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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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würden.«
    »Was? Die Schauspielerin?«
    »Ja. Wann können Sie hier sein?«
    »Wo soll ich denn überhaupt hinkommen?«
    »Offenbach, Buchrainweg. Wir sind nicht zu übersehen.«
    »Ich bin in einer halben Stunde da. Und informieren Sie auch Hellmer«, sagte sie nur und drückte die Aus-Taste.
    Sie sprang aus dem Bett, erledigte ihre Morgentoilette, wusch sich schnell das Gesicht, zog sich an, schlang zwei Bananen und einen Schokoriegel runter und trank ein großes Glas Milch. Auf dem Weg nach unten zündete sie sich eine Gauloise an, nahm die Frankfurter Rundschau aus dem Briefkasten, die schon auf der ersten Seite in einer kurzen Meldung über die Frauenmorde berichtete, ein ausführlicher Artikel stand im Lokalteil. Sie malte sich aus, wie die Öffentlichkeit aufschreien würde, wenn sie erfuhr, dass ihre geliebte Schauspielerin tot war. Entsetzen, Trauer, Fassungslosigkeit in der ganzen Nation.
    Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel, die Temperatur betrug bereits jetzt mindestens zwölf Grad. Sie stieg in ihren Corsa und fuhr los. Sie brauchte eine knappe Viertelstunde bis zum Buchrainweg, der fast an der Stadtgrenze zu Frankfurt verlief.
    Die Polizeiwagen waren tatsächlich nicht zu übersehen. Sie stellte den Corsa hinter einem Streifenwagen ab, stieg aus, ging an einem Beamten vorbei auf die Eingangstür zu, die nur angelehnt war und vor der ein weiterer Beamter postiert war. Sie hielt ihm kurz ihren Dienstausweis unter die Nase und lief stumm an ihm vorbei ins Haus. Feldmann und zwei Kollegen von der Offenbacher Kripo standen im Flur und unterhielten sich. Die Unterhaltung stoppte sofort, als sie Durant erblickten.
    »Wo ist sie?«, fragte die Kommissarin.
    »Oben, im Schlafzimmer. Wir haben nichts angerührt oder verändert.Wir dachten, Sie wollten sie vielleicht erst einmal sehen. Der Fotograf ist schon drin.«
    »Danke, dass Sie mich angerufen haben. Weiß Hellmer Bescheid?«
    »Er müsste jeden Augenblick hier sein.«
    »Wer hat sie gefunden?«
    »Sie hätte eigentlich heute Morgen um acht am Drehort sein müssen, weil die mit den Dreharbeiten angeblich sowieso schon hinterherhinken. Sie haben ein paar Mal versucht sie zu erreichen, bis schließlich jemand hergefahren ist. Die Haustür war nur angelehnt, na ja, alles Weitere können Sie sich denken.«
    »Dann warte ich mal auf Hellmer. Und es ist wirklich nichts verändert worden? Ich meine, von dem, der sie gefunden hat?«
    »Nein, er hat sofort die Polizei verständigt, als er die Tote gesehen hat. Er ist nur ein Mitarbeiter des Filmteams.«
    Julia Durant ging wieder nach draußen, wo sich ein paar Gaffer in einiger Entfernung eingefunden hatten und neugierig das Spektakel verfolgten. Sie zündete sich eine Zigarette an und setzte sich auf die Stufen.
    Kurz darauf bog Hellmers BMW mit quietschenden Reifen um die Ecke und hielt hinter ihrem Corsa. Er kam auf sie zugerannt, sagte mit keuchender Stimme: »Was ist das denn für eine verdammte Scheiße?! Wir konzentrieren uns auf Oberrad, und der Kerl schlägt in Offenbach zu! Nicht zu fassen.«
    »Dann sieh mal auf dem Stadtplan nach, du Schlaumeier«, entgegnete Durant ruhig. »Du brauchst nur ein paar Meter da rüber zu gehen, und schon bist du in Frankfurt. Ich sag doch, der verarscht uns nach Strich und Faden. Und dann sucht er sich als letztes Opfer auch noch die Liebermann raus. Das bekannteste Gesicht im deutschen Fernsehen.«
    »Selber Schlaumeier! Wieso bist du nicht draufgekommen?«
    Julia Durant winkte genervt ab. »Weil alle Morde in Frankfurt geschehen sind und wir so darauf fixiert waren, dass auch seinnächster Mord in Frankfurt passiert. Ausgerechnet die Liebermann! Es wird immer klarer, dass der Täter in einem Kreis zu finden ist, den wir auch kennen. Ich bin sicher, wir haben sogar schon mit ihm gesprochen. Erinnerst du dich, wie van Dyck, Kleiber, Maibaum und Richter gesagt haben, wer alles zu ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zählt? Die Kassner, die Weidmanns, die Koslowski, die Liebermann, nicht zu vergessen Maria van Dyck und Lewell. Wem von denen, die wir bisher befragt haben, würdest du einen Mord zutrauen? Kleiber? Maibaum?«
    Hellmer zuckte die Schultern. »Eigentlich keinem von denen. Vermutlich ist es einer, den wir bis jetzt noch gar nicht auf der Rechnung haben …«
    »Aber mir geht das mit der Impotenz nicht aus dem Kopf«, wurde er von Julia Durant unterbrochen, als hätte sie die letzten Worte von Hellmer nicht gehört. »Bei Kleiber wissen wir es nicht,

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