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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Miniatur-Everest Eis hinunterschluckt.
    »Was ist los, haben Sie Angst vor Waffen?« Sie ölt die Heckler & Koch. »Ach, jetzt verstehe ich. Sie glauben, ich habe keine Lizenz, stimmt’s? Keine Sorge, Rosen hat mit einem von Ihren capi di capi gesprochen. Ich darf die Waffe bei mir tragen, solange ich vorsichtig damit umgehe. Falls ich sie tatsächlich einsetzen muß, wird es eine dieser thailändischen Vertuschungsaktionen geben, die Sie ja kennen. Sind Sie sicher, daß Ihnen nichts fehlt? Ich hätte nicht gedacht, daß Sie beim Anblick einer Waffe so blaß werden.«
    »Eine KMP5K, eine der besten, sehr kompakt. Nur etwas größer, und ich würde damit auffallen, nicht wahr?« Sie setzt die Heckler & Koch wieder zusammen. »Ich hab sie von der Botschaft abgeholt – sie mußten sie mir im Diplomatengepäck schicken, und man weiß nie, wie sorgfältig sie damit umgegangen sind. Eins lernt man in Quantico: auf seine Waffe zu achten.« Ein Löffel Eiskrem. »Aber worüber ich mich eigentlich mit Ihnen unterhalten wollte: Wie geht’s mit dem Fall voran?«
    Ich sehe ihr voller Ekel zu, wie sie noch mehr Macadamia-Nuß-Eis ißt, die Waffe um ihren Hals hängt und sich vor einen Ganzkörperspiegel stellt. Aus dieser Position ist sie in der Lage zu zielen, zu feuern oder sich mit tausend Schuß in weniger als … ach, keine Ahnung … wahrscheinlich Nanosekunden selbst zu durchlöchern. Quantico trifft Hollywood. Plötzlich sehe ich eine ganze Reihe früherer Inkarnationen hinter ihr stehen. Amerikanische Cops unterscheiden sich zumindest in einer Hinsicht nicht von den thailändischen: Wir sind alle Reinkarnationen von Gaunern.
    Sie bemerkt meinen Blick. »Auf Waffen sind Sie wirklich nicht scharf, was? Na schön, machen wir einen Spaziergang. Da ist was im Garten, das Sie mir erklären müssen.« Sie holt sich noch ein paar Löffel Eis, hält plötzlich inne. »Wollen Sie auch was?«
    »Nein, danke«, antworte ich erleichtert, als hätte jemand etwas sehr Unangenehmes vom Teppich entfernt.
    »Dachte ich mir schon. Eis paßt einfach nicht zu Ihnen. Ist ja auch kein Chili, Zitronengras oder Reis drin, nur lauter Westscheiße wie Zucker, Milch und jede Menge künstliche Aromastoffe. Aber es schmeckt toll.« Das Häagen-Dazs verschwindet in einem kleinen Kühlschrank unter dem Sideboard. Aus einem Schrank holt sie eine schwarze Fiberglasaktentasche mit einer vorgefertigten Form für die H & K im Innern. Sie nimmt das Magazin aus der Waffe, legt es in die dafür vorgesehene Vertiefung und verfährt dann mit der Pistole genauso. Ich sehe zwei Menschen gleichzeitig: auf der einen Seite ein Mädchen, das Eis liebt, auf der anderen einen knallharten Profi, der sich liebevoll um sein Handwerkszeug kümmert.
    Jetzt, da Waffe und Eis verschwunden sind, nehme ich, als sie ins Schlafzimmer geht, zum erstenmal den Ausblick wahr. Natürlich läßt sich die Skyline von Krung Thep nicht mit der von New York oder Hongkong vergleichen, obwohl auch Bangkok inzwischen eine moderne Stadt ist. Sie erinnert mich eher an Mexiko oder Südamerika, so wie die Stahl- und Glastürme sich über ein paar Parks, heruntergekommene Wohnanlagen und Squatter-Unterkünfte erheben. Ihr eigentliches Kennzeichen sind jedoch die Skelette unvollendeter Gebäude, deren nackte Knochen sich durch die Luftverschmutzung schwärzen, als wollte Buddha uns daran erinnern, daß selbst Häuser sterben. Es ist Übung nötig, um die Metaphysik hinter einem gescheiterten Bauprojekt zu erkennen, und ich beschließe, meine Einsichten nicht mit der FBI-Frau zu teilen, die mit weißen Leinenshorts sowie einem marineblau-weißen Tennisshirt, auf dem sich das Logo von Yves Saint Laurent befindet – ob echt oder Imitat, weiß ich nicht –, aus dem Schlafzimmer tritt. Wir (Kimberley, die Waffe und ich) fahren zusammen mit dem Aufzug hinunter in die Lobby, und ich warte auf sie, während sie die schwarze Aktentasche in den Hotelsafe schließen läßt.
    Kimberley kehrt ohne die Waffe, dafür mit wippendem blondem Haar und einem Lächeln, das mich an das einer Sechzehnjährigen erinnert, zu mir zurück. Mit einer leichten Berührung meines Unterarms gibt sie mir zu verstehen, daß wir zum Swimmingpool hinausgehen. Neben dem Pool verläuft ein Kanal, der zum Anwesen des Hotels gehört und zu einem großen, mit Ringelblumen geschmückten Geisterhaus führt.
    »Könnten Sie mir sagen«, meint die FBI-Frau, »was die auf dem Grund und Boden des Hilton-Hotels zu suchen haben?«
    Alles in

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