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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zusammenbleiben; nur im Wald ...«
    »Nein, Rasso«, sagte Renardus. »Ich weiß, daß du dir Sorgen machst, aber du darfst uns mit deiner Angst nicht anstecken. Wir haben nichts verbrochen.«
    Rassos Einwände verhallten ungehört, und die Geißler marschierten weiter. Fulcher machte eine Kopibewegung zu Renardus hin.
    Er und Rasso drängten sich durch die Männer und gingen neben dem Meister her. Rasso war klar, daß Fulcher erwartete, daß sie beide den alten Mann schützen mußten; er war jetzt ihr Anführer. Wie sie sich gegen einen Angriff zur Wehr setzten sollten, war ihm allerdings schleierhaft.
    Der Wald umgab die Straße auf über zwei Meilen Länge und besaß in einiger Entfernung vom Straßenrand auf beiden Seiten dichtes Unterholz. Während die Geißler schwatzend und ihre Furchtsamkeit vertreibend hindurchmarschierten, suchten Rasso und Fulcher das Unterholz mit Blicken ab. Rasso fühlte die Spannung steigen; einmal hätte er beinahe aufgeschrien, als sich etwas hinter einem Laubvorhang bewegte. Die Geißler um sie herum wurden stiller, als ihnen ihre Wachsamkeit auffiel. Renardus machte ein unzufriedenes Gesicht.
    Das Geschrei und das Dröhnen der Hufe ließ alle zusammenfahren, selbst Rasso und Fulcher. Drei Reiter sprengten zwischen den Bäumen hervor und auf die Straße zu. Sie erreichten die Straße dicht vor den Geißlern, schlossen sich zusammen und machten einen Satz auf die Gruppe zu. Ihre Gesichter wurden von Helmen mit heruntergeklappten Masken verdeckt.
    Renardus wich zurück und krallte sich in Rassos Wams. Die anderen Männer schrien entsetzt auf und klammerten sich aneinander. Rasso fühlte sich nach vorn geschoben, auf die Leiber der Pferde zu. Breite Schwertklingen verließen scharrend die Scheiden und blinkten auf. RassosHände griffen ins Leere auf der vergeblichen Suche nach seinem langen Dolch.
    Einer der Reiter drängte sich nach vorn und riß an den Zügeln; sein Pferd stieg auf der Hinterhand empor. Rasso erbleichte und stolperte rückwärts. Das Pferd sank wieder auf den Boden zurück. Der Reiter lenkte es so, daß es sich quer vor Rasso und den Geißlern auf die Straße stellte. Die beiden anderen trabten an ihm vorbei und bauten sich links und rechts neben der eng zusammenstehenden Gruppe auf. Der Reiter vor Rasso griff nach oben und öffnete die Maske seines Helms. Ein breit grinsendes Gesicht kam darunter zum Vorschein.
    »Ein bißchen die wunden Rücken auslüften, was?« fragte er gutgelaunt. Rasso arbeitete vergeblich an einer Antwort. Der Mann lachte und klappte die Maske wieder herunter. Er hob das Schwert.
    Rasso ballte die Fäuste und zog sie vor die Brust. Der Mann schwang das Schwert einmal um seinen Kopf herum und steckte es dann wieder in die Scheide zurück.
    »Wir sehen uns, Rückenklatscher«, rief er dem ungläubig lauschenden Rasso zu und lachte dumpf hinter seiner Maske. Sein Pferd wieherte, als er an den Zügeln riß, und sprengte an Rasso vorbei. Mit der Hinterhand stieß es gegen seine Schulter und sandte ihn zu Boden. Während er sich benommen aufrichtete, hörte er die drei Männer davongaloppieren und Fulchers erstaunte Laute. Was die Geißler anging, so waren ihre Münder so rund wie ihre Augen und sie selbst zum erstenmal schweigsam.
    In Eller, einer Ansammlung von Häusern um den Sitz der Grafen herum, gab Fulcher auf. Die Schmerzen in seinemKiefer waren zu groß, als daß er hätte weitermarschieren können. Die Geißler zogen weiter. Rasso bat um Aufnahme in die Bewaffnetenschar des Grafen, und der Anführer der Waffenträger zögerte nicht lange. In verschiedenen Raufereien im flußabwärts liegenden Köln waren ein paar seiner Männer von verdammten Kaiserlichen so sehr verletzt worden, daß sie für mehrere Wochen ausfielen. Die Zeiten jedoch waren nicht so geartet, daß ein vorsichtiger Scharführer auf allzu viele Männer verzichten konnte. Rasso dachte nur kurz darüber nach, wie es war, von der Seite des Kanzlers auf die Seite der Grafen von Eller überzuwechseln, die den Papst unterstützten. In einer der Bauernkaten außerhalb des Burgbezirks lag Fulcher und hoffte, schnell gesund zu werden. Der Bauer verlangte Geld für seine Unterbringung. Außerdem hatte der Graf hübsche Farben. Als er aus dem Torbau wieder nach draußen trat, nickte ihm eine Magd zu und zwinkerte. Er befand, daß er es schlechter hätte treffen können.
    Die drei Männer auf den Pferden sah er niemals wieder.
Der Herr der Hinterlist
    Die Liebe hört niemals auf.
    1.

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