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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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über den tragischen Tod von van Dycks Tochter unterhalten hatten. Sie hatten am Morgen bereits eine Stunde gedreht, als sie die Nachricht erhielten, danach hatteder Regisseur gemeint, es sei besser, wenn man erst am Samstagvormittag weitermachen würde. Ganz gleich, was auch immer passierte, der Drehplan musste eingehalten werden, da sonst ungeheure Kosten entstanden, die sich eine deutsche Produktionsfirma nicht leisten konnte. Ursprünglich sollte bereits heute Nacht in der Innenstadt gedreht werden, aber auch dieser Termin war abgesagt worden. Jeanette Liebermann kannte van Dyck sehr gut, sie verband fast so eine Art Freundschaft, die allerdings bislang nie im Bett geendet hatte.
    Sie war etwa eine Viertelstunde zu Hause, das Badewasser lief gerade ein, als es klingelte. Sie schaute auf die Uhr und lächelte. Sie hatten sich am Nachmittag telefonisch für den Abend verabredet. Sie drückte den Türöffner, hörte das leise Zuklappen der Tür.
    »Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass du gekommen bist. Ich dachte schon, wir würden uns nie mehr sehen. Wie lange ist es her? Ein halbes Jahr?«
    »Ungefähr.«
    »Willst du was trinken? Du weißt ja, wo alles steht. Ich lasse mir gerade Wasser einlaufen. Oder wie sieht’s aus, hast du Lust, mit in die Wanne zu kommen? Sie ist groß genug für zwei«, sagte sie mit dieser warmen, aufreizenden Stimme, mit der sie jeden in den Bann ziehen konnte.
    »Gegen ein schönes Bad hätte ich nichts einzuwenden. Dabei kann man so herrlich entspannen und auch einige andere schöne Dinge tun. Und trinken können wir nachher noch etwas.«
    »Dann komm mit nach oben«, sagte Jeanette Liebermann.
    Sie tauchten in das Wasser ein, küssten sich hingebungsvoll, befriedigten sich oral. Sie blieben etwa eine Stunde in der Badewanne, trockneten sich ab und gingen nackt ins Schlafzimmer. Das Bett war noch von letzter Nacht zerwühlt, als sie mit Richter zusammen gewesen war.
    »Tut mir Leid, aber ich hatte noch keine Zeit, das Bett zu machen. Schlimm?«
    »Nein, warum? Wir liegen doch sowieso gleich wieder drin. Hast du übrigens das von Maria van Dyck gehört? Schrecklich, nicht?«
    »Ja, wir waren alle geschockt. Ich weiß nur, dass Peter Maria über alles geliebt hat. Es heißt sogar, er hätte sie mehr geliebt als seine Frau.«
    »Du meinst, die beiden …«
    »Nein, Quatsch! Er hätte nie mit seiner Tochter so was gemacht. Dazu kenne ich ihn zu gut. Und, wie sieht’s jetzt mit einem Drink aus? Gin Tonic, richtig?«
    »Du kennst meinen Geschmack sehr gut. Ich leg mich schon mal hin und warte auf dich.«
    Jeanette Liebermann ging nach unten, schenkte zwei Gläser voll, eines mit Gin Tonic, eines mit Scotch auf Eis. Diese Nacht würde die trüben Gedanken des Tages verscheuchen. Allerdings waren die Gedanken von Jeanette Liebermann nicht allzu trüb, es gab gewisse Dinge, denen sie ziemlich gleichgültig gegenüberstand. Sie genoss ihr Leben und hatte sich schon früh vorgenommen, die Schicksalsschläge anderer nie zu ihren eigenen zu machen. Und sie würde nie zulassen, dass ihr Mitgefühl eine gewisse Grenze überschritt.
    Sie kam mit den Gläsern zurück. Sie tranken, sahen sich an, streichelten sich.
    »Leg dich hin«, sagte Jeanette Liebermann. »Wir spielen unser Spiel. Diesmal erst du, dann ich. Einverstanden?«
    Nicken.
    Sie holte die Handschellen aus der Nachtschrankschublade, ihre Bewegungen und ihr Blick waren Sinnlichkeit pur. Sie ließ die Handschellen um die Handgelenke schnappen, band einen weißen Seidenschal um die Augen. Was sie tat, erregte sie, alles an und in ihr war angespannt. Eine Stunde lang dauerte das einseitige Spiel. Schweißperlen glänzten auf der Stirn, sie keuchte.
    »So, und jetzt bin ich dran«, sagte sie, während sie den Schalabnahm, die Handschellen öffnete und sich mit der Zunge über die Lippen fuhr.
    »Du hast mich ganz schön geschafft, weißt du das?«
    »Ich bin die Beste, das solltest du nie vergessen.« Jeanette Liebermann legte sich ausgestreckt hin, die Arme nach hinten gerichtet, nur wenige Zentimeter von den Metallstäben des Bettes entfernt, die Beine gespreizt. Kaum hatte sie es ausgesprochen, als der kalte Stahl der Handschellen um ihre Handgelenke schnappte und der Schal um ihre Augen gebunden wurde. Es war ein einziges Kribbeln in ihrem Bauch, ihrer Brust, zwischen den Schenkeln. Sie konnte kaum den Moment erwarten, wenn sie wehr- und hilflos ihrem Peiniger ausgeliefert sein würde. Sie würde nichts sehen, nur spüren,

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