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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Claudia, setzen wir uns.«
    Sie folgte ihm willenlos zur Couch, ihr Gesicht tränenverschmiert, die Wimperntusche verlaufen. Er sagte nichts, ließ sie einfach weinen, hielt sie in seinem Arm. Etliche Minuten vergingen, während deren kein einziges Wort fiel. Plötzlich stand sie auf, begab sich ins Bad und wusch sich das Gesicht. Als sie herauskam, war sie blass, ihre Augen rot vom Weinen.
    »Und jetzt?«, fragte sie mit einer hilflosen Geste.
    »Ich weiß es nicht. Ich muss überlegen.«
    »Du bist der Mann, den ich mir immer gewünscht habe. Aber du wolltest mich auch nur fürs Bett. Offensichtlich mache ich zu viele Fehler. Als wir uns kennen gelernt haben, warst du gerade geschieden, weißt du noch? Damals hätte ich einen Schlussstrich unter meine Ehe ziehen müssen. Aber ich war mir nicht sicher, ob du mich wollen würdest. Und jetzt ist alles zu spät. Du hast mir nie gesagt, dass du für mich mehr empfindest als körperliches Verlangen. Dabei kommt es mir gar nicht so sehr darauf an, sondern ich brauche jemanden, der immer zu mir steht. Der micheinfach mal so in den Arm nimmt, der merkt, wenn es mir schlecht geht. Peter hat nie gespürt, wenn es mir nicht gut ging. Meinst du nicht, es könnte doch noch etwas zwischen uns werden?«, fragte sie mit flehendem Blick.
    »Nein, das kann es nicht. Ich weiß ja nicht einmal, inwieweit du mir die Wahrheit sagst. Du sagst, du würdest mich lieben, aber du gehst auch mit anderen Männern ins Bett. Wie vereinbart sich das?«
    »Es gibt keine anderen Männer, das schwöre ich dir hoch und heilig. Ich habe in meinem Leben nur zwei Männer gehabt, Peter und dich.«
    »Maria hat gesagt, du hättest mehrere Liebhaber.«
    Claudia van Dyck lachte verzweifelt. »O ja, wenn Maria das sagt, dann muss das natürlich auch stimmen! Ich, die böse Claudia, die Hure! Aber ich kann dir verraten, woher sie diese Informationen hat – von meinem lieben Mann. Er lässt kein gutes Haar mehr an mir. Was soll’s, beenden wir das Thema, es führt zu nichts. Ich kann nur noch einmal betonen, ich liebe dich. Ich liebe dich, wie ich niemals einen Mann zuvor geliebt habe. Und wenn du ehrlich bist, dann empfindest du ähnlich. Bis heute Abend haben wir in jeder Beziehung hervorragend harmoniert. Warum soll das nicht auch in Zukunft so bleiben? Sag mir, dass du mich nicht liebst. Sag es mir hier und jetzt.«
    Richter schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht. Gib mir Zeit. Lass es doch einfach so, wie es bisher war.«
    »Okay, dann machen wir es wie bisher. Wir ficken einmal in der Woche und sonst nichts. O Scheiße, was für ein Leben!« Sie zündete sich eine Zigarette an, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, Verzweiflung pur. »Wenn du mich doch nur lieben könntest! Nur ein klein wenig! Du musst doch etwas für mich empfinden, du bist doch nicht einer von diesen schwanzgesteuerten Robotern! Oder liebst du deine Frau wirklich so sehr?«
    »Nein, ich liebe Susanne nicht. Und ich habe dir schon einmalgesagt, dass ich nicht einmal weiß, ob ich überhaupt lieben kann. Vielleicht ist das
mein
großes Problem. Komm her und lass dich umarmen.«
    Sie drückte die halb gerauchte Zigarette aus und setzte sich neben ihn. Er streichelte ihr übers Haar, den Rücken. Er empfand Mitleid mit ihr und wünschte sich in diesem Moment, nur ein ganz einfacher Mann zu sein, ohne die Fähigkeit, in die Psyche anderer hineinblicken zu können. Sie schmiegte sich an ihn, genoss seine Berührungen. Sie küsste ihn und sah ihn fragend an.
    »Ich liebe dich«, sagte sie, »und ich würde sterben, wenn du mich verlassen würdest. Ich bin schon fast gestorben, als ich das heute Morgen von Maria erfahren habe. Ich fühle mich einfach nur schuldig. Bitte vergib mir.«
    Richter schluckte schwer, nickte und stand auf. »Ich muss jetzt gehen. Lass uns morgen oder übermorgen telefonieren. Einverstanden?«
    »Ja. Aber bitte verlass mich nicht. Du bist der Einzige, dem ich vertraue.«
    Richter fühlte sich elend, als er ging. Zu Hause angelangt, fuhr er den Wagen in die Garage, das Tor schloss sich automatisch. Das Haus war leer, Susanne ausgeflogen. Wohin immer sie der Wind getragen haben mochte. Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht, die er nicht abhörte. Er trank einen Cognac, in der Hoffnung, der Alkohol würde seine Gedanken verscheuchen. Er trank noch ein Glas und noch eines. Er verfluchte sein Leben.

Freitag, 20.45 Uhr
     
    Jeanette Liebermann war mit einem Kollegen essen gewesen, wo sie sich fast die ganze Zeit

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