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Der italienische Nachbar (German Edition)

Der italienische Nachbar (German Edition)

Titel: Der italienische Nachbar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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schaffen.“ Er holte zwei Bier heraus, öffnete sie und reichte mir eines. „Prost, Noah. Auf einen schönen Abend!“
     
    Nachdem ich den Tisch gedeckt und Alessandro das Essen gebracht hatte, setzten wir uns und sahe n einander über den Tisch hinweg an. In Alessandros Blick lag etwa so Vertrautes, dass es mir eng um die Brust wurde.
    „Meine Eltern sind bei einem Autounfall gestorben als ich zwölf war. Meine Schwester und ich saßen auch im Wagen“, sagte ich plötzlich, ohne dass ich es vorgehabt hatte.
    Als mich Alessandro entsetzt anstarrte bereute ich meine Worte bereits.
    „Entschuldige.“ Ich senkte seufzend den Blick. „Ich weiß auch nicht, warum ich dir das ausgerechnet jetzt erzähle.“
    Alessandro schüttelte kaum merklich den Kopf, streckte seinen Arm über den Tisch hinweg aus und legte seine Hand auf meine.
    „Erzähl weiter“, sagte er mit heiserer Stimme, seine Augen funkelten warm und gütig. Ich schluckte hart, mein Herz begann so hart und schnell zu klopfen, dass es wehtat. Meine Stimme war brüchig, als ich zu sprechen begann.
    „Es war Winter … Dezember, ein en Tag nach Heiligabend.“
    Der Druck von Alessandros Hand verstärkte sich, ich konnte seine Betroffenheit regelrecht spüren. „Wir hatten den Weihnachtsabend bei meiner Tante in Nürnberg verbracht und sind auf der Rückfahrt vom Blitzeis überrascht worden.“ Ich schluckte hart, meine Kehle schmerzte bei den Erinnerungen. Ich hatte seit Jahren niemandem davon erzählt. Zuletzt war es Sophie. Sie hat damals so geheult, dass ich sie trösten musste. „Ein LKW kam vor uns plötzlich ins Schlittern und stellte sich quer. Wir w aren genau hinter ihm und sind hin eingerutscht, so wie viele Wagen nach uns. Es gab Tote und Schwerverletzte. Meine Eltern waren sofort tot – ich kam erst im Krankenhaus wieder zu mir.“
    Alessandro sog scharf die Luft ein und fuhr sich mit einer kurzen Handbewegung durch das dunkle Haar.
    „Mein Gott, Noah. Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, flüsterte er sichtlich bestürzt .
    „Als ich erwachte habe ich erfahren, dass meine Eltern nicht mehr leben und meine Schwester schwer verletzt ist. Ich selbst hatte nur eine gebrochene Schulter und einige Abschürfungen.“ Ich zeigte auf meine Augenbraue, durch die sich eine feine Narbe zog und schob mein Haar zur Seite, um ihm meine Schläfe zu zeigen. „Ein paar Scherben steckten in meinem Gesicht, die Narben hier werden mich immer daran erinnern.“
    Alessandro hob die Hand und berührte kurz meine Augenbraue. Seine Lippen bildeten einen schmalen Strich. Mein Puls raste , ich musste meine aufkommenden Tränen zurückhalten.
    „Was ist mit deiner Schwester geschehen?“, fragte er mit bebender Stimme, während er seine Hand auf meinen Unterarm legte.
    „Sie war schwerer verletzt als ich, aber sie wurde wieder ganz gesund“, antwortete ich leise . „Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich sie auch verloren hätte.“
    Alessandro nickte, seine Hand lag immer noch auf meinem Arm.
    „Lebt sie auch hier in München?“
    „Nein, leider nicht.“ Ich seufzte. „Carla ist vor zwei Jahren nach Hamburg gezogen, nachdem sie geheiratet hat. Wir versuchen uns so oft es geht, zu sehen.“
    Alessandro sah nachdenklich aus. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, auch nur von einem meiner Geschwister so weit weg zu sein. Das muss sehr schwer für dich sein.“
    „Man gewöhnt sich mit der Zeit etwas daran“, antwortete ich. „Wir telefonierten fast täglich.“
    Wir schwiegen eine ganze Weile, bis Alessandro merkte, dass er die Hand noch immer auf meinem Arm liegen hatte. Er zog sie rasch fort und lächelte nervös .
    „Hey, das Essen wird ja ganz kalt.“
     
    ****
     
    Alessandro bestand darauf, mir beim Abräumen zu helfen , anschließend spülten wir noch rasch das Geschirr.
    „Daran könnte ich mich glatt gewöhnen“, sagte Alessandro, während er den letzten Teller zurück in den Schrank stellte. Ich sah ihn fragend an. „Abends zusammen kochen, essen, reden“, fuhr er lächelnd fort und zuckte die Achseln. „Weißt du, Carina hasst kochen. Sie geht lieber schick Essen.“
    „Wir können das jederzeit wieder holen“, antwortete ich. „ Morgen , wenn du willst“, setzte ich rasch hinzu, bevor mich mein Mut verlassen würde. Mein Verstand hatte das ja ohnehin schon getan.
    „Würde ich sehr gerne“, entgegnete Alessandro zu meiner Überraschung. „Aber ich kann leider nicht. Carina kommt morgen zurück.“ Er klang ein wenig

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