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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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reduzieren. Unbeweglichkeit bedeutete den Tod. Er würde nicht hinter einem Aussichtstürmchen kauernd darauf warten, bis man ihn von oben oder auf dem Boden einfach wegputzte.
    Der Gejagte würde zum Jäger, das Opfer zum Angreifer werden - oder bei dem Versuch sterben: Das war die einzige Option, die ihm verblieb.
    Fakten: Dies waren außergewöhnlich erfahrene Schützen. Aber sie waren auch so positioniert, dass ihr Geschick in höchstem Maße gefordert war. Sämtliche Schüsse waren aus großer Distanz abgegeben worden, und so gut die Schützen auch sein mochten, es gab Dutzende von unkontrollierbaren Variablen - eine heftigere Brise, ein kleines Ästchen, das dazwischenkam -, etwas, das die Kugel von ihrer beabsichtigten Flugbahn abbringen konnte. Auf große Distanz wurden selbst winzige Faktoren ungeheuer bedeutsam. Die Schützen feuerten auch nicht achtlos in die Gegend: Sie waren ganz offenkundig bemüht, Unbeteiligte zu schonen. Berman hatten sie zweifellos als einen Komplizen von ihm betrachtet, und unter diesem Aspekt war sein möglicher Tod ohne Belang, vielleicht sogar dem Einsatz nützlich.
    Frage: Weshalb war das Team so weit entfernt positioniert? Was die Verfolgung für Janson so entnervend machte, war die Tatsache, dass er seine Verfolger nicht sehen konnte. Sie hielten sich außer Sichtweite. Aber weshalb?
    Weil sie - oder ihre Führungsoffiziere - Risiken vermeiden wollten.
    Weil sie Angst vor ihm hatten.
    Du lieber Gott. Es stimmte. So musste es sein. Sie mussten Anweisung bekommen haben, direkten Kontakt um jeden Preis zu vermeiden. Subjekt gilt als unberechenbar und auf kurze Distanz gefährlich. Man wollte ihn aus der Ferne vernichten.
    Der daraus zu ziehende Schluss lag auf der Hand: Die reflexartige Ausweichtaktik, also der Versuch, die Distanz zwischen ihm und seinen Verfolgern zu vergrößern, war genau die falsche Reaktion.
    Er musste die Initiative ergreifen, musste auf die Angreifer zugeben. Aber gab es einen Weg, das zu tun - und zu überleben?
    In der Nähe des Inner Circle, dem Plattenweg um den Queen Mary's Garden herum, reichte eine stämmig ge-baute Frau in einem Jeansrock ihrem Mädchen ein Fernglas. Die Frau hatte jenen bleichen, rot gefleckten Teint, der ihre Verehrer in ihrer Teenagerzeit ohne Zweifel dazu veranlasst hatte, sie als »englische Rose« zu bezeichnen, aber von der bezaubernden Schönheit der Jugend war außer roten Flecken nicht mehr viel übrig geblieben.
    »Siehst du den da mit dem Blau an den Flügeln? Das ist ein Eichelhäher.«
    Das Mädchen, es war vielleicht sieben Jahre alt, spähte verständnislos durch das Glas. Es war ein guter Feldstecher, Vergrößerung wohl 10x50, wie es aussah: Die Frau musste wie so viele Briten einmal begeisterte Vogelbeob-achterin gewesen sein und war jetzt darauf erpicht, ihrem Kind die Wunder der Vogelwelt nahe zu bringen. »Mam-mi, ich kann gar nichts sehen«, beklagte sich die Kleine. Die Mutter mit ihren stämmigen Beinen beugte sich über sie und drehte an der Stellschraube des Glases.
    »Versuch es noch einmal.«
    »Mammi! Wo ist denn der Vogel!«
    In diesem Augenblick bot sich noch ein weiterer Sicherheitsfaktor: Eine Brise kam auf, zauste an den Blättern. Ein erfahrener Schütze würde auf alle Anzeichen achten, die mit dem Wind zusammenhingen, ganz besonders auf Böen, würde wissen, wie sehr sie die Flugbahn seines Schusses beeinträchtigen konnten. Wenn ein Schuss unter solchen Umständen abgegeben werden musste, gab es Regeln, wie man den Wind kompensieren konnte, wie man ihn »austrickste«. Man pflegte die Windgeschwindigkeit mit einer Daumenregel abzuschätzen: Ein Vier-Meilen-die-Stunde-Wind war ein Wind, den man im Gesicht fühlen kann; zwischen fünf und acht Meilen pro Stunde sind die Blätter an den Bäumen in ständiger Bewegung; bei Zwölf-Meilen-pro-Stunde-Winden schwanken kleine Bäume. Und dann musste auch der Winkel, aus dem die Brise kam, mit einkalkuliert werden. Exakt quer wehende Winde waren selten; die meisten wehten in einem unregelmäßigen Winkel zur Schusslinie. Außerdem waren die Windzonen in Zielnähe häufig anders als der Wind, den der Schütze selbst wahrnahm. All die notwendigen Berechnungen abzuschließen, bevor der Wind umschlug, war ein Ding der Unmöglichkeit. Und das hieß, dass die Genauigkeit unvermeidlich litt. Wenn sie eine Wahl hatten, und das hatten sie, würden die Scharfschützen warten, bis der Wind sich wieder gelegt hatte.
    Janson ging auf Mutter und Tochter zu, sein

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