Der Jäger
müssen wir das akzeptieren.«
»Dann tun Sie das auch bitte. Fragen Sie von mir aus Maibaum oder Kleiber oder van Dyck, ob ihnen diese Damen schon einmal begegnet sind, ich jedenfalls kenne sie nicht, zumindest kann ich mich nicht erinnern, sie jemals bewusst gesehen zu haben.«
Julia Durant wurde immer sicherer, dass Lewell log, doch sie wusste nicht, wie sie ihn aus der Reserve locken konnte. Sie steckte die Fotos wieder ein und zündete sich eine Zigarette an.
»Darf ich fragen, was Sie beruflich machen?«
Auf diese Frage hin lächelte Lewell geradezu süffisant und selbstherrlich. »Sagen wir es so, ich berate Menschen in den verschiedensten Lebenslagen. Zu mir kommen sehr viele, die nicht mehr weiterwissen, die das Gefühl haben, ihnen würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich helfe, dass sie nicht völlig den Halt verlieren.«
Durant reagierte gelassen auf die unübersehbare Körpersprache und die provokativ zur Schau gestellte Arroganz von Lewell. Sie hatte schon zu oft mit ähnlichen Leuten zu tun gehabt und ließ sich durch so etwas nicht mehr aus der Ruhe bringen. »Dann sind Sie also Psychologe?«
Lewell entspannte sich, sein Gesicht nahm einen ernsteren Ausdruck an. »Die Psychologie ist ein Teilgebiet meiner Arbeit, das ist richtig. Leider wird aber die Psychologie heutzutage noch immer zu sehr auf einen Freud oder Jung reduziert. Inzwischen ist vielen klar geworden, auch renommierten Psychologen und Analytikern, dass man durchaus auch andere Komponenten in eine psychologische oder Lebensberatung mit einbeziehen kann.Es ist leider so, aber alles, was sich nicht mit den fünf Sinnen erklären lässt, wird häufig belächelt. Dazu zählen auch alle esoterischen Bereiche. Es gibt sehr vieles, was wir nicht erklären können, was aber dennoch eine Macht darstellt, die wir nur nutzen müssen oder zumindest sollten.«
»Diese esoterischen Bereiche – handelt es sich dabei um Astrologie oder Kartenlegen oder Handlesen?«
»Wenn Sie es genau wissen wollen, ich bin Astro-Psychologe. Allerdings beschäftige ich mich auch mit parapsychologischen Phänomenen. Die Astrologie ist nur ein Teilbereich meiner Arbeit. Und um Ihre nächste Frage vorwegzunehmen – meine Klientel besteht zum größten Teil aus sehr bedeutenden Persönlichkeiten sowohl aus dem kulturellen Leben als auch der Wirtschaft und Politik. Selbst einige bekannte Sportler, unter anderem von Eintracht Frankfurt oder den Frankfurt Lions, kommen zu mir, um sich beraten zu lassen.« Er machte eine Pause, stopfte seine Pfeife nach, ließ das Feuerzeug aufflammen und zog ein paar Mal am Mundstück, bis wieder genügend Rauch entstand.
»Sie erstellen aber auch Horoskope, wenn ich Sie richtig verstehe?«
»Ich dachte, das hätte ich schon gesagt.«
»Und eine der eben genannten Damen hat sich nicht zufällig einmal ein Horoskop von Ihnen erstellen lassen?«
»Nur Vera Koslowski. Es mag natürlich sein, dass auch eine der anderen Damen bei mir war, doch ich kann mir beim besten Willen nicht jedes Gesicht und jeden Namen merken. Ich habe zwar eine Stammklientel, aber natürlich auch sehr viele, die nur einmal kommen und dann nie wieder. Warum fragen Sie?«
»Führen Sie nicht Buch über Ihre Klienten?«, wollte Durant wissen, den Blick unverwandt auf Lewell gerichtet, der ihm nicht mehr standzuhalten vermochte.
»Nur von meiner Stammklientel«, antwortete er schnell, eine Spur zu schnell für Durant, die sich in ihrer Annahme erneut bestätigtfühlte, dass Lewell log oder zumindest etwas zu verbergen hatte. »Wer bloß einmal kommt und sich nicht innerhalb eines halben Jahres wieder meldet, den streiche ich aus meiner Kartei. Solche Personen machen einen Termin, bezahlen und gehen wieder. Und falls es Sie interessiert, ich habe vor dem Finanzamt nichts zu verbergen. Meine Steuererklärungen sind einwandfrei. Und noch etwas, selbst wenn ich Buch führen würde, ich würde es Ihnen nicht zeigen, weil ich offiziell als Psychologe eingetragen bin und damit einer Schweigepflicht unterliege. Genügt Ihnen das?«
»Sie müssen aber doch wissen, wer zu Ihrer Stammklientel gehört, oder?«
»Das weiß ich auch. Die Namen habe ich alle hier«, antwortete er und deutete auf seinen Computer.
»Sagen Sie, was kostet eigentlich eine Stunde bei Ihnen?«, fragte Hellmer, der Lewell die ganze Zeit über genau beobachtet hatte.
»Es kommt darauf an, welche Leistung Sie in Anspruch nehmen wollen.«
»Ein Horoskop, zum Beispiel.«
»Zwischen
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