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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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zu geben, warum die thailändischen Chirurgen auf diesem Gebiet weltweit führend sind. – Sie haben einfach die meiste Erfahrung. »Also, meine Herren, falls Ihre Eskapaden jemals zu einer näheren Bekanntschaft mit dem Messer führen sollten, vergessen Sie nicht, das Glied in Eis gepackt mitzubringen.«
    Pisit fügt an, daß die Geschichte doch noch ein – aus Thai-Sicht – glückliches Ende nahm: Sergeant Purachai zog sich aus dem aktiven Dienst zurück und wurde Mönch in einem Waldkloster, von wo aus er sein früheres Leben als Schürzenjäger sowie den Verlust seines Penis mit Gleichmut betrachtet. Er behauptet, seiner Frau dankbar zu sein, daß sie ihn auf den Achtfachen Pfad gebracht hat.
    Ich nehme die Kopfhörer ab, sobald wir uns der Botschaft nähern. Als ich endlich die Sicherheitskontrollen hinter mir habe und Rosens und Napes Büro betreten darf, bin ich mehr als zehn Minuten zu spät dran.
    Ein vor Gesundheit strotzender, schlanker blonder Mann über Vierzig in gelbbrauner Uniform hält gerade einen Vortrag vor einem gebannten Publikum. »Ich war fast die ganzen fünf Jahre, die Bill Bradley hier verbrachte, sein Vorgesetzter. Er wurde im März 1996 auf eigenen Wunsch nach Bangkok versetzt. Ich kam Ende November desselben Jahres. Er war fünf Jahre älter als ich und gehörte zu jenen Sergeants, die man als kluger Captain besser in Ruhe läßt. Er diente schon lange in der Armee und kannte seinen Job in- und auswendig. Er wußte besser als ich, wie seine Aufgaben aussahen, und war über sämtliche Vorschriften bestens informiert. Wenn man Vorgesetzter eines solchen Sergeants ist, muß man Angst haben, neben ihm inkompetent zu wirken, doch auch damit wußte Bradley umzugehen. Er hat mir gegenüber immer großen Respekt bewiesen, besonders in Anwesenheit anderer Militärangehöriger. Man könnte ihn vermutlich den perfekten Sergeant nennen, und diese Perfektion machte ihn als Person unergründlich. Falls ich überhaupt etwas über ihn herausgefunden habe, dann das, daß er ein Mann war, der nach Vollkommenheit bei sich selbst und anderen strebte. Deshalb hat er wohl auch nie versucht aufzusteigen. Ein guter Sergeant wie er hat seine Welt im Griff, auch wenn diese Welt klein ist. Sobald man den Offiziersrängen angehört, ist man anderen Mächten unterworfen, die man nie völlig unter Kontrolle hat, egal, wie gut man ist. Ein perfekter Sergeant jedoch ist etwas Seltenes in der Armee: ein Mann mit fast allen Freiheiten und Macht über seinen Bereich.«
    Rosen sagt: »Gibt es noch irgend etwas anderes in seiner Dienstakte, das wir wissen sollten, Captain?«
    »Seine Akte war makellos. Er hat in der amerikanischen Botschaft im Jemen Dienst getan, als diese von örtlichen Rebellen mit AK-47-Gewehren und anderen Feuerwaffen angegriffen wurde. Er hat einen anderen Marine unter Einsatz seines eigenen Lebens vom brennenden Dach der Botschaft gerettet. Es war die Rede von einer Auszeichnung, aber die hat er nie bekommen.«
    »Was war mit seinem Privatleben?«
    »Wie gesagt, er wirkte unergründlich. Er hat seine Pflicht getan, und zwar mit einhundertzehnprozentigem Einsatz, wenn er hier war, doch in den dienstfreien Zeiten haben wir ihn kaum gesehen. Er war bei den Veranstaltungen anwesend, zu denen er kommen mußte, zum Beispiel wenn ein Kollege in den Ruhestand ging oder von Bangkok wegversetzt wurde, aber ansonsten hat er nicht am gesellschaftlichen Leben teilgenommen.«
    »Ist das für einen Marine nicht ungewöhnlich?«
    »Bei einem jüngeren Mann hätte das vielleicht Anlaß zur Sorge gegeben, doch Bradley war mittleren Alters, fast am Ende seiner dreißigjährigen Dienstzeit. Viele Männer legen unter solchen Umständen Wert auf ihr Privatleben, und niemand wäre auf die Idee gekommen, ihn zu fragen, was er in seiner Freizeit tat.«
    »Er war nicht verheiratet. Wissen Sie irgend etwas über eine Freundin?«
    »Da wäre nur ein sehr altes Gerücht über eine Beziehung mit einer besonders exotischen thailändischen Frau. Ich glaube, niemand hier hat eine Ahnung, ob dieses Gerücht stimmte oder nicht, denn er hat sie nie zu den offiziellen Anlässen mitgebracht.«
    »Wissen Sie, ob er sich für Jade interessierte?«
    »Jade? Nein, davon weiß ich nichts.« Schweigen. »Allerdings habe ich ihn einmal nach einem Basketballspiel in der Umkleidekabine beobachtet. Er hatte einen Körper, den man einfach anstarren mußte. Er war in Uniform zu dem Match gekommen und zog hinterher Zivilkleidung an. Es wirkte wie

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