Der Jäger
sogar eine ganze Menge von mir. Und nur die besten Eigenschaften.«
»So, was für gute Eigenschaften hast du denn?«, fragte Nadine.
»Das kannst du am besten beurteilen. Du hättest mich dochsicher nicht geheiratet, wenn ich ein Arschloch wäre, oder?«, fragte er grinsend zurück.
»Hab ich dir jemals erzählt, dass er mich mit Waffengewalt gezwungen hat, ihn zu heiraten? Er hat gedroht, mich zu erschießen, wenn ich nicht Ja sage. Ja, ja, seine Seele ist ein einziger finsterer Abgrund.«
»Stimmt, so kenn ich ihn auch. Immer gleich brutal, und wenn einer beim Verhör nicht sofort spurt, dann hält er ihm einfach die Knarre an die Schläfe. Ich hab mich dran gewöhnt.«
Hellmer grinste nur und schüttelte den Kopf. »Nicht wahr, meine Süße, du weißt besser, dass ich so was nie machen würde. Ich bin der friedliebendste Mensch der Welt. Und ich will doch nur, dass auch die andern in Frieden leben können.« Er zog seiner Tochter den Strampelanzug an, hob sie hoch und legte sie vorsichtig ins Bett. Er streichelte ihr übers Gesicht und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Schlaf gut, Prinzessin. Bis morgen früh. Und diese blöden Weiber können reden, soviel sie wollen, sie haben Unrecht.«
»So ist er immer«, sagte Nadine lächelnd, »voll von sich überzeugt. Männer! Komm, wir lassen die beiden noch einen Moment allein.«
Julia Durant zog ihre Jacke aus und hängte sie an die Garderobe. Sie folgte Nadine ins Wohnzimmer. Das Kaminfeuer knisterte, der Tisch war gedeckt, eine Kerze brannte, leise Musik spielte.
»Setzen wir uns erst mal ein bisschen an den Kamin. Wie geht es dir denn?«, fragte Nadine.
»Willst du das wirklich wissen?«
»Würde ich sonst fragen?«
»Beschissen.« Durant holte die Schachtel Zigaretten aus ihrer Tasche und zündete sich eine an. Sie deutete auf die Zigarette und sagte: »Das hier ist wohl meine Ersatzbefriedigung, wenn du verstehst, was ich meine. Ich rauche zu viel, ab und zu trinke ichzu viel Bier, na ja, ich bin eben allein. Und das geht mir manchmal gewaltig auf die Nerven. Und kaum bin ich hier, jammere ich dir die Ohren voll. Kein Wort mehr über mich. Wie läuft’s denn bei euch?«
»Hier ist alles in Ordnung. Aber wenn dir das Alleinsein auf die Nerven geht, du kannst jederzeit herkommen. Wir haben vier Zimmer, die überhaupt nicht genutzt werden. Du kannst hier sogar übernachten, wenn du willst.«
»Nein, so meine ich das gar nicht«, erwiderte Julia Durant leise. »Mir fehlt einfach ein Mann. Ich bin das Alleinsein so satt, aber ich finde keinen. Und wenn ich denke, dieser oder jener könnte der Richtige sein, ist er entweder verheiratet oder ein Charakterschwein. Mein Weg ist mit schlechten Erfahrungen nur so gepflastert. Ich habe das Gefühl, die wollen alle bloß ins Bett mit mir, aber um Himmels willen keine feste Bindung. Schon gar nicht mit einer Polizistin.«
»Ich kann mich in deine Lage nicht reinversetzen, aber irgendwann kommt schon noch einer, der es ernst meint und dem es egal ist, was für einen Beruf du ausübst. Schick doch mal eine Bestellung ans Universum ab, ich sage dir, es funktioniert.«
»Bitte was?«, fragte Julia Durant mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Warte, ich geb dir ein Buch mit, da steht alles drin. Auf diese Weise kann man sich praktisch jeden Wunsch erfüllen. Ich wollte es auch nicht glauben, aber bei mir hat’s funktioniert.« Nadine Hellmer stand auf, ging ans Bücherregal und holte ein kleines Buch heraus. »Hier. Du kannst es behalten, ich habe mir gleich zehn Stück gekauft, wenn ich mal was zum Verschenken brauche. Aber du musst mir versprechen, es zu lesen.«
»Danke. Und darin steht auch, wie ich einen Mann finde?«, fragte Durant zweifelnd.
»Darin steht nicht nur, wie du einen Mann findest, sondern, wie du dir fast jeden Wunsch erfüllen kannst, indem du eine Bestellungaufgibst. Aber lies es erst mal, und gib deine Bestellung dann auf. Mehr verrate ich nicht.«
Frank Hellmer stieß zu ihnen, setzte sich neben Nadine auf die Couch. »Und, habt ihr euch gut amüsiert?«
»Ja, über Scheißmänner«, antwortete Nadine und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Doch zum Glück sind nicht alle gleich.«
»Ich wusste ja immer schon, dass ich ein Prachtexemplar bin. Nur leider kann ich diese Pracht nicht mit allen Frauen teilen.«
»Ist er immer so?«, fragte Julia Durant lachend.
»Nur wenn wir Besuch haben. Aber gerade dann werden Kinder bekanntlich hyperaktiv. Nicht wahr, Schatz?« Nadine streichelte ihm
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