zurecht, danke. Lauf du nur.«
»Ich konnte es einrichten, dass ich heute Abend hier essen kann statt mit den Mädchen.« Meriel umarmte Rebecca ungeschickt.
»Danke«, sagte Rebecca noch einmal. »Du bist wirklich lieb.«
Als Meriel weg war, sah Rebecca sich in der Wohnung um. Sie war klein – nur Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und eine kleine Kochnische –, aber sie war hübsch, mit Blick auf die von Kastanien gesäumten Sportplätze. Auf einem der Plätze spielten Mädchen gerade Hockey. Rebecca, der als Schulmädchen Hockey viel Spaß gemacht hatte, dachte mit einem Anflug von Wehmut an diese unkomplizierten Tage. Nur waren sie in Wirklichkeit überhaupt nicht unkompliziert gewesen, wie sie sich erinnerte: Die leidenschaftlichen Freundschaften und Eifersüchteleien der Schulzeit waren auf ihre Weise so anstrengend und schwierig gewesen wie die Ehe. Sie hatte immer ein Doppelleben geführt und nie über die Verschrobenheit ihres Zuhauses und ihrer Eltern gesprochen. Vielleicht hatte sie daher diese Neigung, Dinge geheim zu halten. Nie allerdings hatte sie ein so schreckliches Geheimnis gehabt wie jetzt.
Sie nahm sich ein Buch aus dem Bücherschrank und setzte sich damit aufs Sofa. Aber beim Lesen überkam sie eine unerwartete Müdigkeit – vielleicht Erleichterung darüber, endlich den Schlussstrich gezogen zu haben –, und nach einer kleinen Weile legte sie das Buch weg, machte es sich auf dem Sofa bequem und schlief ein.
Um halb sechs aßen sie zu Abend – Rührei auf Toast und zum Nachtisch Obstsalat. Dann hatte Meriel Aufsicht bei der Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung.
Als sie um halb neun wieder nach Hause kam, schlüpfte sie mit einem tiefen Seufzer in ihre karierten Hausschuhe. »Den Rest kann unsere Hausdame mit den Präfektinnen machen«, sagte sie. »Ich könnte jetzt einen Drink gebrauchen. Wie steht’s mit dir?«
Sie mixte zwei Gin Fizz. Nach einem kurzen Gespräch über ihren Tagesablauf sah sie Rebecca an und fragte: »Also?«
»Ich habe Milo verlassen.«
»Ja, das sagtest du. Möchtest du darüber reden?«
Sie hatte geglaubt, sie würde es nicht wollen, aber es erschien ihr unfair, Meriels Hilfe in Anspruch zu nehmen, ohne ihr eine Erklärung zu geben. »Ich weiß, dass du ihn nie gemocht hast«, sagte sie.
»So würde ich das nicht sagen. Milo ist intelligent und kann sehr charmant sein. Zu mir war er immer freundlich, obwohl ich bestimmt nicht zu den Frauen gehöre, die ihn normalerweise interessieren.«
Rebecca trank ihren Gin schnell hinunter. »Wie meinst du das?«
»Na ja, er hat
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