Der Jäger
überprüfen. Mit der Observierung müssen wir vorsichtig sein, solange kein dringender Verdacht gegen ihn vorliegt. Oder gibt es irgendwelche Anzeichen, dass er mit den Morden etwas zu tun haben könnte?«
»Nein, bis jetzt jedenfalls nicht. Trotzdem sind Hellmer und ich überzeugt, dass er uns eine ganze Menge verschweigt. Und ich will wissen, was das ist. Ich muss jetzt Schluss machen, mein Handy klingelt.«
Durant holt das Handy aus der Tasche und meldete sich.
»Hier Gonzalez. Ich habe die Daten in meinen Computer eingegeben und ausgewertet. Also, ich muss schon sagen, es ist interessant, was ich da zu lesen bekommen habe. Der Mörder hat es nämlich nicht nur auf Skorpione abgesehen, sie müssen auch noch einen entsprechenden Aszendenten haben – nämlich Löwe.«
»Moment, heißt das, alle Opfer waren Skorpion mit Aszendent Löwe?«
»Genau das.«
»Frau Gonzalez, wäre es Ihnen möglich, heute so gegen achtzehn Uhr ins Präsidium zu kommen?«
»Ich könnte so um Viertel nach sechs, halb sieben bei Ihnen sein. Reicht das auch noch?«
»Selbstverständlich, und bringen Sie bitte die Unterlagen mit. Dann bis nachher.«
Julia Durant steckte das Handy wieder in ihre Tasche und sah Hellmer an. »Hast du das mitgekriegt?«
»Allerdings. Ein ziemlich wählerischer Zeitgenosse …«
»Es gibt zwölf Sternzeichen und zwölf mögliche Aszendenten. Aber er sucht sich ausschließlich ein Sternzeichen mit immer demselben Aszendenten heraus. Skorpion und Löwe. Ich bin echt mal gespannt auf nachher. Und ich sollte vielleicht Richter noch schnell Bescheid sagen, dass die Opfer nicht nur unter demselben Sternzeichen geboren sind, sondern auch noch diesen speziellen Aszendenten haben müssen. Möglicherweise hilft ihm das ja zusätzlich beim Täterprofil.« Sie rief ihn an, er war gerade in einer Sitzung. Sie machte es kurz, teilte ihm lediglich diesen zusätzlichen Aspekt mit.
»Und jetzt zu Maibaum?«, fragte Hellmer.
Julia Durant sah auf die Uhr und nickte. »Zu Maibaum.«
Mittwoch, 15.00 Uhr
Maria van Dyck – sie war heute Richters einzige Patientin, alle anderen Termine hatte er abgesagt. Er war müde und erschöpft, hatte Kopfschmerzen, und seit dem Mittag kam eine leichte Übelkeit hinzu. Er kannte die Ursache – Claudia van Dyck. Und er wusste nicht, wie er sie aus seinem Leben verbannen konnte.
Susanne war nicht nach Hause gekommen, und er fragte sich nicht einmal, in welchem Bett sie die vergangene Nacht wohl verbracht hatte. Gegen dreizehn Uhr hatte das Telefon geklingelt, doch weil er in seine Arbeit vertieft war, hatte er gewartet, bis der Anrufbeantworter sich einschaltete. Es war Susanne, die eine Nachricht hinterließ. Sie mache mit ihrer Freundin Isabell noch einen Bummel durch Wiesbaden und sei gegen Abend zu Hause. Er kannte diese Isabell nicht, hatte sie nie kennen gelernt, hatte weder eine Telefonnummer noch eine Adresse von ihr, und vermutlich existierte diese Freundin auch gar nicht. Aber das interessierte ihn nicht.
Und jetzt stand Maria vor ihm. Sie wirkte aufgekratzt und gut gelauntwie lange nicht mehr, und Richter fragte sich, was der Grund dafür sein mochte.
»Wie war dein Tag gestern?«, erkundigte er sich, nachdem sie sich gesetzt hatte.
»Gut. Es ist zwar merkwürdig, aber ich glaube, ich habe mich schneller als erwartet von dem Schock erholt. Und ich habe mit meinem Vater gesprochen. Sie hatten ihn ja schon ein wenig darauf vorbereitet, aber ich habe es mir überlegt, ich werde zu Hause wohnen bleiben. Ich will mich dieser Situation stellen.«
»Das willst du tatsächlich tun?«
»Ja. Ich bin fest überzeugt, nur dann meine Probleme in den Griff zu bekommen. Jetzt, da ich weiß, was passiert ist, kann ich klarer denken. Ich werde vorläufig noch zu Hause bleiben.«
»Und was sagt dein Vater dazu?«
»Er hätte es akzeptiert, wenn ich ausgezogen wäre. Allerdings wollte er wissen, warum ich mit dem Gedanken gespielt habe. Ich habe ihm natürlich nicht den wahren Grund genannt, ich glaube, er hätte meine Mutter umgebracht.«
Richter lächelte. »Na ja, als ich gestern mit deinem Vater telefoniert habe, habe ich ihn jedenfalls schon mal schonend darauf vorbereitet. Und ich war sehr vorsichtig in der Wahl meiner Worte …«
Plötzlich wechselte Maria van Dyck das Thema, sie wurde ernst. »Gestern Mittag war doch die Polizei bei Ihnen, ein Mann und eine Frau. Sie sind mir begegnet, als ich gegangen bin. Sie waren gestern Nachmittag auch bei meinem Vater.«
»Und was
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