Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
einen Aufkleber abgekratzt hat. Die Leute warfen einen Blick darauf und sahen es.
    Und jetzt hatte Callahan nicht einmal die Kraft, um die Fantasievorstellung aufrechtzuerhalten, irgendwo anders zu sein. Er war ... wo er war.
    Er fror, war durch und durch nass, bekam keine Luft mehr und war voller Angst. Sein Bewusstsein fing an, sich zu verdunkeln, zu flackern, sich auf ein paar wesentliche Gedanken zu verengen.
    Er dachte: Jeder muss sterben. Aber niemand sollte so sterben.
    Er dachte: Viel länger wird es nicht mehr dauern, es kann ja nicht mehr viel länger dauern, es kann nicht.
    Und er dachte: Warum?

15
    Berthwick House - der Russe hatte es sein bescheidenes Zuhause genannt - war in Wirklichkeit ein eleganter georgianischer Bau aus rotem Backstein, der unmittelbar an den Regent's Park angrenzte und den man ohne Übertreibung als Stadtpalast bezeichnen konnte: ein dreistöckiger Koloss mit elegant in das graue Schieferdach eingepassten Dachgauben und drei Kaminen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren zugleich diskret und auffällig: Ein drei Meter hoher schwarzer schmiedeeiserner Zaun, dessen senkrechte Stangen oben in scharfe Speerspitzen ausliefen, umgab das Haus; die Zufahrt wurde von einer auf einem Mast angebrachten Videokamera in einer emaillierten Verkleidung überwacht. Es gab ein kleines Torhäuschen mit einem Wachmann., der Bermans erdbeerfarbenen Bentley jetzt mit einem respektvollen Kopfnicken durchwinkte.
    Die geräumige Empfangshalle war in Korallenrot gehalten und mit Reproduktionen von Antiquitäten voll gestopft. Es gab Stühle, Tischchen und Schachtische im Stil von Sheridan und Chippendale; allerdings glänzten sie in einer dicken Schelllackschicht, die in einem künstlich auf antik gemachten orangefarbenen Farbton schimmerte. Zwei große Jagdgemälde in vergoldeten Rahmen wirkten zunächst wie distinguierte Ölgemälde des 18. Jahrhunderts, sahen aus der Nähe betrachtet freilich eher aus, als stammten sie aus einem Kaufhaus - Kopien, die ein Kunststudent in aller Eile hingepinselt hatte.
    »Gefällt dir?«, fragte Berman mit stolzgeschwellter Brust und deutete mit einer ausholenden Armbewegung auf den anglophilen Plunder.
    »Ich bin sprachlos«, erwiderte Janson.
    »Sieht aus wie Film-Set, da?«
    Wieder eine weit ausholende Armbewegung.
    »Da.«
    »Stammt von Film-Set«, sagte Berman vergnügt und klatschte in die Hände. »Grigori besucht Merchant Ivory Production, letzter Aufnahmetag. Schreibt Scheck an Produktionsleiter. Kauft alles. Schafft nach Hause. Und jetzt wohnen in Merchant Ivory Set. Alle sagen, Merchant Ivory bringt englische Oberklasse prima. Gerade gut genug für Grigori Berman.«
    Ein zufriedenes Schmunzeln.
    »Von Grigori Berman würde ich nichts weniger als das erwarten.«
    Die Erklärung leuchtete ein: Alles wirkte unecht und übertrieben, weil es dafür gebaut war, unter der richtigen Beleuchtung, mit den richtigen Objektiven und Filtern ein echtes Bild darzustellen.
    »Habe auch Butler. Ich, Grigori Berman, armer Mosko-wit, als Kind im Regierungsladen GUM Schlange gestanden, habe Butler.«
    Der Mann, auf den sich diese Bemerkung bezog, stand stumm, mit einem schwarzen Frack und einem steifen Hemd bekleidet, am Ende des Foyers. Er hatte einen mächtigen Brustkasten und entsprechende Armmuskeln, einen Vollbart und schütteres, sorgfältig nach hinten gekämmtes Haar. Seine rosa glänzenden Wangen vermittelten eine Aura von Jovialität, zu der seine würdevolle Haltung und ein ebensolcher Gesichtsausdruck überhaupt nicht zu passen schienen.
    »Das ist Mr. Giles French«, sagte Berman. »Der >Gent-lemen's Gentlemanc. Mr. French kümmert sich um alles, was du brauchst.«
    »Heißt er wirklich so?«
    »Nein, nicht echter Name. Echter Name Tony Thwaite. Aber wen kümmert das? Ich mag echten Namen nicht. Gebe ihm Namen aus bestem amerikanischem Fernsehprogramm.«
    Der bärtige Bedienstete nickte würdevoll. »Zu Ihren Diensten«, sagte er gespreizt.
    »Mr. French«, befahl Berman, »bringen Tee. Und.«
    Er hielt inne, entweder in Gedanken versunken oder weil er heftig darüber nachdachte, was zum Tee passen könnte. »Sevruga?«
    Das klang unsicher, und sein Wunsch löste ein kaum merkbares Kopfschütteln des Butlers aus. »Nein, warten«, korrigierte sich Berman. Dann strahlte er. »GurkenSandwiches.«
    »Sehr wohl, Sir«, sagte der Butler.
    »Bessere Idee. Scones bringen. Diese besonderen Scones, die Koch macht. Mit Devonshire-Sahne und Erdbeermarmelade.«
    »Sehr wohl, Sir.

Weitere Kostenlose Bücher