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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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irgendwann weiß man wie durch Zauberkraft die Lösung – obwohl natürlich keine Zauberkraft im Spiel ist, sondern lediglich die Strukturierung von Hunderten unterschwelliger Hinweise oder Andeutungen, versehentlich oder manchmal auch bewußt geäußert von jemandem, der nicht das moralische Rückgrat besitzt, es unumwunden zu sagen. Mein Verdacht hatte sich bereits lange vor meiner Woche im Krankenhaus herauskristallisiert, doch als sie mir erklärte, sie habe in der Stadt zu tun, empfand ich ein tiefes Gefühl der Niedergeschlagenheit, wie es Liebhabern nicht fremd sein dürfte, die das schlimmste erwarten.
    Sie hatte sich schon geraume Zeit über die Langeweile des Landlebens beklagt, und ihre verrückten Ideen, Geld zu verdienen, befaßten sich mit allem, außer mit Drogen, von denen sie nichts hält, obwohl sie selbst im mittleren Alter mit dem Konsum von ganja begonnen hat. Ich habe ihr geraten, ihre Aktivitäten nicht auf illegale Einwanderer, gefährdete Tierarten, ein Bordell auf dem Land, ein Kasino oder ein Syndikat zur Manipulation der nationalen Lotterie auszuweiten.
    Bei unseren letzten Telefongesprächen haben sich die Andeutungen gehäuft, ohne daß es zu einer Beichte gekommen wäre, auch wenn immer wieder von einer »Immobilie« die Rede gewesen ist. Jetzt mußte sie mir die Adresse nennen, weil sie meine Hilfe braucht. Obwohl meine Wunde immer noch schmerzt, nehme ich ein Taxi in die Soi Cowboy. Die »Immobilie« entpuppt sich als kleines Grundstück zwischen dem Wetlips Club und dem Ride ’Em Bronco, zwei riesigen Vergnügungszentren, in denen während der Hochsaison mehrere hundert Go-go-Tänzerinnen beschäftigt sind. Das fast von den beiden Etablissements erdrückte Lokal hatte einem Engländer gehört, der sich unerklärlicherweise weigerte, Prostituierte in sein Haus zu lassen und – meine Mutter erklärt mir das, ohne mir in die Augen zu sehen – seine Lizenz verlor, weil er nicht mehr in der Lage war, die Schutzgelder an die Polizei zu zahlen.
    Sie trägt schwarze, knallenge Leggings, eine weiße, kurzärmelige Bluse und dazu ein purpurrotes Halstuch. Die Haare hat sie zu einem glänzenden schwarzen Zopf mit Blumenschmuck am unteren Ende gebunden. Die Goldohrringe und der Buddha um ihren Hals geraten ins Schwingen, als sie draußen auf der Straße an einer Kiste Singha-Bier zerrt. Sie ist wunderschön, wenn sie mich anlächelt, und riecht nach der Parfümerie an der Place Vendôme, in die wir früher immer mit Monsieur Truffaut gingen.
    »Aber wieso mußte er Schutzgelder zahlen, wenn er keine Prostituierten in seinem Lokal hatte?«
    Meine Mutter gibt ein mißbilligendes Geräusch von sich. »In dieser Straße muß man die Gewinne maximieren, dafür sorgen, daß das Geld den größtmöglichen Profit abwirft. Hier kann man nicht einem romantischen Traum nachjagen; das ist der sichere Weg in den Bankrott.«
    Ich blase die Backen auf und kratze mich am Kopf. Das Vokabular ist mir vertraut, allerdings nicht aus ihrem Mund. »Sag mal, womit hast du dich eigentlich in letzter Zeit beschäftigt?«
    »Ich habe einen Crashkurs in Management belegt. Das habe ich dir nicht erzählt, weil ich nicht wollte, daß du mich auslachst. Außerdem hast du keine Ahnung vom Geschäft und hättest es sowieso nicht verstanden.«
    »Einen Kurs? Wo?«
    »Im Internet, mein Schatz. Habe ich dir nicht gesagt, daß wir in Phetchabun jetzt einen Anschluß kriegen können? Eine Frau muß sich zu Hause nicht mehr wie im Gefängnis fühlen; sie kann den Rest der Welt mit ein paar Mausklicks erreichen.«
    Als ich die Tür aufdrücke, sehe ich, daß das Gebäude tiefer ist, als es von außen wirkt. Auf der rechten Seite befindet sich eine Theke; sofort umfängt mich jene Atmosphäre feuchter Melancholie, in der sich die Briten so gern betrinken. Es gibt Guinness und eine Auswahl englischer Ales vom Faß, keine Tanzfläche, eine anheimelnd altmodische Jukebox, kleine Tische, an denen Angelsachsen mit schütterem Haupthaar bei Krügen mit dunklem Bier plaudern können, sowie das unvermeidliche Dartboard am Ende des Raums. Ich weiß, daß in Krung Thep viele solcher Pubs existieren, die normalerweise gut gehen. Nicht nur die Briten, sondern auch die Holländer und Deutschen nehmen sich bisweilen gern eine Auszeit in solchen Oasen. Andererseits gehören die Mieten in der Soi Cowboy zu den höchsten der Stadt, weil der Umsatz in dieser Straße so hoch ist. Mein Argwohn wächst von Minute zu Minute.
    »Wie lang hat der

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