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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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schließlich gesehen und damit schnell enttarnt werden. Es muss ein Haus sein, dessen Grundstück von außen nicht einsehbar ist, womöglich mit einem direkten Zugang von der Wohnung in die Garage. Oder ein Haus, das so abgelegen ist, dass er nachts dort schalten und walten kann, wie er will …«
    »Moment«, unterbrach ihn Durant, »Sie haben doch eben gesagt, dass er verheiratet ist. Er kann in seinem eigenen Haus keine Frauen umbringen, wenn es da seine Frau gibt.«
    »Vermutlich hat er nicht nur ein Haus, sondern zwei oder gar drei. Wie ich schon sagte, ich halte ihn für wohlhabend oder sogar sehr vermögend. Wie Sie wissen, veranstaltet ein gewisser Personenkreis, zu dem ich selbst zähle, in lockeren Abständen Feste, zu denen sehr viele einflussreiche und materiell begüterte Gäste kommen. Nun, es sind nicht alles Multimillionäre, aber einige sind schon darunter. Und ich gehe einfach davon aus, dass unser Täter regelmäßiger Gast bei diesen Veranstaltungen ist und dort seine Kontakte knüpft, und zwar auf eine sehr subtile Weise. Sein Problem ist das bereits angesprochene Kindheitstrauma, das später noch verstärkt wurde durch eine oder vielleicht sogar mehrere Skorpionfrauen, die ihm ein psychisches Leid zugefügt haben.
    Und noch etwas ist sehr bemerkenswert und unterscheidet ihn sehr deutlich von den meisten Serienmördern – er sucht keineAnerkennung. In der Regel buhlen Serienmörder um Aufmerksamkeit, wollen der Öffentlichkeit zeigen, zu welchen Leistungen sie fähig sind. Sie lesen genussvoll die Zeitungen, die über
ihre
Morde oder Kunstwerke, wie sie es sehen, schreiben, und masturbieren häufig dabei, weil diese Berichte ihre sexuellen Phantasien noch anheizen. Sie heischen nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, jedoch unser Täter tut das nicht. Ihm geht es weder um Anerkennung noch um Aufmerksamkeit, er verrichtet seine Arbeit im Stillen. Er empfindet sich auch nicht wie viele andere Serienmörder als Künstler, sondern drückt seine Gefühle auf eine recht einfache Weise aus. Und da wäre ich wieder bei der Art der Aufbahrung. Mit dieser Art der Aufbahrung will er uns etwas mitteilen. Nur was?« Richter zuckte die Schultern. »Sie sollten vielleicht noch einmal mit Ihrer Astrologin, dieser Frau Gonzalez, sprechen, ob sie eine Erklärung dafür hat. In der Astrologie gibt es ja sehr viele Zeichen und Symbole, und womöglich ist diese Aufbahrungsweise eines, nur wir als Laien kennen es nicht. Ich habe übrigens alles, was den Täter betrifft, genauestens für Sie dokumentiert. Noch Fragen?«
    »Wo könnten wir den Täter suchen?«, fragte Hellmer.
    »Ich stelle Ihnen gerne eine Liste der Personen zusammen, die auf meinem letzten Sommerfest waren. Zumindest derjenigen, die ich eingeladen habe. Manchmal kommen auch welche, die nur als Begleiter oder Begleiterin fungieren. Von denen habe ich natürlich nicht die Namen, und es wird auch schwer sein, die rauszufinden. Es muss einer sein, der nicht nur zu mir kommt, sondern auch zu den Maibaums, den van Dycks, den Kleibers, den Weidmanns, zu Lewell und einigen anderen. Ich denke, es ist ein relativ kleiner Kreis, in dem der Täter zu suchen ist. Ihn zu finden, liegt jetzt an Ihnen.«
    »Kennen Sie jemanden, der mehrere Häuser besitzt?«, fragte Durant.
    Richter lachte vergebend auf. »Ich selbst habe drei Häuser, allerdingsnur eines in Frankfurt. Von den Personen, die ich eben genannt habe, besitzen alle mindestens zwei Häuser, die meisten sogar mehr.«
    »Vorhin sprachen Sie davon, es gebe zwei Möglichkeiten, weshalb er mit seinen Opfern nicht sexuell verkehrt hat; die eine ist Impotenz, die andere, er will sich nicht beflecken. Und dann haben Sie noch eine dritte Möglichkeit angedeutet«, sagte Durant, nachdem sie sich eine Zigarette angezündet hatte. »Was für eine dritte Möglichkeit gibt es?«
    Richters Blick wurde ernst, er nahm einen Schluck Wasser, behielt das Glas in der Hand. Er presste die Lippen zusammen, zögerte mit der Antwort. Schließlich sagte er: »Nun, ich habe die ganze Zeit über von
dem
Täter gesprochen. Das Nichtausüben des Geschlechtsaktes könnte allerdings auch einen anderen Grund haben – der Täter ist eine
Sie

    Alle starrten wie gebannt auf Richter, für Sekunden herrschte eine völlige Stille im Raum. Bis Hellmer die Stille durchbrach. »Sie meinen, bei dem Täter könnte es sich auch um eine Frau handeln? Warum? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Es ist nur eine Theorie, wie alles, was ich gesagt habe.

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