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Der Jade-Pavillon

Der Jade-Pavillon

Titel: Der Jade-Pavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gesegnet.«
    »Deng Jintao soll ein alter Mann sein, ein uralter. Kaum noch sehen kann er, so erzählt man sich. Ein Mensch wie vertrocknetes Leder.« Junpei hielt inne, zu viel hatte sie schon gesagt, was unziemlich war, wenn Ling seine letzte Hoffnung auf diesen Lama setzte. Hoffnung ist das Leben; wer ohne Hoffnung lebt, ist unnütz auf dieser Welt. »Ich wage nur, dir meine dummen, unwichtigen Gedanken zu sagen. Du hast das Geld gezählt, Huizi hat wieder die fünfzig Yuan geschickt, wir könnten nach Dali fahren oder zu einem Spezialisten nach Kunming. Vielleicht macht er es billiger – du bist doch Mitglied der Partei. Mao hat gesagt – «
    »Er hat viel gesagt, was heute keiner mehr wissen will.« Ling spuckte wieder aus, diesmal im hohen Bogen auf die mit Steinen befestigte Lehmstraße. »Heute will jeder nur verdienen, will ein reicher Mann werden, so reich wie Männer, die sie immer im Fernsehen, in den Hongkong-Filmen zeigen. Sie denken heute anders, die Genossen, die uns regieren. Was hat Deng Xiaoping zuletzt gesagt? ›Egal, ob die Katze weiß oder schwarz ist, Hauptsache, sie fängt Mäuse.‹ Und Mäuse wollen sie alle fangen, schöne, fette Yuan-Mäuse, auch die Doktoren in der Stadt.« Er schaute wieder hinüber zu dem gewaltigen Schneegipfel des Jadedrachen-Berges, der in den tiefblauen Himmel hinein zu wachsen schien, als sei er eine Brücke zwischen der Welt und der Unsterblichkeit. »Deng Jintao macht es umsonst.«
    »Gibt es einen Mönch, der nicht die Hand aufhält oder neben einer geflochtenen Geldschüssel sitzt?«
    »Er nimmt nur Spenden, freiwillige Spenden, sagt man.«
    »Und wieviel willst du geben?«
    »Wie soll ich das wissen? Je mehr er mich heilt, um so mehr Yuan bekommt er.«
    »Und wenn er dich ganz gesund macht, ist alles Geld weg.«
    »Ist das mein Körper, ist das mein Leben nicht mehr wert?« Er spuckte zum drittenmal seinen Schleim aus und ging zurück ins Haus. Im Innenhof trank er noch eine Deckeltasse voll grünen Tees und spürte, wie dankbar sein Magen ihn aufnahm. »Ich fahre noch heute zum Kloster.«
    »Darf ich Unwürdige dich begleiten?« fragte Junpei und senkte tief das Haupt.
    »Warum?«
    »Über vierzig Jahre habe ich dich begleitet.«
    Ling nickte gnädig. Welch eine gute Frau, dachte er. Von ihrer Hochzeit an war er zufrieden mit ihr gewesen. Sie hatte die Kinder geboren und das Haus versorgt, sie hatte auf den Reisfeldern hinter den Wasserbüffeln die Erde aufgerissen und die Gemüseterrassen gepflegt, gejätet und geerntet; in großen, selbstgeflochtenen Körben, die an dem Schulterjoch hingen, hatte sie nicht nur die Früchte der Felder, sondern auch Erde, Steine und gespaltene Felsplatten geschleppt, Lehmziegel und Geschirr hatte sie im hofeigenen Brennofen gebrannt und aus den Kalksteinen guten Baukalk gekocht. Und nie hatte sie geklagt, nie ein böses Wort gesagt, nur war sie abends öfter wie betäubt auf das Bett gesunken, aber nie, ohne nahe an ihn, ihren Ehemann, heranzurücken und seine Wärme zu spüren. Ling konnte zufrieden sein, deshalb ärgerte er sich über seine Schwiegertöchter, die ein Leben führten, als verdienten ihre Männer tausend Yuan im Monat.
    »Du solltest dich auch untersuchen lassen, Stiller Herbstsee«, sagte Ling und griff nach ihrer knochigen und schwieligen Hand. Diese Hände hatten nie versagt, sie hatten großen Anteil daran, daß aus dem Kleinbauern Ling der wohlhabende Yang Ling geworden war. »Auch du bist krank. Ich weiß das schon seit Wochen. Aber nie hört man einen Klagelaut von dir.«
    »Wird es besser durch Klagen?« Sie entzog ihm ihre Hand – es war Jahre her, daß er sie berührt hatte, es sei denn, er habe sie zur Arbeit angetrieben oder beim Beladen des Traktoranhängers zufällig berührt. Seit langer Zeit schlief er auch allein in seinem breiten Bett, in dem er seine sieben Kinder gezeugt hatte. Er brauchte Platz, wälzte sich im Schlaf, röchelte und ächzte und fuhr aus dem Schlaf empor, um neben dem Bett kräftig in den Spucknapf zu spucken. Junpei schlief auf einer dünnen Schaumgummimatratze in der Nähe des Ofens, und kein Zorn war darüber in ihr, denn es ruhte sich weicher auf dem neuen Kunststoff als auf der alten, gestopften Matratze, bei der die Füllung durch den Stoff stach.
    »Brechen wir auf!« Ling trank die Tasse mit dem grünen Tee aus, setzte den Deckel auf die Tasse und stellte sie neben der Thermoskanne ab. »Nimm Decke, Stepphosen, Wattejacken, Pullover und für jeden drei Paar

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