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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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hinterließ sein Erbe dem Papst. Es kommt nur darauf an, wie viele Jahre sie hinzurechnen. Das würde ihnen sogar entgegenkommen. Heißt es nicht, der Jahrtausendkaiser übergibt seinen Thron an den, der da herrschen soll über das tausendjährige Reich? Otto hat den Thron an Papst Silvester übergeben.«
    »Das sind doch alles Lügen. Es muß einen Jahrtausendkaiser geben! Wer soll uns denn in das tausendjährige Reich fuhren?«
    »Auch das spielt keine Rolle. Wenn die Weissagungen der Bibel eintreffen, geht die Welt in Flammen auf, wenn nicht, hat die Kirche ihre Macht ein für allemal gefestigt.«
    »Das kann doch nicht sein. Dann ist alles eine Lüge: unsere Vergangenheit, unsere Zukunft, unsere Kirche ... wenn unser Herr Christus zurückkommt, wird es ihn grausen, und er wird den Menschen für immer den Rücken wenden.«
    »Oder in tausend Jahren noch mal wiederkommen und nachsehen, ob wir dann seiner Herrschaft würdig sind.«
    »Wohl kaum«, knurrte Philipp. »Wenn alles so eintrifft, wie Ihr gesagt habt, wird die Christenheit in tausend Jahren gar nicht mehr wissen, welche Zeit herrscht. Sie werden keinen Jahrtausendkaiser haben, und sie werden im falschen Jahr dem falschen Erlöser hinterherlaufen, und der Antichrist hat ein leichtes Spiel damit, sie ins Verderben zu führen.«
    »Was kümmert es uns, was in tausend Jahren sein wird?«
    »Es kümmert mich, was jetzt sein wird! Was ist, wenn der Herr jetzt wiederkommt?«
    »Philipp«, sagte Raimund müde, »ob er morgen oder in tausend Jahren wiederkommt, es wird immer das gleichepassieren: Sie werden ihn wieder kreuzigen und sagen, daß alles, was er gepredigt hat, eine Lüge war.«
    Raimund sah zu Philipp hinüber. Ein schwaches Licht zeichnete sein blasses Gesicht in das Dunkel des Hintergrunds. Überrascht sah er nach oben. Philipps Augen weiteten sich; auch er blickte zum Himmel auf. Irgendwo hinter dem Laubdach war der Mond hoch genug geklettert, um sein Licht in den Wald zu werfen. Philipp sprang auf.
    »Der Mond ist aufgegangen«, rief er bestürzt.
    Sie ritten langsam voran, ihre Augen jetzt nicht mehr auf den Weg, sondern links und rechts in den Wald hinein gerichtet, in der Hoffnung, daß Alberts Männer ein Feuer gemacht hatten, das groß genug war, um gesehen zu werden. Das Mondlicht war nicht mehr als eine sanfte Illumination, die dazu reichte, den hellen Untergrund der Straße von der dunklen Umgebung abzuheben; ansonsten blieb der Wald eine düstere, amorphe Masse. Philipps Augen begannen zu brennen. Sie ritten in einer auseinandergezogenen Linie hintereinander, mit Philipp an der Spitze. Als er plötzlich sein Pferd anhielt und nach hinten spähte, stellte er fest, daß die drei anderen Männer zurückgeblieben waren. Gleich darauf hörte er ein sanftes Pfeifen aus ihrer Richtung, das man auch für das Geräusch eines Tiers hätte halten können. Er trabte langsam zurück.
    Raimund und die beiden Bewaffneten standen am Rand des Weges beieinander, bereits abgestiegen und in die Düsternis des nächtlichen Waldes starrend. Raimund legte einen Finger auf seine Lippen und winkte Philipp heran. Er sprang ebenfalls vom Pferd. Die Erschöpfung war plötzlich verschwunden. Er schluckte. Raimund deutete schweigend in den Wald hinein.
    Es war nur ein äußerst kleines Lichtpünktchen, ein niedrigflackerndes Feuer in einer gehörigen Entfernung vom Weg, das auf einer kleinen Lichtung brennen mußte. Philipp hatte es nicht gesehen.
    »Entweder ist das Albert oder Giovanni«, flüsterte Raimund, Philipps Gedanken erratend. »Aber ich bin fast sicher, es handelt sich um Albert.«
    Philipp drückte die Zügel seines Pferdes in die nächstliegende Hand und machte einen Schritt vom Weg ab in den Wald hinein.
    Er spürte Raimunds Hand auf seinem Arm. »Was hast du vor?«
    »Ich gehe sie holen«, zischte Philipp.
    »So kommst du nicht weit. Selbst wenn sie keine Wachen aufgestellt haben und vollkommen überrascht sind, hast du allein keine Chance.«
    Raimund zog Philipp zurück auf den Weg.
    »Wir arbeiten uns von drei Seiten an sie heran«, sagte Raimund.
    »Bruno, nimm die Armbrust. Ihr beide umgeht das Lager und nähert euch von der anderen Seite. Wir lassen euch genügend Vorsprung. Philipp und ich trennen uns und pirschen uns von links und rechts an sie heran.«
    »Das dauert viel zu lange«, drängte Philipp.
    »Es ist die einzige Hoffnung, die Burschen zu überwältigen«, erklärte Raimund unnachgiebig. Philipp stöhnte. Raimund sah ihn forschend

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