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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Nein«, er kratzte sich kurz am Kopf, bevor er fortfuhr, »das stimmt nicht. Das meiste, was ich über den Täter gesagt habe, trifft definitiv zu. Doch wir dürfen eine Frau als Täterin nicht grundsätzlich ausschließen.«
    »Aber es gibt in der Kriminalgeschichte nicht einmal eine Hand voll Frauen, die in Serie gemordet haben. Und schon gar nicht auf solch brutale Weise«, bemerkte Durant mit zweifelndem Blick.
    »Die Zeiten ändern sich, Frau Durant. Leider. Und auch die menschliche Psyche und gewisse Verhaltensweisen, das habe ich in den vergangenen Jahren zur Genüge feststellen müssen. Ich halte nichts mehr für unmöglich. Allerdings würde ich mich an Ihrer Stelle erst einmal auf einen männlichen Täter im Alterzwischen dreißig und vierzig Jahren konzentrieren. Ich habe lediglich die Möglichkeit in den Raum geworfen, dass es auch eine Frau sein könnte.«
    »Warten Sie«, sagte Durant mit hochgezogenen Augenbrauen. »Es könnte sogar was dran sein. Alle Eigenschaften, die Sie dem Täter zugeschrieben haben, können auch auf eine Frau zutreffen. Charmant, höflich, auf Etikette bedacht, die gute Musik, die guten Manieren, die Ordnungsliebe, die starke Ausstrahlung. Wem würde sich eine zurückhaltende Frau am ehesten öffnen? Einer Frau! Was aber wiederum bedeuten würde, dass wir es hier mit … Nein, das glaube ich nicht. Das kann nicht sein … Außer sie wollten einmal etwas völlig Neues ausprobieren. Wenn der Täter eine solche Ausstrahlungskraft hat und sehr redegewandt und überzeugend ist, dann könnte es doch eine Frau sein …«
    »Frau Durant, entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, aber versteifen Sie sich bitte nicht zu sehr auf diese Theorie. Die Frage ist doch, weshalb sollte sich eine Frau an Skorpionfrauen rächen wollen? Erst wenn Sie diese Frage zufriedenstellend beantworten können, dann sollten Sie sich näher mit dieser Theorie auseinander setzen.«
    »Sie haben wohl Recht. Aber irgendwie macht es Sinn. Doch die Frau müsste relativ kräftig sein, denn sie muss ja mindestens drei der Opfer zu ihrem Auto getragen und auch ausgeladen haben.«
    »Die Opfer wogen zwischen siebenundfünfzig und sechsundsechzig Kilo«, bemerkte Kullmer ruhig. »Sie hätten keine Schwierigkeiten, die hochzuheben. Und Sie sind ebenfalls eine Frau.«
    »Stimmt auch wieder. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass wir es mit einer Frau zu tun haben. Mal sehen, was sich ergibt. Ich habe jedenfalls keine Fragen mehr.«
    »Wenn sonst keiner mehr Fragen hat«, sagte Richter und packte seinen Aktenkoffer, »dann würde ich jetzt gerne gehen. Sie können mich jederzeit erreichen, heute Abend allerdings nur über meine Handynummer, die Ihnen ja inzwischen bekannt ist.«
    »Danke, Professor Richter«, sagte Berger und hievte sich schwerfällig von seinem Stuhl hoch. »Sie haben uns sehr geholfen. Wir werden es auswerten und unsere Ermittlungen dahingehend ausrichten.«
    »Keine Ursache, es war mir eine Ehre. Dann wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Abend. Auf Wiedersehen.«
    Richter verließ den Raum, Julia Durant folgte ihm. »Professor Richter, dürfte ich Sie noch kurz in mein Büro bitten?«
    »Ach so, Sie wollten mir ja noch etwas sagen. Hab ich schon wieder vergessen. Natürlich.«
    Julia Durant schloss die Tür und bat Richter, Platz zu nehmen. Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch, stützte die Ellbogen auf, die Hände aneinander gelegt, die Fingerspitzen berührten die Nase.
    »Mein Kollege und ich waren heute Morgen bei Herrn Lewell. Wir wollten ihn mit aufs Präsidium nehmen und ihm hier ein paar Fragen stellen …« Sie schürzte die Lippen, und Richter sah sie mit gerunzelter Stirn fragend an. »Um es kurz zu machen, Herr Lewell ist tot. Er wurde heute Nacht in seinem Haus erschossen.«
    »Bitte was?«, entfuhr es Richter entsetzt. Er beugte sich nach vorn und schüttelte den Kopf. »Konrad ist tot? Das hat
doch
was mit diesen Fällen zu tun, oder?«
    »Wie es aussieht, ja. Wir waren gestern schon bei ihm, aber er hat im wahrsten Sinne des Wortes gemauert. Er hat zugegeben, Frau Kassner und Frau Koslowski gekannt zu haben. Die andern drei kannte er angeblich nicht. Wir wissen jedoch definitiv, dass Juliane Albertz sich von ihm ein Horoskop erstellen ließ. Er hat uns gegenüber jedoch behauptet, sie nicht zu kennen. Und wie es aussieht, war auch Carola Weidmann bei ihm. Wie gut waren Sie mit ihm befreundet?«
    »Wir waren sehr gut befreundet. Wir haben zwei-, dreimal die Woche telefoniert und

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