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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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ihrem Kaffee.«  
    In der Küche stellte Rebecca Tassen und Untertassen auf ein Tablett.  
    »Sie kennen Harrison noch nicht sehr lange, nicht wahr?«, bemerkte Simone.  
    »Ein paar Monate.«  
    »Er ist ein angenehmer Mensch, aber er ist träge – eine Art geistiger Trägheit meiner Ansicht nach. Aber das haben Sie sicher schon selbst bemerkt.« Simone goss kochendes Wasser in die Kaffeekanne. Dann kritzelte sie etwas auf einen Notizblock, riss das Blatt ab und gab es Rebecca. »Das ist meine Telefonnummer. Kommen Sie mich besuchen, wenn Sie Zeit haben. Ich bin gern mit intelligenten Frauen zusammen.«  
    Eine halbe Stunde später verabschiedeten sich Rebecca und Harrison. Rebecca war müde. Sie hatte zu viel getrunken, und aus irgendeinem Grund, den sie nicht zu fassen bekam, hatte das Gespräch mit Simone Campbell sie beunruhigt.  
    Sie fuhr aus einer Seitenstraße auf die Hauptstraße hinaus, als sie viel zu spät einen Radfahrer ohne Licht bemerkte. Sie musste die Bremse durchtreten, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Der Radfahrer geriet kurz ins Schwanken, dann fuhr er weiter.  
    Rebecca starrte auf ihre zitternden Hände, die das Steuerrad umklammerten. Beinahe hättest du noch einen Menschen getötet, sprach eine Stimme in ihr.  
    »Ich bin zu müde«, sagte sie. »Ich kann mich nicht konzentrieren. Kannst du fahren?«  
    »Ich kann nicht Auto fahren.« Harrison sah bestürzt aus. »Ich meine, ich habe es nie gelernt.«  
    Also holte sie tief Luft und lenkte den Wagen langsam auf die Straße hinaus. Im Schneckentempo krochen sie dann den ganzen Weg zurück zu seiner Wohnung in Earl’s Court.  
    Die Abende waren am schlimmsten. Anfangs versuchte sie, sie zu füllen – sie ging zum Essen aus, sie besuchte Toby und seine Freunde, sie setzte sich in die Hotellobby und las ein Buch oder löste Kreuzworträtsel. Aber immer häufiger blieb sie in ihrem Zimmer, ließ sich ein Sandwich und ein Glas Wein bringen, und dann noch ein Glas zum Einschlafen. Sie war nicht zum Alleinleben geschaffen, dachte sie oft. Vielleicht sollte sie zu Milo zurückkehren. Vielleicht war eine schlechte Ehe, irgendeine Ehe überhaupt, immer noch besser als dies.  
    Einziger Lichtblick waren ihre Treffen mit Harrison. Sie gingen irgendwohin zum Essen und dann in seine Wohnung, um miteinander zu schlafen. Im Bett war er langsam und ein wenig faul. Trotzdem mochte sie ihn und fühlte sich sicher bei ihm, weil er alles war, was Milo nicht war. Ihm fehlten Milos Vitalität, seine Triebkraft und sein Ehrgeiz – und Gott sei Dank dafür, dachte sie.  
    Sie lagen miteinander im Bett, als Harrison ihr von dem Cottage erzählte. Einer seiner Freunde, Gregory Armitage, hatte ein kleines Haus in Derbyshire. Weitab von der Zivilisation auf einem einsamen Hügel, weit und breit kein Mensch. Harrison drehte sich auf die Seite und sah zu ihr hinauf. Greg hatte gesagt, er könne sich die Hütte jederzeit ausleihen. Wäre es nicht großartig, für ein paar Wochen alles hinter sich zu lassen? Sie würde doch mitkommen?  
    In der Phantasie sah Rebecca ein idyllisches kleines Häuschen auf einer Blumenwiese. »O ja«, sagte sie.  
    Drei Tage später holte sie Harrison zu Hause ab. Er verstaute einen Rucksack, eine große Tragetüte von Harrod’s und eine Notenmappe im Kofferraum. Dann starteten sie nach Derbyshire.  
    Das Cottage lag im Peak District, irgendwo zwischen Sheffield und Manchester. Von der Straße nach Manchester ging es auf ein schmales einspuriges, von Hecken gesäumtes Sträßchen, das in einen grasüberwachsenen Feldweg zwischen Rotdornbüschen voll dunkelroter Früchte mündete. Aus dem Feldweg wurde ein Fußweg, und Harrison murrte, als Rebecca den Wagen anhielt und sagte, weiter könne sie nicht fahren. Sie müsse irgendwo falsch abgebogen sein, hielt er ihr entgegen. Sie breitete die Karte über dem Lenkrad aus. Sie sei sicher, dass sie richtig gefahren waren. Sie würden das Auto hier stehen lassen und den Rest der Entfernung zum Haus zu Fuß gehen.  
    Brummig schulterte Harrison den Rucksack und ergriff die Einkaufstüte. Rebecca nahm ihren Koffer, und sie machten sich auf den Weg. Bald befanden sie sich mitten in sanft ansteigendem Wiesenland. Rebeccas Stimmung hellte sich auf. Es war ein schöner Tag, zu einer Seite von ihnen lag in lavendelblauem Dunst das Tal mit Häusern und Gehöften; auf der anderen Seite erhob sich der sonnenbeschienene grüne Hügelhang.  
    Nach einer halben Stunde, während der

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