Der Jäger
und vor allem viel Erfolg. Es ist genug gemordet worden. Guten Abend.«
Julia Durant sah Richter hinterher, bis er die Tür geschlossen hatte. Nach und nach kamen die anderen Beamten herein und scharten sich um ihren Schreibtisch.
»Auf was konzentrieren wir uns jetzt? Auf einen Mann oder eine Frau?«, fragte Hellmer.
»Wir konzentrieren uns darauf, endlich den Mörder zu fassen. Und dabei ist es mir scheißegal, welches Geschlecht er hat oder ob er überhaupt eines hat. Ich will nur, dass diese Scheiße endlich ein Ende findet und Skorpionfrauen wieder ruhig schlafen können. So, und für heute ist für mich Schluss, ich hab nämlich die Schnauze voll. Wir sehen uns morgen früh in alter Frische wieder.«
»Es ist gerade einmal fünf«, sagte Berger vorwurfsvoll und schaute auf die Uhr.
»Na und, ich hab doch Bereitschaft. Außerdem kann ich eine Menge Arbeit mit nach Hause nehmen. Und sollte irgendwas sein, unter meiner Handynummer bin ich jederzeit zu erreichen.« Sie nahm ihre Tasche, nickte Berger zu und ging aus der Tür. Hellmer folgte ihr. »Und was ist mit heute Abend?«
Julia Durant lächelte. »Was meinst du wohl, weshalb ich das mit dem Handy betont habe? Muss ja nicht jeder wissen, dass ich beieuch bin. Ich fahr jetzt nur mal schnell heim, um mich frisch zu machen. Bis nachher.«
Auf dem Weg nach Hause hielt sie an einem Supermarkt, kaufte Zigaretten, drei Bananen, frische Milch, ein kleines Brot, ein Stück Butter und Cornflakes, Kaffee und ein paar Dosen Bier. Sie packte alles in zwei Tüten und stellte sie auf den Beifahrersitz. Im Briefkasten waren nur zwei Werbebriefe, die sie gleich in den Papierkorb neben der Eingangstür warf.
In der Wohnung roch es muffig. Sie öffnete die Fenster, um frische Luft hereinzulassen, und verstaute ihren Einkauf bis auf eine Dose Bier. Es war kurz nach sechs. Sie ließ sich Badewasser einlaufen, stellte die Stereoanlage an und drehte die Lautstärke hoch. Sie wollte im Augenblick nicht über den vergangenen Tag nachdenken, wollte nur entspannen und sich mit Frank und Nadine Hellmer einen gemütlichen Abend machen. Sie trank das Bier in einem Zug leer, rülpste leise, grinste, stieg in die Badewanne, tauchte in den Schaum ein und schloss die Augen. Und wenn sie auch nicht über den Tag nachdenken wollte, so ging ihr doch all das, was sie gesehen und gehört hatte, nicht aus dem Kopf.
Donnerstag, 19.30 Uhr
Julia Durant traf um kurz nach halb acht bei den Hellmers in Okriftel ein. Sie hatte sich eine frisch gebügelte Jeans, eine hellblaue Bluse und ihre Lederjacke angezogen.
»Hallo, Julia«, wurde sie von Nadine Hellmer begrüßt, die sie umarmte und an sich drückte. »Es ist echt schön, dass du mal wieder hier bist. Gut siehst du aus.«
»Das ist eine glatte Lüge. Ich hab das Gefühl, ich werde von Tag zu Tag ein paar Jahre älter. Wenn das so weitergeht, hänge ich diesen Job bald an den Nagel.
Du
siehst gut aus, und das ist die Wahrheit.«
»Man tut, was man kann.« Sie legte den Finger auf die Lippen und flüsterte: »Und schließlich soll Frank ja nicht denken, ich würde mich gehen lassen. Denn die Konkurrenz ist groß und schläft nicht.«
»Frank würde dir das nie antun. Ihr gehört einfach zusammen, und das weiß er auch.«
»Er bringt übrigens gerade Stephanie ins Bett. Komm, du hast sie zuletzt kurz nach der Geburt gesehen. Sie ist ein wahres Prachtweib«, sagte Nadine Hellmer lachend. »Wir gehen mal ganz leise ins Kinderzimmer und schauen, was er mit der Kleinen so anstellt.«
Frank Hellmer war damit beschäftigt, die Windeln zu wechseln. Er bemerkte nicht, wie beide Frauen eine Weile stumm um die Ecke blickten und ihm dabei zusahen.
»Du bist der geborene Hausmann«, sagte Julia Durant schließlich und trat ins Zimmer.
Er wandte den Kopf und grinste. »Sonst macht das hier ja keiner. Ich muss mich doch um alles kümmern, während Nadine den ganzen Tag auf der faulen Haut liegt und mit Schönheitspflege beschäftigt ist.«
»Oh, oh, wenn du Pinocchio wärst, dann wäre deine Nase jetzt meterlang. Aber lass mich doch mal einen Blick auf die Süße werfen«, sagte Julia Durant. Sie trat näher heran, betrachtete das kleine, runde Gesicht, in dem das hervorstechendste große braune Augen waren, die sie neugierig anblickten.
»Sie ist wirklich süß. Sie hat eine Menge von Nadine, oder … Nein, sie hat alles von ihr. Zum Glück auch. Wenn sie nach ihrem Vater käme, das wäre nicht so gut«, frotzelte sie.
»Ha, ha, ha! Sie hat
Weitere Kostenlose Bücher