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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Kerzenlicht die Treppe hinunterstolpern musste, wenn sie zum Klohäuschen wollte. Sie saß im einfallenden Sonnenlicht am offenen Fenster und kaute auf ihrem Bleistift.  
    Das schöne Wetter hielt nur vier Tage an. Am fünften Tag erwachte Rebecca mit Halsschmerzen. Sie kochte sich einen Tee und schluckte zwei Aspirin.  
    Nach dem Frühstück marschierten sie über das Moor den Hügel hinunter zum Auto und fuhren ins nächstgelegene Dorf. Sie gab der Verkäuferin im Dorfladen ihre Liste. Kohlen?, krächzte Harrison. Sie erwarte doch nicht, dass er einen Sack Kohlen diesen verdammten Hang hinaufschleppen würde? Dann bekomme er eben nichts zu essen, gab sie zurück. Er brummte etwas von »liefern lassen«, und sie sagte kurz: »Mach dich nicht lächerlich, Harrison.«  
    Sie aßen in einem Pub zu Mittag und machten auf der Heimfahrt einen Abstecher zu einem Bauernhof, um Milch, Eier und ein Brathuhn einzukaufen. Dicke weiße Wolken verdeckten die Sonne und warfen Schatten auf den steingepflasterten Hof. Die ersten Regentropfen fielen, als sie ihre Einkäufe vom Wagen ins Haus brachten. Rebecca trug den Rucksack, und Harrison keuchte mit dem Sack Kohlen hinter ihr her. Die Halsschmerzen waren schlimmer geworden, Harrisons Gejammer mischte sich mit dem Prasseln des Regens.  
    Im Haus machte sie Feuer im Herd, während Harrison nach oben ging, um sich von den Strapazen zu erholen. Sie entdeckte wieder, wie befriedigend es war, Feuer zu machen: Erst das zusammengeknüllte Zeitungspapier, dann das sorgfältige Schichten von Anmachholz und Kohle, schließlich der Triumph, wenn die Späne sich entzündeten. Sie bereitete das Huhn, schälte Kartoffeln und Karotten, nahm dann noch einmal zwei Aspirin und machte es sich im Schaukelstuhl bequem. In der warmen Küche aßen sie später zum Trommeln des Regens an den Fensterscheiben das gebratene Huhn, und hinterher spielte Harrison auf dem Klavier und sie sang dazu. Nicht lange allerdings, die Halsschmerzen waren zu quälend.  
    In der Nacht erwachte sie mehrmals. Da sie kaum schlucken konnte, trank sie vorsichtig ein Glas Wasser und hörte dem Regen zu. Am Morgen erwartete sie eine graue und braune Welt. Das Grün und Gold des Moors war verwaschen vom Regen, und der Himmel hing wie eine Eisenglocke über den Hügeln.  
    Es regnete den ganzen Tag. Auf dem Zugangsweg und den Fußpfaden durch die Heide bildeten sich Pfützen. Sie spielten Rommé und Deutsches Whist und aßen kaltes Huhn. Rebecca las Vom Winde verweht und saß dabei im Schaukelstuhl, weil sie im Liegen immer husten musste.  
    Am nächsten Tag war keine Kohle mehr da, und Harrison nagte zum Frühstück das Hühnerskelett ab. Sie sagte, er müsse Kohlen holen.  
    Er sah zum Fenster hinaus. »Es gießt in Strömen.«  
    »Ach was? Das ist mir gar nicht aufgefallen.« Ihr Sarkasmus kam sie teuer zu stehen. Das Sprechen war eine Qual.  
    »Herrgott noch mal, schau doch nur mal nach draußen.«  
    »Ich bin krank. Ich gehe vielleicht wieder ins Bett. Wenn du nur ein bisschen Kohle, Milch und Brot holen könntest.«  
    Er starrte sie an. »Allein kann ich das nicht.«  
    »Harrison«, sagte sie. »Ich bin krank.«  
    »Es ist doch nur eine Erkältung. Du musst mitkommen. Du musst fahren.«  
    »Kannst du denn überhaupt nicht fahren?«  
    »Nein. Ich hab’s einmal versucht, es war viel zu kompliziert.«  
    »Wenn ich es dir erkläre –«  
    » Sei nicht albern.«  
    » Ich , albern?«, stieß sie heiser hervor. »Du bist neununddreißig und kannst immer noch nicht Auto fahren. Das ist albern.«  
    Wütend und fortwährend hustend zog sie ihren Regenmantel über und schlüpfte in ihre Gummistiefel. Sie schnappte ihre Handtasche, warf ihm den Rucksack zu und ging hinaus. Ohne ein Wort machten sie sich auf den Weg über das flache Land. Pfade und Grasbuckel hatten sich in einen Sumpf verwandelt. Hinter sich konnte sie Harrison, der vergessen hatte, Stiefel mitzunehmen, schimpfen und fluchen hören.  
    Sie blieb im Wagen sitzen, während er Kohlen, Lampenöl, Wurst und Aspirin einkaufte. Alle Glieder taten ihr weh, vielleicht hatte sie die Grippe. Ein vorübergehendes Nachlassen des Regens während ihrer Fahrt über die Hügel stimmte sie beide etwas versöhnlicher. Zurück im Cottage merkte sie, dass sie vergessen hatten, eine Zeitung zu besorgen. Im ganzen Haus schien es keinen Fetzen Papier zu geben. Harrison riss schließlich die ersten Kapitel von Vom Winde verweht heraus und benutzte sie zum

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