Der Jäger
Hände, Lippen, das Harte in ihrer Vagina, das schnell und immer schneller die Lust einem, diesem unbeschreiblichen Höhepunkt entgegentreiben würde.
Noch war sie entspannt, ein leichtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, ihre vollen roten Lippen glänzten im matten Licht der Kerze. Dann auf einmal diese Finger, die sie allmählich von oben bis unten abtasteten, ihren Bauchnabel umkreisten. Der Mund, der mit ihren Brüsten spielte, an ihren Brustwarzen saugte. Allein dieses Saugen trieb sie zum Höhepunkt, die Brüste waren ihre erogenste Zone.
Plötzlich hörte jede Berührung auf. Jeanette Liebermann runzelte die Stirn. »Was ist los? Warum hörst du auf?«
»Es geht gleich weiter. Ich habe mir eine neue, noch spannendere Variante ausgedacht. Nur noch einen kurzen Augenblick.«
Sie hörte, wie etwas mit einer Schere durchgeschnitten wurde, und fragte sich, wie diese neue Variante denn aussehen würde. Auf einmal spürte sie, wie etwas Klebriges auf ihren Mund gedrückt wurde. Und dann Handschellen um ihre Fußgelenke, die mit diesem typisch ratschenden Geräusch einrasteten. Ein neues Spiel, vielleicht ein neuer Höhepunkt?
»So, meine liebe Jeanette, jetzt fangen wir richtig an. Ich schwöredir, du wirst diesen Abend nie vergessen. Weißt du eigentlich, dass du mir völlig wehrlos ausgeliefert bist? Was schießen dir jetzt für Gedanken durch den Kopf? Wehrlosigkeit hat doch auch immer etwas mit Angst zu tun. Wehrlosigkeit – Angst. Angst – Wehrlosigkeit. Hast du Angst?«
Jeanette Liebermann schüttelte den Kopf, obgleich die Stimme seltsam klang. Merkwürdig fern, verzerrt, unnatürlich.
»Hm, schade, die andern hatten alle panische Angst. Weißt du eigentlich, von wem ich spreche? Ich meine, die Reihenfolge noch im Kopf zu haben – Carola Weidmann, Juliane Albertz, Erika Müller, Judith Kassner, Vera Koslowski und letzte Nacht Maria van Dyck. Aber um meinen Plan zu erfüllen, müssen es sieben sein. Also fehlt noch eine. Und jetzt kannst du dir auch denken, wer das ist.«
Jeanette Liebermann hatte einen Kloß im Hals. Sie dachte unwillkürlich an Richter, der sie gestern noch gewarnt und gebeten hatte, vorsichtig zu sein. Er hatte sie nach ihrem Sternzeichen gefragt. Sie hätte alles für möglich gehalten, nur nicht, dass sie in Gefahr schweben könnte, eine wie sie, die bisher jede Situation mit Bravour gemeistert hatte, für die es keine Hindernisse gab, die seit ihrer Geburt auf der Sonnenseite des Lebens gestanden hatte. Sie riss, wie alle anderen vor ihr auch, an den Handschellen, warf den Kopf hin und her, wollte schreien, doch nichts außer einem erstickten Stöhnen war zu hören.
»Du bist die Letzte. Und weißt du auch, warum? Weil du das mieseste Stück Dreck auf dieser gottverdammten Erde bist. Die Menschen bewundern dich, aber keiner weiß, wie es wirklich in dir aussieht. Du bist so erbärmlich, so niederträchtig, so unglaublich kalt. Und jetzt werde ich dich diese Kälte am eigenen Leib spüren lassen.« Ein kurzes Auflachen, ein Streicheln über den Bauch, ein fester Griff zwischen die Beine. »Weißt du, was die Bullen denken? Die denken doch tatsächlich, ich würde heute Nacht in Oberrad zuschlagen. Überall Polizeikontrollen, überallZivilbullen, die meinen, ich würde sie nicht sehen. Ich habe meinen Führerschein vorgezeigt und bin gleich weitergefahren. Und die suchen sich noch immer dumm und dämlich. Und irgendwann morgen wird man dich finden. Genau so wie all die anderen. Scheiße, was? Wenn man so daliegt und überhaupt nichts tun kann. Wenn deine kleine Fotze vor Angst austrocknet und du nicht mehr klar denken kannst. Weißt du eigentlich, wer ich bin? Nein, du weißt es nicht, weil wir uns nie offiziell vorgestellt wurden und du meinen richtigen Namen gar nicht kennst. Aber ich habe deine Gesellschaft gesucht, und du warst so angetan von mir, dass du bald alle Scheu verloren hast. Und das war dein Fehler. Ihr Promis seid doch sonst immer so vorsichtig. Nur wenn’s ums Ficken geht, da tut ihr so geheimnisvoll. Dumm gelaufen, sag ich da nur. Aber ich will jetzt nicht mehr viele Worte machen, kommen wir allmählich zum Ende, du gottverdammte Hure. Mit wem außer Richter treibst du es denn noch so? Van Dyck? Egal, was geht es mich an. Er wird auf jeden Fall seinen Film ohne dich zu Ende drehen müssen. Möchte nur mal wissen, wie die das anstellen. Na ja, ist deren Problem.«
Jeanette Liebermanns Herz schlug wie wild in ihrem Brustkorb. Übelkeit. Angstschweiß. Der
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