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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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danach weiterzureiten, aber er wußte, daß er entweder der Vernunft folgen und sofort absteigen mußte, oder seine Angst würde seinen Verstand endgültig untergraben und ihn im Dunkeln weiterirren lassen, als wäre er der Geist Gottfrieds von Als, den Radolf ständig gesehen zu haben glaubte – oder der Geist von Minstrel, dessentwegen er sich nicht mehr in den Keller gewagt hatte. Philipps Furcht war greifbarer, aber sie bestimmte sein Denken im gleichen Maß. Er ballte dieFäuste und schlug mehrmals auf den Sattelrand, so daß sein Pferd zusammenzuckte und scheute.
    »Philipp«, sagte Raimund.
    Philipp ließ sich aus dem Sattel gleiten. Er zwang sich zu sagen: »Also gut. Lagern wir hier, bis der Mond aufgeht.« Sie tasteten nach den nächsten Bäumen und banden die Pferde daran fest. Die beiden Bewaffneten setzten sich ohne Umstände zwischen den Pferden auf die Straße.
    »Sollte Giovanni doch noch hinter uns herkommen, kriegen wir es wenigstens rechtzeitig mit«, knurrte Raimund. Er bückte sich, wischte mit der Hand Äste und Steine beiseite und setze sich dann geräuschvoll auf den Boden. Er ächzte. »Ich werde zu alt für die aventiure «, sagte er nüchtern. »Alles tut mir weh.«
    Philipp stapfte ziellos herum, dann nahm er sich zusammen und tastete sich zu Raimund hinüber, der seinen Mantel abgelegt und auf dem Boden zusammengefaltet hatte. Sein helles Lederwams gab einen vagen Schimmer von sich. Raimund klopfte auf den Boden an seiner Seite. »Setz dich hierher, Philipp«, sagte er.
    Philipp ließ sich wie ein alter Mann zu Boden fallen und begann damit, in die Dunkelheit zu starren. Im stillen versuchte er den Mond zu beschwören, damit dieser seine Bahn schneller zog. Er tappte mit dem Fuß einen unregelmäßigen Rhythmus auf den Boden; als er es bemerkte, zwang er sich innezuhalten, nur um gleich darauf mit dem anderen Fuß weiterzumachen. Er versuchte, in Raimunds Gesicht zu sehen. Es war nur ein hellerer Fleck in der Dunkelheit. Seine Handflächen juckten vor Nervosität. Er konzentrierte sich darauf, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
    »Was hatte Minstrel mit der ganzen Sache zu tun? Bislangweiß ich nur, daß Radolf und Ernst und ihre Handlanger ihn getötet haben. Sie haben sogar eine Art Totenmahl für ihn gehalten.«
    »Minstrel war Giovannis Mann, ebenso wie Ernst und Radolf. Während der Kaiser im Heiligen Land war, begannen bereits die ersten Fälschungen. Es war einfach; Kaiser und Würdenträger des Reichs waren nicht anwesend, so konnte der zurückgebliebene Klerus schalten und walten, wie er wollte. Radolf, der seinem Herrn Gottfried nicht ins Heilige Land gefolgt war, verdingte sich Giovannis Vorgänger. Er sah endlich eine Möglichkeit, sein Talent zur Miniaturenmalerei gewinnbringend einzusetzen. Er traf auf Minstrel mit seiner Begabung für Schriften und auf Ernst, der ebenfalls keine Lust gehabt hatte, für die Befreiung Jerusalems zu kämpfen und ein erstaunliches Geschick dafür entwickelte, mit List und Gewalt die Bemühungen der Kirche in die richtige Richtung zu lenken. Man köderte sie alle mit dem Versprechen, daß es gottgewollt sei, was sie täten und dazu dienen würde, den Antichrist in den Abgrund zu stürzen, daneben winkten ihnen Würden und Reichtum, sobald der Papst zu der ihm zustehenden Macht gelangt wäre. Ich weiß nicht, welches der beiden Motive für wen von den Männern den größeren Ausschlag hatte; ich weiß nur, daß Radolf und Katharina, die Frau seines Herrn, in heftiger Liebe zueinander entbrannt waren. Radolf hoffte, sie zur Frau nehmen zu können, wenn er der Kirche nur treu genug diente und dafür ausreichend belohnt wurde.« Raimund räusperte sich.
    »Als der Kaiser nach der Wallfahrt wieder zurückkehrte, mußte die Kirche feststellen, daß er trotz aller Bemühungen von seiten des Klerus, seine Erfolge im Heiligen Landzunichte zu machen, kaum gebrochene Begeisterung bei den Fürsten und beim Volk erfuhr. So mußten sie ihre Bemühungen etwas vorsichtiger vorantreiben. Für die Knechte der Kirche, wie Minstrel, Ernst und Radolf, stellte dies sicherlich eine Enttäuschung dar: Sie hatten auf raschere Belohnung gehofft. Dazu kam, daß Gottfried nicht auf der Wallfahrt umgekommen war, denn der Kaiser dachte gar nicht daran zu kämpfen, sondern verhandelte lieber. Radolf fing ihn auf dem Heimweg ab unter dem Vorwand, ihn begleiten zu wollen, und brachte ihn um. Gottfrieds Knappe half ihm dabei.«
    »Lambert war Gottfrieds

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