Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
ich. Sie antwortete: »Sie wurde ermordet. Ist das ihr Haus?«
    »Es ist eines ihrer Häuser. Allerdings hat sie sich nur selten hier aufgehalten, aber ich hatte die Telefonnummer für Notfälle. Ihre Schwester hat immer hier gewohnt, wenn sie mit ihrer Familie aus den Staaten gekommen ist.«
    »Und wo sind die anderen Häuser?«, fragte Hellmer.
    »Eins in Bad Soden, wo sie eigentlich gewohnt hat, und dann noch eins in Frankreich an der Côte d’Azur und auf Mallorca.«
    »Und wie sind Sie draufgekommen, dass sie hier sein könnte?«
    »Weil ich vorhin zuerst in Bad Soden war. Ich habe ein paar Mal dort angerufen, aber es hat sich immer nur ihr Anrufbeantworter gemeldet. Ich hab’s auch etliche Male auf ihrem Handy probiert«, sie zuckte die Schultern, »dann bin ich einfach hingefahren. Dort hat mir ihre Putzfrau gesagt, dass Frau Koslowski nicht zu Hause sei. Daraufhin bin ich hierher gefahren. Ihr Auto steht auf dem Parkplatz, der schwarze BMW dort drüben, und da wusste ich, dass sie hier ist.«
    »Danke für die Auskünfte. Ich möchte Sie aber dennoch bitten, uns auch weiter zur Verfügung zu stehen. Ihre Personalien sind schon aufgenommen worden?«
    »Ja, als Sie drin waren.«
    »Gut, Sie können jetzt gehen.«
    Petra Westphal drehte sich um und war schon ein paar Schritte in Richtung Parkplatz gelaufen, als Julia Durant ihr nachgerannt kam.
    »Warten Sie noch einen Moment. Setzen wir uns doch kurz in mein Auto, ich habe doch noch ein paar Fragen.«
    Petra Westphal sah die Kommissarin erstaunt an, zögerte einen Moment und folgte ihr schließlich. Sie setzten sich in den Lancia, Julia Durant zündete sich eine Zigarette an.
    »Wie war sie so? Was für ein Mensch? War sie umgänglich, wie sind Sie mit ihr ausgekommen?«
    »Was war sie für ein Mensch?« Sie holte tief Luft. »Könnte ich bitte auch eine Zigarette haben? Normalerweise rauche ich höchstens in Gesellschaft, aber heute ist das etwas anderes.« Julia Durant hielt ihr die Schachtel hin, sie nahm sich eine und ließ sich Feuer geben.
    »Ich bin phantastisch mit ihr ausgekommen. Sie war korrekt, pflichtbewusst, fleißig, einfühlsam …«
    Julia Durant wurde mit einem Mal hellhörig. »Was meinen Sie mit einfühlsam? Beantworten Sie mir eine Frage – war da mehr zwischen Ihnen und Frau Koslowski als nur eine berufliche Verbindung?«
    Petra Westphal schüttelte energisch den Kopf. »Wenn Sie das meinen, was ich jetzt denke, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Vera war nicht lesbisch. Zumindest weiß ich nichts davon. Ich weiß aber, dass sie ab und zu Männerbekanntschaften hatte. Sie war elf Jahre verheiratet, dann hat sie den Schweinehund, der sie nur ausgenutzt hat, zum Teufel gejagt. Danach hat sie sich geschworen, nie wieder zu heiraten, sondern sich nur dann einen Mann zu nehmen, wenn sie einen fürs Bett brauchte. Und so, wie sie aussah, hat sie immer jemanden gefunden. Aber dass sie jemals etwas mit einer Frau gehabt haben könnte, das wäre mir völlig neu, und ich vermag mir das bei ihr auch beim besten Willen nicht vorzustellen. Sie stand nur auf Männer, sie mussten möglichst groß und blond sein und, wie sie so schön sagte, über das nötige Stehvermögen verfügen.«
    »Das hat sie Ihnen alles erzählt?«
    »Wir waren Freundinnen. Und soweit ich weiß, gab es niemanden außer mir, mit dem sie über ihre Bettgeschichten gesprochen hat. Und noch was, ich bin auch nicht lesbisch, ich lebe in einer festen Beziehung.«
    »Können Sie sich denn erklären, weshalb sie sich heute Nacht in diesem Haus aufgehalten hat und nicht in Bad Soden?«
    Zum ersten Mal lächelte Petra Westphal. Sie nahm einen letzten Zug an der Zigarette und warf sie aus dem Fenster. »In diesem Haus hat sie ihre Männer empfangen.«
    »Und warum hier und nicht …?«
    »Ganz einfach, sie wollte nicht, dass einer auf dumme Gedanken kommt. Sie hatte eine Menge Geld, konnte sich so ziemlich alles leisten, aber das musste ja nicht jeder wissen. Um es ganz einfach auszudrücken, in Bad Soden lebte sie, und hier liebte sie. Schauen Sie sich doch um, ein paar kleine Bungalows, aber außen rum alles gleichförmige, anonyme Betonklötze. Hier kennt keiner den andern, hier war sie selbst anonym. Wahrscheinlich kannten ihre Nachbarn nicht einmal ihr Gesicht.«
    »Aber von längeren Beziehungen, vor allem in letzter Zeit, ist Ihnen nichts bekannt?«
    »Nein. In der Regel beschränkten sich ihre Bekanntschaften auf One-Night-Stands. Namen hat sie nie genannt, wahrscheinlich

Weitere Kostenlose Bücher