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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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obwohl es schon sehr ungewöhnlich ist, dass er mit der Kassner nicht geschlafen haben will. Maibaum hat dir gegenüber offen zugegeben, dass er impotent ist. Bei beiden kann es sich natürlich auch um eine bewusst gelegte Fährte handeln, damit wir sie erst einmal in den Kreis der üblichen Verdächtigen einbeziehen, dann aber wieder davon abkommen, weil es einfach zu offensichtlich ist. Die beiden sind ja nicht gerade auf den Kopf gefallen. Wir müssen ihre Alibis genauestens überprüfen. Und nur wenn die absolut wasserdicht sind, lassen wir sie wieder laufen. Dann haben wir allerdings ein Problem.«
    Ein paar Reporter und Fotografen sowie ein Fernsehteam von RTL waren eingetroffen, einige wollten die Absperrung durchbrechen. Nach und nach kamen immer mehr Journalisten. Durant ging mit energischen Schritten auf sie zu.
    »Stimmt es, dass Jeanette Liebermann ein weiteres Opfer des Serienkillers wurde?«, fragte einer von ihnen mit einem Notizblock in der Hand. Blitzlichter flammten auf.
    »Kein Kommentar«, erwiderte sie resolut. »Und jetzt packteuren Kram schleunigst wieder zusammen und verschwindet. Ihr bekommt eure Informationen zu gegebener Zeit.«
    Die Meute ließ sich nicht abwimmeln. Ein wildes Durcheinander von Stimmen, jeder wollte möglichst schnell an die Topstory kommen. »Haben Sie schon eine heiße Spur? Gibt es schon eine Verhaftung?«
    »Seid ihr schwerhörig? Kein Kommentar, hab ich gesagt! Und ich lasse euch gleich alle verhaften, wenn ihr mir noch weiter auf die Nerven geht«, erwiderte sie grinsend.
    »Frau Kommissarin, RTL Explosiv. Können wir irgendwie behilflich sein, den Killer zu finden?«, fragte eine junge Frau von etwa Mitte zwanzig und hielt ihr ein Mikrofon hin, ein Kameramann hatte sie direkt im Visier.
    »Wir geben heute Nachmittag um drei eine Pressekonferenz im Frankfurter Polizeipräsidium. Dort werden Sie Details erfahren, und selbstverständlich würden wir uns über Ihre Hilfe freuen. Geduld, Geduld. Und jetzt tschüss.«
    Sie drehte sich wieder um und ging zusammen mit Hellmer ins Haus. Der Fotograf hatte seine Arbeit beendet und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken, der Arzt war bereits bei der Toten, hatte allerdings noch nichts angefasst. Er schien nur auf die Kommissare zu warten.
    Jeanette Liebermann lag auf dem Bett. Ihr volles rotes Haar war nicht zerwühlt, der Täter hatte es offensichtlich nach ihrem Tod gebürstet. Eine Hand an der Seite, die andere ausgestreckt, die Augen weit geöffnet und blutunterlaufen, deutliche Strangulierungszeichen am Hals, die zum Teil von einer Goldkette überdeckt wurden. Sie hatte ein kurzes grünes Kleid an, hauchdünne schwarze Seidenstrümpfen und hochhackige Pumps. An den Fingern zwei goldene Ringe, ein goldenes Armband am rechten Handgelenk, eine Bulgari Uhr am linken, ein Fußkettchen am rechten Fuß. Dennoch waren die dunklen Druckstellen von den Handschellen und Fußfesseln gut zu erkennen. Im Schlafzimmerroch es nach Räucherstäbchen, der kalte Geruch hing noch in der Luft. Auf dem Nachtschrank stand ein Glas, auf dessen Grund sich brauner Satz gebildet hatte. Julia Durant schnupperte daran – Alkohol.
    Sie streifte sich Plastikhandschuhe über und zog die oberste Nachtschrankschublade heraus – zwei Zigarren, eine Schachtel Zigaretten, ein Päckchen Kondome, ein Nagelclipper, eine Feile, ein Päckchen Taschentücher, ein paar leere Notizzettel, eine Piaget Armbanduhr. In der unteren Schublade waren mehrere alte Drehbücher und ein paar Fotos, die sie zusammen mit Schauspielerkollegen zeigte.
    Auf dem Frisiertisch lagen Schminkutensilien, eine Bürste, ein Kamm, ein Handspiegel, der Telefonhörer des Schnurlostelefons. Durant, die zu Hause das gleiche Telefon hatte, drückte die Wahlwiederholungstaste, um zu erfahren, welche Nummer zuletzt gewählt wurde. Sie sah die Nummer im Display und runzelte die Stirn.
    »Schau mal her«, sagte sie zu Hellmer. »Kommt dir die Nummer bekannt vor?«
    Er zuckte die Schultern. »Nein, woher?«
    »Das ist Richters Nummer. Sie hat zuletzt mit Richter telefoniert. Vielleicht sollten wir ihn mal fragen, was er mit der Liebermann zu tun hatte.«
    »Ist das nicht egal?«
    Morbs meldete sich zu Wort. »Kann ich endlich anfangen? Ich hab keine Lust, den ganzen Tag zu vertrödeln. Außerdem ist Wochenende, und ich habe eigentlich keine Bereitschaft mehr«, sagte er ungehalten.
    »Wir auch nicht«, erwiderte Durant ebenso ungehalten. »Natürlich können Sie anfangen.« Sie sah Hellmer an.

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