Der italienische Nachbar (German Edition)
Schlüsseldienst anrufen? Ich hab mich ausgesperrt.“
„Natürlich.“ Er sah so deprimiert aus, dass ich ihn in diesem Moment am liebsten in meine Arme genommen hätte. Ich holte das Telefonbuch und suchte die Nummer heraus. Unauffällig beobachtete ich ihn, während er telefonierte. Alessandro war unglaublich heiß. Er war barfuß , trug eine ausgewaschene Jeans und ein helles, eng anliegendes Shirt, das seinen muskulösen Körperbau betonte. Als er die linke Hand in seine Hosentasche steckte, spannte sich sein Bizeps an und die Sehnen seines Unterarms traten hervor. Alessandro beendete das Gespräch und fuhr sich seufzend durch das Haar. Eine dunkle Strähne fiel in seine Stirn zurück, als er mich ansah.
„In etwa einer halben bis dreiviertel Stunde kommt jemand vorbei“, sagte er zerknirscht. „Hättest du etwas vorgehabt?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich wäre sowieso zuhause gewesen . Na komm, jetzt beruhig dich erstmal ein bisschen. Möchtes t du etwas essen oder trinken?“, fragte ich. „Oder beides?“ Oder Sex?
Er lächelte und ich war nahe einer Ohnmacht. Alessandro war definitiv weder gut für meine Gesundheit, noch für meinen Verstand.
„Hast du ein Bier da?“
Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, saß Alessandro ziemlich verloren auf dem Sofa und starrte Löcher in die Luft. Und er sah dabei so gut aus, dass ich Herzrasen bekam. Ich wollte ihn in eine Decke einwickeln, in mein Bett legen und die ganze Nacht sein Haar streicheln.
„Wie lange seid ihr eigentlich schon zusammen?“, fragte ich, während ich ihm ein Bier reichte und mich neben ihn setzte .
„Etwas über ein Jahr“, antwortete Alessandro, nickte mir dankbar zu und nahm einen Schluck aus der Flasche. Ich beobachtete sein Profil, wie sich seine Lippen an die Flaschenöffnung legten und sein Adamsapfel auf und absprang, als er schluckte. Er stellte die Flasche auf den Tisch zurück und sah mich an. „Manchmal habe ich das Gefühl, der Weg den wir gehen ist nicht derselbe. Wir sind einfach zu verschieden. Für Carina sind Dinge wichtig, denen ich keine Bedeutung beimesse und umgekehrt ist es genauso.“ Er senkte den Blick und zupfte am Etikett seiner Bierflasche. „Bis heute war sie erst zweimal bei uns in der Pizzeria. Sie behauptet, sie mag keine Pizza, aber ich weiß, dass es ihr bei uns nicht schickimicki genug ist.“
Ich sah ihn fragend an, worauf er mit den Schultern zuckte. „Carinas Eltern sind wohlhabend – eigentlich müsste sie gar nicht studieren, aber sie braucht wahrscheinlich eine Beschäftigung.“ Er rollte mit den Augen und verzog die Mundwinkel. „Sie ist einfach verwöhnt und manchmal ganz schön unterkühlt.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich stand kurz davor ihn zu fragen, warum er überhaupt mit ihr zusammen war. Ich spürte so etwas wie Freude und ein winziges Fünkchen Hoffnung keimte in mir auf, dass es vielleicht bald aus sein könnte, zwischen ihm und seiner bescheuerten Freundin. Alessandro schüttelte den Kopf und schnaubte. „Sie ist schrecklich eifers üchtig und denkt ich habe eine A ndere.“
Ich sah ihn an. „Und? Hast du?“
„Natürlich nicht!“, antwortete Alessandro entrüstet. „Du weißt doch, dass ich die ganze Zeit mit dir zusammen war.“
Ich spürte, dass ich rot wurde, meine Wangen brannten.
„Ähm … ja“, stammelte ich. Wir schwiegen eine Weile.
„Ich bin froh, dass du hier wohnst, Noah“, sagte Alessandro plötzlich. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass er zur Zimmerdecke blickte und sich nicht rührte.
„Ich auch“, antwortete ich heiser und räusperte mich.
Und dann geschah etwas, das mich vollends aus der Bahn warf. Etwas, mit dem ich niemals gerechnet hätte.
Wie zufällig berührten sich die Außenkanten unserer Hände, Alessandros kleiner Finger streifte meinen. Mein Herz pochte hart gegen meinen Brustkorb. Einige Sekunden passierte nichts mehr, doch dann zuckte seine Hand wieder und sein Finger hakte sich bei meinem ein. Ich schloss die Augen und biss mir auf die Lippen. Verdammt was sollte ich nur tun? Das konnte doch kein Versehen mehr sein, oder? Zur Probe zuckte ich mit dem Finger und Alessandro tat es mir gleich. Ich wagte nicht, ihn anzublicken – hatte Angst, in seinen Augen nicht das zu sehen, was mir seine Berührung signalisierte . Testosteron und Adrenalin schossen in hohen Konzentrationen durch meine Adern. Ich merkte, dass er mich jetzt ansah, spürte seinen warmen Atem an meinem Ohr. Ich öffnete die
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