Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
Kardinal«, sagte Philipp. »Warum habt Ihr mich befreit?«
    »Als Giovannis Botschaft mich erreichte, ich solle ihn in Radolfs Haus treffen und nicht darüber erstaunt sein, wenn ich unterwegs auf den Kanzler stieße, war kurz vorher ein Bote für Giovanni auf dem Hof angekommen. Er hatte ihn in der Stadt gesucht, und man hatte ihn nach längerem Suchen zu mir hinaus verwiesen. Der Bote teilte mir mit, daß der Papst auf dem Konzil den Kaiser erneut gebannt und abgesetzt habe.«
    Philipp sah ihn schweigend an.
    »Das ist es, was Giovanni die ganze Zeit erreichen wollte: die Absetzung des Kaisers. Er hat sein Ziel erreicht. Deshalb sah ich keinen Sinn mehr darin, dich hinter Klostermauern einzusperren.«
    Es klang nicht vollkommen aufrichtig, aber Philipp begnügte sich damit.
    »Weiß der Kardinal schon davon?«
    »Ich habe es ihm nicht gesagt.«
    »Warum habt Ihr ihm nicht gesagt, daß seine Saat bereits aufgegangen ist? Dann hätte er leichter klein beigegeben.«
    »Vielleicht wollte ich wissen, wieviel seine Freundschaft wirklich wert war.«
    »Sie war nichts wert. Er ist ein Schurke und ein Mörder.«
    »Sie war sehr viel wert. Er hat dich laufenlassen. Glaubst du vielleicht, daß der Bolzenschuß mehr als ein Zufallstreffer war? Ich dachte, es würde nie soweit kommen, daß Bruno schießen müßte. Als ich den Schuß hörte, dachte ich, mir bleibt das Herz stehen.« Er drehte sich um und fragte den Bewaffneten, der sich den Riemen der Armbrust über die Schulter geschlungen hatte: »Worauf hast du gezielt?«
    »Auf das Pferd«, sagte Bruno und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    Raimund wandte sich wieder zu Philipp um.
    »Giovanni hat das ganz genau gewußt. Er hatmeinen Trick durchschaut; vielleicht nicht ganz zu Anfang, aber doch sehr bald.«
    »Warum hat er dann erst den Schuß abgewartet?«
    »Weil er sonst sein Gesicht verloren hätte.«
    »Aber der Knecht hat einen hohen Preis dafür bezahlt.«
    »Der Knecht hätte dir seinen Spieß in den Rücken gerammt«, sagte Raimund hart. »Er hat es selbst so gewählt.« Philipp zügelte sein Pferd, Raimund tat es ihm gleich und sah ihn erstaunt an. »Was ist los?« fragte er.
    »Ich sollte Euch danken dafür, daß Ihr mich befreit habt«, sagte Philipp. »Aber ich kann nicht vergessen, daß ich durch Eure Schuld erst in diese Lage geraten bin.«
    »Ich weiß. Ich werde dir alles erklären, sobald wir zu Hause sind.«
    »Ich habe einen ganz anderen Wunsch.«
    »Welchen?«
    »Aude«, sagte Philipp grimmig in die beginnende Abenddämmerung. »Ihr müßt mir helfen, sie zu befreien.«
    Raimund schnaubte. »Wie stellst du dir das vor?«
    »Ich weiß nicht, wie ich mir das vorstelle. Aber ich brauche Eure Hilfe dazu.«
    »Philipp«, sagte Raimund leise und beugte sich zu ihm hinüber. »Ich will deine Gefühle nicht verletzen, aber du weißt so gut wie ich, was diese Kerle mit Aude angestellt haben, sobald sie außer Reichweite des Kardinals waren. Sie ist totes Fleisch.«
    »Nein!« rief Philipp. »Nein! Sie müssen sie lebend nach Mainz bringen.«
    »Ein zuckendes Bündel, das in jeder Nacht mehrmals vergewaltigt und gequält wurde, ist auch noch am Leben«, knurrte Raimund. »Schlag sie dir aus dem Kopf.«
    Philipp starrte ihn an. Er konnte nicht verhindern, daß ein Schauer seinen Rücken hinunterlief und seinen Magen zusammenzog. Raimund hatte nur das ausgesprochen, was er selbst nicht zu denken wagte.
    »Es ist noch nicht Nacht«, sagte er hoffnungsvoll. »Sie werden das Tageslicht dazu nützen, um vorwärtszukommen. Die Straße nach Mainz geht erst in der Nähe von Kölnnach Süden ab. Sie müssen erst einmal in die gleiche Richtung wie wir. Eine Strecke weiter vorne sind Köhlerhütten. Ich nehme an, sie werden dort die Nacht zubringen. Wir können sie überfallen.«
    »Philipp, das sind fünf kampferprobte Männer. Wir sind nur vier, und keineswegs kampferprobt. Der einzige, der es mit ihnen aufnehmen könnte, bin ich, und ich bin alt.«
    »Wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite.«
    Philipp wandte den Blick von Raimund ab. »Kommt mit, oder laßt es. Aber ich werde sie zurückholen.«
    Raimund seufzte. Er drehte sich zu den beiden Männern um, die in einigem Abstand zu ihnen stehengeblieben waren. Der gefesselte Knecht des Kardinals sah ihn erwartungsvoll an. Seine Angst schien sich gelegt zu haben. Raimund drehte sich wieder um und musterte Philipps Gesicht. Dann rief er zu seinen Männern nach hinten: »Philipp denkt, wir sollten uns

Weitere Kostenlose Bücher